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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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und leutselig, wo er es sich leisten konnte, alles in allem eine wunderbare Strategie, um sich an Bord einzuleben und nicht in irgendeiner Form negativ aufzufallen. Selbst die forschenden Blicke, die ihn anfangs noch getroffen hatten, wenn seine Narben zu sehen waren, wurden weniger. Dies war ihm eine sehr willkommene Entwicklung.
    Am Abend nach der Rede des Trierarchen und am Ende eines endlosen Instandsetzungsdrills ließ die Schiffsführung die Amphoren mit dem richtigen Wein öffnen – nicht den wässrigen Essig, der als normales Getränk gereicht wurde, und von dem niemand so viel herunterbrachte, dass er davon betrunken werden konnte, sondern den echten Wein, nicht mit Wasser versetzt, kein Tropfen von höchster Qualität, aber vor allem in seiner Form als Rotwein mit einer gewissen Wirkung, zumindest auf jene, die durch beständiges Trinken nicht schon völlig abgestumpft waren und mehrere Amphoren benötigten, um den Effekt zu spüren. In jedem Falle führte diese Aktion zur allgemeinen Entspannung auf und unter Deck, und als die Sonne langsam unterging, herrschte schon wieder eine fast fröhliche Stimmung auf dem Schiff. Da Godegisel beauftragt wurde, mit einer großen Karaffe in der Hand herumzugehen und nachzuschenken – und gleichzeitig darauf zu achten, dass niemand mehr als drei Becher verkonsumierte –, war er schnell ein gern gesehener Gast unter den scherzenden und feiernden Männern.
    Er hörte den Legionären immer mit halbem Ohr zu, wenn sie sich unterhielten, was im Verlaufe des Abends leichter wurde, da sich auch die Lautstärke erhöhte. Selbst als die freigegebene Ration sich langsam dem Ende zuneigte, blieb die Stimmung angeregt und entspannt zugleich.
    Zu einem bereits recht späten Zeitpunkt kam Godegisel mit seiner frisch gefüllten Karaffe an einer Gruppe von höheren Unteroffizieren vorbei, die sich in einer Ecke des Laderaums um eine flackernde Öllampe geschart hatten. Gerötete Wangen und ein leicht verschwommener Blick zeigten, dass die festgesetzte Ration nicht von allen eingehalten worden war, vor allem nicht von jenen, die über die Autorität verfügten, sich über solche albernen Begrenzungen hinwegzusetzen.
    Godegisel wurde gewunken.
    Er eilte sofort herbei, was bereits genügte, damit sich die Aufmerksamkeit der Männer wieder auf ihr Gespräch konzentrierte. Als Bediensteter hatte der junge Gote keinen sehr viel höheren Stellenwert als ein Einrichtungsgegenstand, im Grunde existierte er gar nicht für die Zechenden, zumindest so lange nicht, wie er gefällig und effizient nachschenkte.
    »Ich hoffe ja, dass ich zu der Truppe gehören werde, die das Zelt des Feldherrn stürmen darf«, sagte ein Zenturio mit grauen Haaren im sorgfältig gepflegten Backenbart, als er seinen Becher schmatzend abgesetzt hatte. »Ich will einfach das Gesicht von Theodosius sehen, wenn er merkt, dass seine Zeit abgelaufen ist.«
    »Langweilig«, kommentierte ein anderer und erntete Protest. Er hob eine Hand und erklärte: »Ich möchte sein Gesicht sehen, wenn er merkt, dass seine afrikanischen Verbündeten sich mitten in der Schlacht umdrehen und ihm die Gurgel zuschnüren!«
    Godegisel tat so, als hätte er nichts gehört.
    »Ja, aber dann werden wir noch zu weit weg sein«, klagte der Erste. »Ich nehme, was ich kriegen kann.«
    »Wenn der Spanier klug ist, stürzt er sich vorher in sein Schwert.«
    »Ah, verdammt, ja. Das wäre ihm zuzutrauen. Ehrenvoller Mann, das ist er. Ha, ich hätte den Spaß so gerne gehabt. Aber das wird wohl nichts.«
    »Sein Gesicht«, meinte nun ein Dritter und unterdrückte pietätvoll einen Rülpser. »Sein Gesicht ist das eine, das andere aber … von diesem Zeitenwanderer, Rheinberg, das will ich sehen. Er wird sich nicht selbst entleiben, das glaube ich nicht. Alles Memmen, diese Zeitenwanderer. Kein Mumm. Verstecken sich hinter ihren Waffen, haben Angst vor der harten Realität der Klinge. Rheinberg will ich sehen, wie er zittert und jammert.«
    »Das wird gar nicht so spannend sein. Er denkt bis zum Schluss, die Afrikaner würden ihn doch nicht verraten, sondern nur Maximus in Sicherheit wiegen, um ihm dann den Todesstoß zu versetzen«, erklärte der Erste. »Er wird bis zum Schluss nicht begreifen wollen, dass er wirklich verraten wurde. So richtig. Wie von Anfang an geplant!«
    Alle drei Männer kicherten und achteten nicht auf Godegisel, der mit devotem Gesichtsausdruck erneut einschenkte, bis die Karaffe leer war, und sich dann leise zurückzog.
    Sein

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