Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
kalt wurde. Kälter, als es das Wetter und die Raumtemperatur nötig machte. Es war eine Sache, jemanden zu töten, den alle längst für tot gehalten hatten. Es war eine andere, den regierenden Imperator zu stürzen – und dabei würde unausweichlich auch dessen Blut vergossen werden.
»Wir … Maximus ist …«
Ambrosius machte eine wegwerfende Handbewegung.
»Maximus ist detailversessen. Wenn es nach ihm ginge, würden wir noch Monate darauf warten, loszuschlagen. Wir haben diese Monate aber nicht mehr. Zum einen läuft da ein Gote herum, der eine Geschichte zu erzählen hat.«
»Die ihm kaum jemand glauben dürfte«, warf der Franke ein.
»Wie dem auch sei. Er stellt ein Risiko dar. Zum anderen graben sich die Zeitenwanderer um Rheinberg immer tiefer in die Strukturen des Imperiums ein. Sie sprechen jetzt davon, eine Offiziersakademie zu errichten, in der die Führungskräfte der Legionen eine einjährige, intensive Ausbildung erhalten sollen.«
Malobaudes nickte. »Das ist eine der guten Ideen der Zeitenwanderer.«
»Natürlich ist es eine gute Idee – und auf diese Weise wird man sich ein sehr loyales, professionelles Offizierskorps schaffen, das für uns nur sehr schwer zu beeinflussen sein wird, wenn wir länger zögern. Vergesst nicht die ganzen anderen Reformen! Der Staatshaushalt wird konsolidiert! Wusstet Ihr, dass sich die Einnahmesituation der kaiserlichen Schatulle in den letzten Wochen so gut wie noch nie entwickelt hat – vor allem, seitdem alle Steuervergünstigungen der großen Latifundienbesitzer sowie der Kirche gestrichen worden sind? Wenn das so weitergeht, edler General, wird Gratian sein Netzwerk von Einfluss und Macht beständig weiter ausbauen können, denn er hat jetzt das Geld dafür! Und wenn er dann noch militärische Erfolge erzielt, wird es selbst mit einem großen Aufstand kaum noch möglich sein, ihn zu stürzen – und den häretischen und gotteslästerlichen Machenschaften der Zeitenwanderer ist endgültig Tür und Tor geöffnet!«
Malobaudes nickte. Ambrosius hatte sich in Rage geredet, wie fast immer bei solchen Anlässen. Er selbst hatte ebenfalls wenig übrig für Häresie, aber vor allem war er daran interessiert, der Magister Militium des neuen Imperators Maximus zu werden.
Deswegen machte er ja überhaupt mit.
»Gut«, sagte er, um überhaupt etwas zu sagen und damit einem weiteren Ereifern des Geistlichen einen Riegel vorzuschieben. »Wenn ich Euch also richtig verstanden habe, seht Ihr die Zeit zum Handeln gekommen. Ich widerspreche Euch nicht, was die Geschwindigkeit angeht, mit der sich der Einfluss der Zeitenwanderer ausbreitet. Aber ich weiß, dass die Truppen des Maximus noch nicht bereit sind. Wir müssen weitere der Waffen unseres Überläufers produzieren, damit wir einen erfolgreichen Feldzug führen können. Wir machen Fortschritte, wenn ich den Berichten Glauben schenken darf. Aber es braucht noch Zeit.«
»Wie viel?«
Malobaudes hob die Schultern. »Fragt Maximus!«
»Was ist Eure Meinung?«
»Sechs Monate.«
»Dann ist der Sommer vorbei und wir können noch ein Jahr warten.«
»Die Kanonen funktionieren auch im Winter.«
»Nein!«
Der Franke zuckte zusammen, als der Bischof mit der Faust auf den Tisch schlug. Ambrosius redete gern und viel, und das auch durchaus emotional, aber richtig aufgebracht wurde er relativ selten.
»Ich kann dies nur aus einer militärischen Perspektive beurteilen«, gab er fast entschuldigend zu bedenken.
»Es gibt allerdings auch andere Gesichtspunkte als nur militärische«, schnappte Ambrosius, der sich wieder unter Kontrolle hatte.
»Sicher.«
»Und es gibt andere Strategien als militärische.«
»Ich weiß, worauf Ihr hinauswollt.«
»Nur zum Teil.«
Malobaudes horchte auf. Es war vereinbart worden, dass er zum Zeitpunkt des Aufstandes in der Nähe des Kaisers weilen und seinem jungen Leben ein Ende bereiten sollte – schnell und schmerzlos, so viel wollte Ambrosius Gratian offenbar zugestehen. Der General, der für den jungen Imperator weder Freundschaft noch Hass empfand, hatte diesen Teil ihrer Planungen scheinbar unbewegt zur Kenntnis genommen. Menschen starben bei solchen Aktionen und dazu gehörte dann auch mal ein Kaiser. Solange sein Rückzug gedeckt war, hatte er keine Einwände. Aber Ambrosius hatte offenbar noch weiter geplant.
»Es reicht nicht, wenn Gratian stirbt«, griff der Bischof scheinbar den unausgesprochenen Gedanken des Generals auf. »Seine treuesten Generäle müssen
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