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Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Kaiserkrieger 4: Der Aufstand

Titel: Kaiserkrieger 4: Der Aufstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van Den Boom
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sich vor ihm zu verbeugen und den Gruß ihres obersten Herrn entgegen zu nehmen.
    Mehadeyis mochte nur noch relativ kurze Phasen des Tages arbeitsfähig sein und er wirkte an diesem Abend nicht besonders aktiv oder stark. Doch Neumann entging nicht, dass er jeden seiner Gäste fest ansah. Er sprach wenig und bewegte sich kaum, wusste aber genau, was um ihn herum geschah. Da die ganze Begrüßungszeremonie eine gute halbe Stunde brauchte, war es eindeutig, dass der Kaiser die Absicht hatte, diese mit so wenig Energieeinsatz wie möglich zu bewältigen.
    Wach wurde er aber richtig, als schließlich Africanus vor ihm stand, um die Delegation vorzustellen. Er hörte sich die einleitenden Worte des römischen Offiziers geduldig an, dann öffnete er seinen Mund zu einer Antwort. Als er sprach, mit leiser, aber steter Stimme, herrschte sofort Stille im Raum. Jeder wollte wissen, was der Kaiser den etwas seltsamen Besuchern zu sagen hatte.
    »Ich begrüße die Zeitenwanderer!«, sagte der Kaiser.
    Neumann verbeugte sich tief. Offenbar war der Negusa gut informiert.
    »Ich habe äußerst seltsame Geschichten über Euch gehört«, fügte Mehadeyis hinzu. »Manche sagen, Ihr seid Dämonen oder mit solchen im Bunde.«
    Neumann wagte es, aufzublicken, sagte aber nichts. Sie hatten vereinbart, dass Africanus für sie sprechen würde.
    »Seltsam sind sie wohl, edler Herr«, erwiderte Africanus. Er und der Kaiser unterhielten sich auf Griechisch, das der alte Mann nahezu akzentfrei beherrschte. »Aber von Dämonen kann ich nicht berichten. Es ist allerdings für alle schwer zu erklären, wie sie überhaupt zu uns gelangt sind.«
    »Das kann ich mir vorstellen«, kommentierte der Negusa mit einem sanften Lächeln. »Ich weiß nicht, wie wir darauf reagiert hätten.«
    »Ich glaube, Rom weiß es auch noch nicht. Jedenfalls besteht da keine Einigkeit.«
    Mehadeyis schaute Africanus mit einem leichten Ausdruck des Erstaunens an. »Ihr sprecht sehr offen über die innere Zerrissenheit Roms, teurer Gast.«
    »Ihr seid darüber gut informiert, vermute ich«, erwiderte Africanus. »Warum sollte ich Euch also anlügen?«
    »Ja, man hört so einiges.«
    »Vieles davon wird Euch genauso wenig erfreuen wie mich.«
    »Möglich. Das hängt aber auch davon ab, warum die Zeitenwanderer es für nötig hielten, die weite Reise nach Aksum zu machen.«
    Der Blick des alten Mannes ruhte nun auf Neumann und Köhler, die direkt hinter Africanus standen.
    »Wir bringen Geschenke«, sagte dieser.
    »Natürlich bringt Ihr Geschenke«, sagte der Kaiser mit einer abwertenden Handbewegung. »Jeder bringt mir Geschenke. Und jeder will etwas dafür. Eine Prinzessin hier, ein Wegerecht da, einen Posten für den Sohn, den Cousin, den Bruder. Dieser Audienzsaal ist wie ein Marktplatz, Römer. Und ich bin mir nicht sicher, ob die Gunst, die von mir erwartet wird, in ihrem Wert den Geschenken entspricht, die man mir überreicht. Meist werde ich über den Tisch gezogen, glaube ich.«
    Der alte Kaiser grinste. Für eine Sekunde wirkte er so jungenhaft, dass die vielen Jahre von ihm abzufallen schienen. Africanus lächelte zurück.
    »Das wird bei uns nicht der Fall sein. Die Gunst, die Ihr uns gewähren könnt, wird Euch genauso nützen, wie sie uns nützen wird.«
    »Ah, ist das so? Und wer genau ist ›uns‹?«
    »Das Aksumitische Reich und das Römische Reich.«
    »Eine edle Antwort, eines römischen Offiziers würdig. Erlaubt mir die Vermutung, dass sowohl für mich persönlich wie auch für Euch persönlich noch etwas mehr dabei abfallen könnte.«
    Africanus neigte den Kopf. »Oh ja, edler Negusa. Ein hoher Genuss ist der weitere Lohn.«
    »Ein Genuss? Ich bin alt. Mein höchster Genuss ist es, morgens aufzustehen und für einige Minuten keine Schmerzen zu haben, eh die Mühsal des Tages wieder beginnt. Der Höhepunkt ist, wenn ich ohne Probleme Wasser lassen kann.«
    »Da haben wir etwas für Euch.«
    »Bringt es.«
    Natürlich war all dies mit den Hofdienern vorher abgesprochen. Zwei Vorkoster hatten genau beobachtet, wie Köhler mit zeremoniellem Ernst in der Küche des Palastes den mitgebrachten Kaffee zubereitet hatte. Und dann hatten sie gekostet. Ihre Gesichter waren absolut unbeweglich gewesen, daher konnte Köhler nicht einmal vermuten, wie ihnen das Getränk gemundet hatte. Aber sie lebten noch, was das Wichtigste war.
    Africanus winkte. Behrens hatte die Aufgabe des Kellners übernommen. Er trat mit einem Tablett vor, darauf standen zwei dampfende,

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