Kaiserkrieger: Der Aufbruch
ein Hochstapler .«
»Nein. Seid Ihr nicht .«
»Woher weißt du das ?«
»Ihr habt Euch immer noch nicht bei mir entschuldigt .«
Valens senkte den Kopf. Gegen diese Form der Argumentation hatte er offenbar nichts weiter vorzubringen.
»Hilfst du uns, Belucius ?«
»Nach Nemetacum, hm?«
»Es ist dringend .«
Der alte Soldat seufzte und richtete sich auf. »Dringend. Es ist immer dringend .«
Er wuchtete sich auf seine Füße. »Mich trägt kein Pferd mehr, mein Kaiser .«
»Das sehe ich .«
»Ich habe einen Karren und zwei Esel .«
»Das wird helfen .«
»Ich mache mich sofort auf den Weg. Soll ich Malobaudes herbringen? Das wird schwer für mich .«
Valens wechselte einen schnellen Blick mit Godegisel, der nur die Schultern hob. Dies war das Spielfeld des ehemaligen Imperators, hier konnte der Gote nicht behilflich sein.
»Besorge uns nur einen Pass, der die Wachen anweist, den Träger des Papiers nicht zu hindern. Dann komme ich selbst in die Stadt .«
Belucius nickte. »Das ist besser. Der General wird mich nicht empfangen. Aber ich kenne andere. Dann spanne ich die Esel an .«
Er ging zu einer Truhe hinüber, kramte darin herum und warf sich dann einen Mantel über, aus dem Legionäre ein Zweimannzelt errichtet hätten. Er band die gigantische Stofffläche vor seinem Bauch zusammen und wirkte jetzt umso beeindruckender. Er kratzte sich am Kinn.
»Kein Gold, mein Imperator?«
»Kein Gold. Vielleicht später, aber ich kann nichts versprechen .«
Der Veteran nickte. Er wandte sich ab und stapfte auf die Tür zu. Dann wurde er durch die Stimme des ehemaligen Kaisers aufgehalten.
»Belucius?«
»Herr?«
Valens holte tief Luft.
»Entschuldige bitte .«
Der Bärtige kniff die Augen zusammen, nickte sich selbst zu, hob die Hand zum Gruße und ging ohne ein weiteres Wort.
Als er die windschiefe Tür hinter sich geschlossen hatte, sah Godegisel Valens fragend an. Der zuckte mit den Schultern.
»Ich bin so was nicht gewöhnt, Gote .« Er machte eine Pause. »Dies ist eine sehr lehrreiche Episode für mich .«
Dem konnte Godegisel nur zustimmen.
Während der ehemalige Legionär gen Nemetacum unterwegs war, genossen Godegisel und Valens die Gastfreundschaft des Mannes. Herumliegenden Unterlagen war zu entnehmen, dass er über einiges Land verfügte, das er offenbar von Sklaven bewirtschaften ließ, deren Unterkunft sich außerhalb des Marktfleckens befand. Für seine eigenen, häuslichen Bedürfnisse schien er selbst zu sorgen, jedenfalls gab es hier offenbar keine Bediensteten. Die beiden Männer fanden sich rasch zurecht und stellten zu ihrer Erleichterung fest, dass neben dem Wein auch noch einige Nahrungsmittel in einem kleinen Lagerraum zu finden waren, sodass sie das Haus nicht mehr verlassen mussten. Sie erwarteten Belucius nicht vor dem kommenden Tag zurück, sodass sie Zeit fanden, sich zu entspannen.
Als Valens nach einer kurzen Erkundung herausfand, dass auf dem Anwesen ein kleines Badehaus stand, mit einer steinernen Wanne sowie einem großen Kupferkessel, unter dem man ein Feuer entzünden konnte, war die Begeisterung beim ehemaligen Kaiser groß. Godegisel konnte zwar der schon fanatisch wirkenden Leidenschaft der Römer für Bäder nicht allzu viel abgewinnen, angesichts der tagelangen Reise, die ihnen nur selten die Möglichkeit zu wirklicher Hygiene gegeben hatte, war er über die Entdeckung mindestens ebenso froh wie sein Reisegefährte. Als dann klar wurde, dass Belucius auch in anderen Dingen für gute Vorratshaltung sorgte, war Valens nicht mehr zu halten: Er entzündete ein Feuer und goss reichlich Wasser ein, das der ehemalige Soldat in zwei großen Fässern aufzubewahren pflegte. Es dauerte einige Zeit, bis die große Wassermenge heiß genug war, um ein anständiges Bad zu füllen, doch als es so weit war, ließen sich beide Männer mit einem wohligen Stöhnen in der Wanne nieder. Sie war gerade groß genug, dass sie nebeneinander darin sitzen konnten, doch das tat ihrer Begeisterung keinen Abbruch. Mit Metallschabern begannen sie, den Dreck von der Haut zu kratzen, benutzten grobe Stofftücher, um sich gründlich zu reinigen, und bald hatte die Haut beider Männer eine puterrote Farbe angenommen. Sichtlich entspannt verließen sie das Bad und fühlten sich erstmals seit vielen Tagen wieder richtig sauber. Da ihre Kleidung dieses Attribut jedoch ganz und gar nicht verdiente, blieb ihnen nichts anderes übrig, als in den Kleidervorräten des Soldaten nach etwas Passendem
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