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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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Opfer wie ein Raubvogel eine Maus. Wie ein wildes Tier fauchte die Harpyie die Frau mit gefletschten Reißzähnen an, schleuderte sie zu Boden und stieß mit dem Panzerhandschuh zu.
    Die Frau schrie aus Leibeskräften auf, bis keine Luft mehr in ihren Lungen war und der Schrei in einem heiseren Krächzen verging. Dann senkte sich eine gespenstische Stille auf den Stall herab, dass nicht einmal mehr die Ziegen zu meckern wagten. Kein Laut war mehr zu hören. Nicht einmal mehr ein Rascheln im Stroh.
    Irgendwann, eine unbestimmbare Zeit später, durchschnitt ein lauter Atemzug die Stille, als Zulla wieder die Augen aufriss und in das über ihr schwebende Gesicht des Monsters blickte. Wie eine Sphinx starrte die Harpyie auf sie herab; ihr Antlitz, eine unbewegte, grimmige Maske aus Stein. Zitternd tasteten Zullas Finger über den kalten, kunstvoll verzierten Handrücken des kostbaren Handschuhs und glitten die langen, tödlichen Klingen hinab. Grässliche Bilder des verblutenden Bulle mit seiner aufgerissenen Kehle erschienen vor ihren Augen. Jeden Moment musste sie ihren aufgerissen Hals berühren, musste spüren, wie ihr warmes Blut ihre Fingerspitzen umspülte. Dann würde sich die Dunkelheit auf sie herab senken und Negoras Raben würden kommen um ihre Seele zu holen, damit sie in den endlosen, dunklen und kalten Hallen der Göttin des Todes für ihre zahllosen Missetaten gerichtet werden konnte. Diebstahl, Mord, Vergewaltigung waren nur ein Teil dessen, was ihr Leben in den letzten Sommern erfüllt hatte. Und sie hatte es stets genossen, dieses Gefühl der Macht; Herrin über Leben und Tod zu sein; sich nehmen zu können, was sie wollte. Doch jetzt, im Angesicht ihres jähen Todes und der mit Sicherheit bevorstehenden ewig währenden Verbannung in die Unterwelt, überkam sie ein überwältigendes Gefühl der Reue. Und wie jeder reumütige Sünder, dessen Tod nur noch wenige Herzschläge entfernt war, begann auch sie in ihrer Verzweiflung die Götter um Gnade anzuflehen. Stumm bewegten sich ihre Lippen, während sie jeden der zehn Götter und all die guten Geister, die sich vielleicht noch mit ihr abgeben mochten, um Vergebung ersuchte.
    Dann berührten ihre bebenden Finger ihren Hals und sie stieß einen erstickten Laut aus, als sie ihn völlig unversehrt zwischen den beiden äußeren Klingen dieser grausigen Waffe vorfand. Tatsächlich hatte die Harpyie ihren Mittel- und Ringfinger angezogen, dass nur diese beiden Klingen an ihrem Hals vorbei in den strohbedeckten Boden gefahren waren.
    Herzschläge vergingen, in denen die Räuberin atemlos zu Kali Darad aufsah und wartete. Wartete, ob das alles nur ein grausamer Scherz war, der jeden Moment seine blutige Pointe haben würde, oder ob in dieser Monstrosität, dieser furchterregenden Verbindung aus Mensch und Tier, tatsächlich ein Funken Gnade glomm.
    Sie zuckte zusammen, als die Harpyie unvermittelt ihre Klingen wieder aus dem Boden riss und sich aufrichtete.
    » Geh«, knurrte Kali Darad finster, als wäre sie mit ihrer eigenen Entscheidung unzufrieden. »Lauf. Verschwinde. Jetzt!«
    Aus ihrer Paralyse gerissen rappelte sich Zulla hektisch auf und verließ, wie von tausend Dämonen gejagt, Hals über Kopf den Stall. Die Harpyie blieb schweigend mit ihren Gedanken zurück.
    »Kann ich nur das?«, flüsterte sie und starrte gedankenverloren in ihren Panzerhandschuh.
    Und über das Dach des Stalls trommelten leise, wie sanfte Fingerspitzen, die ersten Regentropfen.
     
     
    »Ihr seid ein ganz besonderer Mann, Taros Goll«, bemerkte Miranda, die Ziegenhirtin, mit gedämpfter Stimme. Sie lag wieder angezogen auf der Seite und sah den Flammen im Kamin beim Tanzen zu.
    Taros Goll lag hinter ihr und hatte den Arm um sie gelegt. Ein ganz besonderer Idiot, würde ich sagen. Die Enttäuschung über die misslungene Nacht konnte er nur schwer verbergen. Derartiges war ihm noch nie passiert. Nicht ein einziges Mal in seinem Leben! Und er hatte es schon mit einer Frau in einem nachtkalten See getrieben. Bei bestem Mondschein, so wie sie es sich für ihr erstes Mal gewünscht hatte. Und jetzt? Jetzt begegne ich so einem Drecksmischling und beginne auf einmal an mir selbst zu zweifeln. Was ist nur mit mir los, verdammt? Er seufzte schwer und küsste Miranda auf den Hinterkopf. »Ich danke Euch für Eure netten Worte. Doch tatsächlich seid Ihr der besondere Mensch hier.«
    Sie gluckste. »Ihr seid ein Schmeichler, Taros Goll.« Wohlig schmiegte sie sich etwas enger an ihn, dass

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