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Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition)

Titel: Kaiserkrieger 6: Der Kaiser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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noch in Sichtweite der Feldstecher, wo sich Kundschafter verbergen konnten, ohne sofort in Gefahr zu geraten.
    »Benachrichtigen wir die Offiziere bis hinunter zum Zenturio«, wies Rheinberg nun an. »Sie sollen noch den Mund halten, aber auf entsprechende Nachfragen der Männer gerne bedeutungsvoll lächeln. Ich will, dass sich Spannung aufbaut. Das schärft die Sinne und die Soldaten können die Energie sammeln, die sie bald benötigen werden.«
    Richomer grinste. »Ich werde eine Besprechung einberufen.«
    »Weiß Theodosius Bescheid?«
    »Er wurde informiert. Er meinte, die Details seien Euer Problem, Heermeister. Heute Abend wünscht er ein kurzes Treffen, aber ansonsten läuft er nur durch das Feldlager und redet mit den Soldaten, um allen Mut und Zuversicht zu spenden.«
    Rheinberg war erfreut. Der Kaiser tat, was er in seiner Position am besten konnte, jetzt, wo alles geplant und entschieden war. Theodosius war ein leidenschaftlicher Mann und er strahlte diese Gefühle aus. Er konnte mit den einfachen Legionären reden, die ihn nun schon einen langen Weg begleitet hatten. Er würde die Erinnerung an Gratian heraufbeschwören, die Vision eines neuen Roms – eines Roms, in dem treue und tapfere Legionäre, die sich bewährten, ungeahnte Möglichkeiten hatten, etwas aus sich zu machen. Er würde nicht drohen und disziplinieren, er war kein Unteroffizier. Seine Aufgabe war es zu inspirieren. Würde Maximus das Gleiche tun?
    Man hörte von ihm, dass es seine große Stärke sei, sich um die Belange seiner einfachsten Gefolgsleute zu kümmern. Vielleicht war das auch die Motivation für den Spanier, sich verstärkt um eine emotionale Bindung zu seinen Legionären zu bemühen. Es war eine Waffe, die wenig kostete, aber große Wirkung entfalten konnte, wenn es hart auf hart ging und die Schlacht sich unerfreulich entwickeln würde.
    Unerfreulich.
    Als Richomer das Zelt verlassen hatte, musste Rheinberg wieder daran denken, was wohl mit ihm geschehen würde, wenn sie diese Auseinandersetzung verloren. Er wusste, dass einige seiner Männer für so einen Fall einen Fluchtplan schmiedeten, doch er hatte nicht das Gefühl, dass ihm diese Idee besonders behagte. Die Saarbrücken würde ganz sicher fliehen und versuchen, im Osten eine Zuflucht zu suchen. Vielleicht konnte sie Theodosius mitnehmen und dieser konnte sich dann noch eine Weile als Kaiser des Ostens halten – wieder eine interessante historische Parallele zum Theodosius seiner Vergangenheit, der sich das Reich auch eine ganze Weile mit Maximus hatte teilen müssen.
    Nur damals hatte es nicht die Pest gegeben und damals hatte der Spanier am Ende obsiegt. Diesmal aber würden die Vorzeichen sich umkehren, und Rheinberg war sich nicht sicher, ob es ihm allein mit der Saarbrücken gelingen würde, das Ruder noch einmal herumzureißen.
    Er hielt es nicht länger in seinem Zelt aus.
    Er musste hinaus, sich auch mit den Legionären treffen. Er musste ihre Bereitschaft spüren, ihre Zuversicht und ihre Hoffnung. Vielleicht würde es helfen, sich davon anstecken zu lassen.
    Er wanderte durch das Heerlager. Es war gigantisch, da nunmehr auch die afrikanischen Truppenteile angekommen waren. Fast 40 000 Soldaten waren hier versammelt, eine der größten Armeen in der Geschichte des Römischen Reiches. Sollte er nun Stolz darüber empfinden, eine solche Maschinerie zu befehligen? Oder sollte ihm die Verantwortung eher Angst einflößen?
    Rheinberg wollte sich weder für das eine noch für das andere entscheiden. Er fand, dass konzentrierte Demut die richtige Einstellung für diesen Moment war.
    Manche der Legionäre sprachen ihn an. Der Heermeister war nicht als unnahbar bekannt. Viele grüßten ihn nur. Zwei boten ihm eine Portion Brei an, und einmal nahm Rheinberg das Angebot an, lobte den Koch ironisch, erntete Gelächter.
    Er wollte niemanden inspizieren, doch übereifrige Unteroffiziere riefen ihre Männer zur Achtung, wenn er sich näherte, und dann war es seine Aufgabe, der allgemeinen Aufregung entgegenzuwirken. Er ging davon aus, dass die Waffen und Rüstungen überall in gutem Zustand waren. Und wenn nicht, dann würde sich daran jetzt auch nicht mehr allzu viel ändern lassen.
    Er wollte keine Angst verbreiten.
    Nicht alle der Männer beachteten ihn mit Aufregung oder besonderem Respekt. Nicht alle Legionäre mochten ihn. Er war immer noch ein Fremdkörper, der vieles von dem, was die Seele dieser Männer ausmachte, nicht verstand. Manche fühlten sich von den

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