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Kaktus zum Valentinstag

Kaktus zum Valentinstag

Titel: Kaktus zum Valentinstag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Schmidt
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meinem Freundemodell! Liebe, das muss die Mutter aller Arten von Freundschaften sein. Sozusagen die Masterfreundschaft. Die Freundschaft, die mehr wiegt als alle einzelnen Freundearten zusammen.
    Und was ist mit Sex? Oh Gott! Dazu müsste ich ja dort angefasst werden, wo mich noch niemals jemand angefasst hat. Vielleicht hätte ich doch mal die BRAVO lesen sollen. Denn ich kenne niemanden, mit dem ich über solche Dinge reden konnte und kann. Niemanden.
    Mich verfolgt ein seltsames Gefühl des Hinterherhinkens. Während ich an Schule und Uni dem Umfeld weit voraus war und bin,hinke ich bei allem, was den Umgang mit anderen Menschen angeht, hinterher. Mit einer jahrzehntelangen Verzögerung.
    Also, wie soll ich nun Liebe und Sex in mein hierarchisches Freundemodell einbauen?
    Wenn andere Leute sagen, sie »lieben sich«, dann haben sie oft einfach nur Sex miteinander. Ist Sex nur ein anderes Wort für Liebe? Oder ist Sex ein Teil von Liebe? Oder hat das eine mit dem anderen gar nichts zu tun?
    Nach stundenlangem Grübeln, um die Thematik sauber zu strukturieren, halte ich fest, dass es für die Liebe eine notwendige Bedingung ist, wenn man einen innigen Freund hat, dem man alles erzählen kann, den man körperlich berühren kann. Die Kategorie 1 also.
    Ein inniger Freund, mit dem man Sex haben kann, den liebt man. Einen Menschen, mit dem man Sex haben kann, ohne dass er ein inniger Freund ist, den liebt man anders. Es gibt also mehrere Arten von Liebe. Die Liebe, die ich suche, ist diejenige, die sich auf den innersten Kreis bezieht. Das definiere ich jetzt so.
    So steht das also nun auf dem Papier. Da fällt mir auf, dass ich in meinem Freundemodell immer nur von Freunden spreche, aber nie von Freundinnen. Ich definiere, dass für Freundinnen ganz genau dasselbe gilt. Und wenn ich eine Freundin dann heirate, würde sie zu meiner Frau, die im Zentrum meines Freundediagramms steht. Das bedeutet, dass sie alle anderen Stadien einer Freundschaft mit mir erfolgreich durchlaufen haben muss, um diesen Zentralstatus zu erlangen. Und ich auch bei ihr. Nur dann ist es beiderseitige Liebe. Uff, da wartet ein hartes Stück Weg auf mich!
    Und das sagt sogar Frau Vogt, als wir mal wieder zusammen im Eckbankzimmer sitzen: »Herr Schmidt, wissen Sie, das mit der Liebe, das ist nicht so ganz einfach. Es gibt einen weisen Spruch darüber: Die Liebe ist ein scheuer Vogel, der den Schlüssel deines Gefängnisses um seinen Hals trägt. Sie müssen also erst einmal eine warme Dame finden. Aber diejenigen, die innig lieben können, sind meist am schwersten zu bekommen. Erst wenn Sie Ihren Liebesvogel fangen können, werden Sie aus dem Junggesellenleben befreit.«

Ostpreußische Flirtkunde
    Die befristete Beziehung mit Cordula macht mir klar, dass ich ergänzend zur bereits bestehenden Checkliste zukünftig weitere Dinge unbedingt vorher austesten muss. Dazu gehört vor allem, ob die potentielle Partnerin offen ist, dass es keine Tabuthemen gibt, dass alles transparent kommunizierbar ist.
    Eine Frau muss auch bereit sein, temporäre »Fehler« zu akzeptieren. Denn »Fehler«, das sind letztendlich Eigenschaften, die keine Fehler im Wortsinne sind, sondern andersartiges, unerwünschtes Verhalten darstellen. Sie muss mich »bedingungslos« lieben können, spätestens, wenn die gegenseitige Testphase vorbei ist.
    Außerdem muss ich unbedingt sicherstellen, dass sie eine Frau mit Tiefgang ist. Cordula zum Beispiel schien gerne Small Talk zu betreiben. Das war immer sehr anstrengend und mit zunehmender Beziehungsdauer immer belastender. Mit Small Talk habe ich große Probleme. Das beherrsche ich einfach nicht. Natürlich ist das ein Nachteil bei der Partnersuche. Entweder habe ich Frauen angeschwiegen oder sie anscheinend zugetextet. Zum Beispiel über das Wetter. Da kenne ich mich aus. Da halte ich immer gerne einen ausführlichen Vortrag. Meine Wettervorhersagen sind nicht selten gefragt, weil sie oft besser sind als die offiziellen.
    Auch habe ich bei Cordula Robustheit vermisst, sie konnte weder ausdauernd tanzen, noch riesige Strecken mit dem Fahrrad fahren. In Zukunft muss ich meine Checkliste außerdem um zwei weitere wichtige Punkte erweitern: Flug- und Tropentauglichkeit.
    All diese Dinge erzähle ich natürlich auch Frau Vogt. Sie nimmt nach wie vor großen Anteil an meinen bislang vergeblichen Versuchen, die »Frau fürs Leben« zu finden: »Herr Schmidt, Sie sind so ein netter, vor allem aufrichtiger Mensch. Ich wünsche Ihnen von

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