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Kaisertag (German Edition)

Kaisertag (German Edition)

Titel: Kaisertag (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Oliver Henkel
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was da auf mich zukommt. Dieser Schlamassel geht mich nichts an, gar nichts!
    Aber nein, ich musste ja den Helden spielen. Und zur Belohnung gehe ich über den Jordan. Gerade jetzt, wo ich endlich Alexa wieder …
    Prieß erstarrte. Ihm war erst jetzt klar geworden, dass Alexandra Dühring auch umkommen würde. Und wieder war es Maximilian Sonnenbühl, der sie trennte, diesmal für immer. Die Wut kochte erneut auf, und er brüllte: »Dazu hast du kein Recht! Kein Recht! Nein!«
    Sein zorniger Aufschrei verhallte; kraftlos sank Prieß in sich zusammen. Alles um ihn herum schien zu verschwimmen.
    Da wurde die Tür aufgestoßen und schlug mit einem lauten Krachen gegen den Eisschrank. Prieß fuhr zusammen. Doch der Schrecken verflog sofort wieder, als Yvonne Conway in die Küche kam, in der Hand eine winzige Automatikpistole, und sich mit einem raschen Rundblick versicherte, dass sie in diesem Raum keine unangenehmen Überraschungen erwarteten.
    Ein erstauntes »Sie?« war alles, was der Detektiv herausbrachte.
    »Ganz recht, ich«, sagte die Engländerin und ließ die Pistole in ihrer Handtasche verschwinden. Dann nahm sie den Degen vom Tisch und begann, vorsichtig die Fesseln mit der unhandlichen langen Klinge aufzuschneiden. »In der Rolle des Deus ex Machina: Yvonne Adelaide Conway. Bitte bewegen Sie sich nicht, das könnte sonst unappetitliche Folgen haben.«
    »Aber … woher wussten Sie, dass ich in der Klemme stecke?«
    »Ich wusste es nicht. Aber erst gestern sagte ich zu Frau Dühring, dass ich zuweilen auf meine Intuition höre. In diesem Fall sagte mir meine Intuition, dass Sie möglicherweise in Schwierigkeiten sein könnten. Daher dachte ich, es wäre vielleicht klüger, wenn ich nicht direkt zum Hanseplatz zurückfahre, sondern erst einmal hier nach dem Rechten sehe. Ich hatte so ein vages Gefühl, der Professor könnte möglicherweise doch zu den Verschwörern gehören. Offenbar ist er in der Tat – wie Sie vielleicht sagen würden – ein falscher Fünfziger.«
    Die letzte Fessel fiel aufgetrennt zu Boden, und Prieß sprang vom Stuhl auf. »Ach was! Dieser Professor ist ganz einfach ein Geisteskranker. Er macht die Puppenspieler glauben, einer von ihnen zu sein, aber in Wahrheit verfolgt er seine eigenen wahnsinnigen Ziele!«
    Er sah hinüber zur Uhr über dem Geschirrschrank. Es war fast halb elf.
    »Ich muss zu Alexandra!«, rief Prieß aus. »Die Bombe geht irgendwann gegen elf hoch, und wir können es nicht verhindern. Die Stadt muss geräumt werden!«
    Schon wollte er durch die Tür hinauslaufen, doch Yvonne Conway hielt ihn am Arm fest. »Warten Sie! Hören Sie sich doch erst einmal an, was ich erfahren habe!«
    »Was kann uns das jetzt noch groß nützen?«, erwiderte er unwirsch.
    Eindringlich forderte die Engländerin ihn auf: »Hören Sie mir eine Minute zu, dann wissen Sie es! Ich habe mit dem einzigen Menschen telefoniert, den ich in London erreichen konnte. Mit einem alten Freund, der zufällig auch stellvertretender Leiter der Abteilung für den Pazifischen Raum beim Secret Service ist. Er versucht im Moment gerade, den Premierminister aufzuspüren, aber viel wichtiger ist, was er mir gesagt hat. Unsere Agenten auf den Karolinen-Inseln haben nämlich berichtet, dass dort schon alles für den Bombentest bereit ist. Aber man hat keinen Stahlturm aufgebaut. Es steht fest, dass der Große Kurfürst speziell für den Abwurf von einem Zeppelin konstruiert wurde! Er soll vom Marineluftschiff Bremen aus über zwei ausgemusterten Panzerkreuzern abgeworfen werden, um die Wirkung auf Seeziele und die Zündung per Fallhöhenzünder zu erproben.«
    »Von – einem Zeppelin? Ist das denn ganz sicher?«
    »Jeder Irrtum ist ausgeschlossen, Herr Prieß. Wir haben … nun, sagen wir, ausgezeichnete Quellen.« Sie drückte ihm den Degen in die Hand, und er steckte ihn zurück in die Scheide, ohne einen Gedanken daran zu verschwenden, was er mit der sperrigen Waffe anfangen sollte. Dafür war er viel zu erstaunt und sah die Engländerin mit großen Augen an. »Aber – das heißt ja … erzählen Sie mehr, nun machen Sie doch!«
    »Es wäre ein kompliziertes und zeitaufwendiges Unterfangen, eine eigens für diesen Zweck gebaute Bombe nachträglich mit einem anderen Zündmechanismus auszurüsten. Vermutlich, nein, ganz sicher soll sie abgeworfen werden, wenn um elf Uhr das Zeppelingeschwader die Stadt überfliegt. Mir ist nur ein Rätsel, wie die Puppenspieler die Atombombe unbemerkt in einen der Luftkreuzer

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