Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
ebenfalls aus dem Weg geschafft werden.«
»Sie werden bei ihren Truppen sein, wenn sie nicht bei Hofe weilen. Wir müssen überall Agenten platzieren. Das wird wieder Zeit kosten.«
Ambrosius machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Wenn der Kaiser tot ist, die wichtigsten Würdenträger bei Hofe ebenso – ich denke hier vor allem an Leute wie Theodosius oder Arbogast –, dann wird der Rest wie ein Kartenhaus zusammenbrechen. Viele Offiziere werden wittern, woher der Wind weht, und sich uns anschließen. Viele werden ihre Karriere retten wollen. Das Wichtigste ist aber, die Köpfe der Hydra abzuschlagen.«
»Die Zeitenwanderer.«
»Rheinberg und von Geeren stehen hoch oben auf meiner Liste. Bei Ravenna, in der deutschen Stadt, noch einige weitere. Ich würde den Mann namens Dahms gerne verschonen, da er uns nützlich sein könnte. Renna muss sterben, daran besteht kein Zweifel. Und wenn bei alledem auch noch andere Verbündete der Zeitenwanderer zu Schaden kommen, will ich nicht klagen. Symmachus und Michellus, die Senatoren, fallen mir da ein.«
Malobaudes schwieg. Die Todeslisten wurden beständig länger. Der General hatte damit weniger ein ethisches Problem als vielmehr ein logistisches. Wenn eine Aktion immer komplizierter wurde, stieg auch die Anzahl möglicher Fehlerquellen. Es war bisher immer sein Prinzip gewesen, Dinge so einfach wie möglich zu halten. Das erhöhte die Wahrscheinlichkeit des Erfolgs immens.
Aber in einem hatte der Bischof natürlich recht.
Rheinberg, der Magister Militium, musste sterben.
»Rheinberg wird fast so gut bewacht wie der Kaiser«, gab der General zu bedenken. »Unser letzter Angriffsversuch scheiterte. Das Problem ist, dass er sich selbst auch ganz gut wehren kann.«
»Ja. Doch ich habe einen zweiten Plan. Dieser hat kürzlich auch einen Rückschlag erlitten, aber ich habe ihn noch nicht aufgegeben.«
»Erleuchtet mich.«
»Jetzt will ich das tun, denn ich brauche Eure Hilfe, General. Ihr müsst Eure Verbindungen zum Hof spielen lassen und dort jemanden für mich einführen.«
»Seid genauer.«
Ambrosius erhob sich und öffnete die Tür. Draußen stand, um ein Feuer gedrängt, die Gruppe seiner Begleiter. Er rief etwas nach draußen, das Malobaudes nicht verstehen konnte. Eine etwas kleinere Gestalt löste sich aus der Gruppe und betrat die Hütte. Der Bischof schloss die Tür und wies auf einen freien Stuhl.
»Setz dich.«
Die Gestalt warf die schwere Kapuze zurück. Malobaudes’ Augen weiteten sich.
»Eine Frau!«
Und, wie er in Gedanken hinzufügte, eine ausgesprochen reizvolle dazu.
»Das ist Aurelia«, stellte Ambrosius die Frau vor, die sich schweigend setzte. »Bis vor Kurzem war sie Leibsklavin Rheinbergs. Ich habe sie über einen Mittelsmann Renna angeboten und er hat sie dem Zeitenwanderer geschenkt. Die Idee war, dass er sie in seine Liegestatt nimmt und sie ihn dort tötet. Dazu ist es leider nicht gekommen.«
»Rheinberg hat den Plan durchschaut?«
»Er hat mich befreit, bevor es so weit kommen konnte«, sprach nun Aurelia mit einer tiefen, rauchigen Stimme. »Ich habe ihn nicht ins Bett bekommen. Er schien den Gedanken, eine Sklavin zu vögeln, nicht zu mögen.«
Malobaudes zuckte mit den Schultern. Er war sich über die seltsamen Ansichten der Zeitenwanderer zur Sklaverei durchaus im Klaren.
»Wie also sieht der neue Plan aus?«, fragte er.
»Aurelia ist der Ansicht, dass Rheinberg durchaus von ihr angetan gewesen sei.«
Die junge Frau lächelte. »Er verhielt sich wie ein kleiner Junge in meiner Gegenwart.«
»Und weiter?«, fragte der General.
»Aurelia ist frei und eine Frau von großer Bildung. Verschafft Ihr eine Stelle bei Hofe. Rheinberg hat das offenbar auch tun wollen, aber die Gute ist einfach nach der Freilassung untergetaucht.«
Die Frau warf dem Bischof einen berechnenden Blick zu. »Ich wollte nichts ohne neue Anweisungen tun.«
»Das war richtig so, meine Teuerste«, erwiderte Ambrosius begütigend. »Wie dem auch sei: Der Kern meines Planes bleibt. Aurelia ist frei und sie soll eine sinnvolle Position bekommen. Damit ist sie für jemanden mit den moralischen Vorstellungen Rheinbergs auch kein verbotenes Gebiet mehr. Sie wird sich ihm nähern, er wird ihr verfallen, sie bringt ihn zu einer geeigneten Zeit um und verschwindet.«
Malobaudes blickte den Bischof für einen Moment an. Dann nickte er langsam.
»Das wird sich machen lassen. Wie soll er sterben?«
Der Bischof warf Aurelia einen Blick zu. Mit steinernem
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