Kaiserkrieger 4: Der Aufstand
wollte Godegisel aufsuchen.
Erwartungsgemäß war dies einfacher gesagt als getan.
Die beiden vierschrötigen Legionäre, die ihn bereits gut hundert Meter vor dem Eingang des Gebäudes aufhielten, machten jedenfalls nicht den Eindruck, irgendein Risiko eingehen zu wollen. Es dauerte einige Minuten, bis Godegisel die Männer von seiner Harmlosigkeit überzeugt hatte. Hilfreich dabei war, dass er sich auf eine kurze Durchsuchung durch die Soldaten eingelassen hatte. Da er keinerlei Waffen bei sich trug – tatsächlich nichts anderes als die Kleidung am Leibe –, wirkte er nicht sehr bedrohlich.
Eine zweite, gründlichere Durchsuchung erfolgte am Haupteingang des Gebäudes, erneut durch Legionäre, die ihre Aufgabe sehr ernst nahmen. Dann wurde er in ein schmuckloses Zimmer geführt, in dem ein weiterer Römer saß, diesmal kein Soldat. Er hatte augenscheinlich die Aufgabe, zu entscheiden, welches Ansinnen man den Zeitenwanderern zutragen sollte und welches nicht. Es war ein junger Mann – die Zeitenwanderer schienen bemerkenswert viele junge Leute zu beschäftigen – und er machte auf Godegisel einen gebildeten Eindruck.
»Dein Name ist Godegisel und du bist Gote?«, begann er das Gespräch nicht einmal unfreundlich.
»So ist es.«
»Ich habe von einem Godegisel gehört. Ein gotischer Adliger, in deinem Alter, der in Thessaloniki gekämpft hat.« Der junge Mann lächelte. »Ich bin aus dieser Stadt und habe mich den Zeitenwanderern nach der Rettung vor deinem Volk angeschlossen. Mein Name ist Marcus Diderius Praetus.«
»Ich grüße dich.«
Praetus nickte. Er sagte nichts weiter, sondern sah sein Gegenüber auffordernd an.
»Ich bin dieser Godegisel. Mein Schwert fällte Becker, den anderen Anführer der Zeitenwanderer.«
Hätte der Gote nun erwartet, dass der junge Römer erschreckt oder gar verärgert reagieren würde, so wäre er jetzt enttäuscht worden.
»Ungeachtet dessen, ob das nun stimmt oder nicht«, erwiderte Praetus gelassen, »ist die Tatsache allein, dass du dies so offen zugibst, etwas, was für dich spricht.«
Godegisel, der auf einem Schemel Platz genommen hatte, bewegte sich unruhig.
»Ich bin es. Ich kann nicht sagen, dass ich die Tat bedaure, noch, dass ich stolz auf sie wäre, denn …«
»Uninteressant«, unterbrach Praetus ihn. »Alle gotischen Krieger sind nach dem Ende des Angriffes und der Unterzeichnung des Vertrages in den Genuss der Amnestie gekommen. Das betrifft auch den besagten Godegisel, ob du das nun bist oder nicht.«
»Dahms kennt mich. Auch jener, der Neumann heißt. Beide waren sehr erregt. Sie waren wütend auf mich. Sie werden sich an mich erinnern.«
Praetus nickte erneut. »Welchen Zeitenwanderern bist du damals noch begegnet?«
Godegisel hatte die Frage erwartet und sein Gehirn zermartert, um die teilweise sehr seltsamen Namen noch zusammenzubekommen. Was er daraufhin zusammenstotterte, entsprach möglicherweise nicht exakt den tatsächlichen Namen, aber der junge Römer hörte konzentriert zu und schien nicht unbeeindruckt.
Godegisel fasste etwas Mut. Dies lief besser als erwartet.
»Und dein Anliegen?«
»Ich habe eine Warnung.«
»Warnung wovor?«
Godegisel zögerte. Er wusste nicht, wie weit er Praetus trauen konnte. Andererseits war er offensichtlich der Wächter des Zugangs zu den Zeitenwanderern.
»Es geht um eine Verschwörung«, sagte er schließlich.
Praetus hob die Schultern. »Das Reich wird durch Verschwörungen förmlich zusammengehalten. Ich glaube, das geht schon seit einigen Hundert Jahren so.«
Godegisel rang sich ein verständnisvolles Lächeln ab. Praetus wollte ein Klugscheißer sein. Der junge Gote atmete tief ein. Zorn würde ihm jetzt nicht weiterhelfen.
»Es ist eine ernste Sache. Sonst wäre ich nicht hierher gekommen, vor allem nicht als jemand, der einst ein Feind der Zeitenwanderer gewesen ist.«
»Das ist der Grund, warum ich mit dir spreche und du nicht bereits von den Wachen abgewiesen worden bist. Aber du musst etwas überzeugender sein als bisher.«
»Ich bin mir nicht sicher, wie weit die Verschwörung geht.«
Jetzt blitzte so etwas wie Interesse in Praetus’ Augen auf.
»Du meinst, du weißt nicht, ob ich nicht auch dazugehöre?«
»Ich wollte nicht …«
»Aber ja, du wolltest.« Der junge Römer erhob sich. »Du hast Angst.«
Godegisel wollte aufbrausen, musste aber nach kurzem Innehalten einsehen, dass der Mann nicht ganz danebenlag.
»Du kommst aus dem Osten hierher gereist?«, fragte Praetus,
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