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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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gleichen Abend zur angegebenen Adresse. Dort hatte man immer noch geöffnet, offenbar in dem Ansinnen, so lange wie möglich auszuharren, um ja jeden Willigen einzufangen, den man rekrutieren konnte. Godegisel hatte gehört, dass das Verbot der Zwangsrekrutierung, das noch unter Gratian erlassen worden war, von Maximus aufrechterhalten wurde. Es war interessant, dass offenbar doch nicht alles von Übel war, was Rheinberg eingeführt hatte, selbst in den Augen jener, die es sich zur Aufgabe gemacht hatten, ihn zu vernichten.
    Der Gote fühlte sich nicht sehr wohl bei dem Gedanken, ausgerechnet auf der Flotte anzuheuern, die gegen jene segelten, deren Gefolgsmann er war. Es war zwar unwahrscheinlich, dass ihn jemand entdecken würde – allein die Narben und seine immer noch ausgemergelte Gestalt tarnten ihn weitaus besser, als es jede Verkleidung zu tun vermochte –, trotzdem war das Gefühl seltsam. Er würde sich nach ihrer Ankunft in Afrika schnell absetzen und den Kontakt zu Rheinbergs Truppen suchen müssen. Vielleicht erfuhr er ja sogar etwas Berichtenswertes, dann war die Reise doch keine so befremdliche Aktion und konnte Nutzen bringen.
    Godegisel runzelte die Stirn. Der Gedanke hatte etwas. Koch zuletzt, davor Fuhrmann – und jetzt Spion?
    Es ging offenbar schon wieder los. Godegisel war sich recht sicher, dass der Herr sich über diesen jungen Mann köstlich amüsierte. Es blieb lediglich zu hoffen, dass das alles irgendwann auch für ihn selbst einen Sinn ergab.
    Es dauerte keine halbe Stunde, dann hatte er seine Heuer. Am kommenden Morgen bereits hatte er sich erneut im Hafen zu melden, wo ihn die Arbeit auf einer requirierten Transportgaleere erwartete, als Ruderer und Koch vornehmlich, aber bis zum Ablegen auch als Ladearbeiter und für jede andere Tätigkeit, für die ihn der Vorarbeiter einteilte. Der Lohn war kärglich – es gab Kost, Unterkunft und ein lächerliches Handgeld –, aber damit kaufte er sich seine Passage. Der Vertrag galt für die Überfahrt und eine anschließende Rückfahrt, um Truppen wieder nach Italien zu verlegen, aber angesichts der kargen Entlohnung hatte Godegisel absolut kein schlechtes Gewissen dabei, sich nach der ersten Hälfte des Vertrags aus dem Staub zu machen.
    Nun, da er den Vertrag mit dem Feind abgeschlossen hatte, war das ohnehin keine moralische Frage. Er würde gerne wieder anheuern, wenn es darum ging, die siegreichen Legionäre des Theodosius zurückzubringen. Godegisel hoffte aber im Stillen, dass sich dann nicht mehr die Notwendigkeit ergab, selbst rudern zu müssen.
    Eine kleine Belohnung, fand er, hatte er sich da schon verdient.
    Godegisel ging zurück in die Taverne, leistete sich ein einfaches, aber bezahlbares Abendessen, lehnte das Angebot von Bier oder gar Zeitenwanderer-Branntwein dankend ab – zum offensichtlichen Missfallen des Schankwirts, der bei diesem Gast mit seiner gemischten Kalkulation wohl nicht den erhofften Gewinn machte – und legte sich früh schlafen.
    Die Gespräche, denen er in der Taverne beim Essen lauschte, waren Spiegel einer eher gedrückten Stimmung. Offensichtlich waren nicht alle froh darüber, dass die Zeitenwanderer Ravenna verlassen hatten. Viele vermissten die neuen wirtschaftlichen Möglichkeiten, die die seltsamen Besucher der Stadt geboten hatten. Jene, die fortschrittlich dachten, hatten gewisse Hoffnungen auf die Reformen gesetzt, die Gratian beginnen und die Maximus nur teilweise fortsetzen wollte. Auch der Bürgerkrieg traf auf Angst und Missfallen. Die Zeiten waren schwer genug. Die Ernten waren seit Jahren schlecht. Die Versorgungssituation gerade der Metropolen war angespannt. Und jetzt musste das geteilte Reich zwei Armeen ernähren, die im Verlaufe ihrer Kämpfe Handel und Landwirtschaft in ihrem Umkreis zum Erliegen brachten. Alle wünschten sich ein Ende des Krieges. Frieden stand ganz oben auf der Wunschliste. Das Problem war, dass viele dies auch um jeden Preis erhofften. Wenn Maximus siegte, gab es auch Frieden.
    Godegisel hatte eine etwas differenziertere Ansicht. Aber er hütete sich, in eines der Gespräche hineingezogen zu werden. Er beendete sein Mahl und zog sich zeitig zurück.
    Nachts wurde er nur kurz durch seine Mitbewohner geweckt, mit denen der Wirt ganz augenscheinlich mehr Glück hatte.
    Nach seinem knappen Frühstück am kommenden Morgen verließ Godegisel die Taverne zeitig. Als er den Hafen entlangspazierte, sah er, wie bereits ein großer Küstensegler, nicht unähnlich dem

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