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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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versorgte die schon deutlich besser aussehende Wunde mit der Heilsalbe und schiente den Bruch neu. Als Verband verwendete er diesmal den Stoff einer grünen Leinenbluse aus dem Wagen.
    Nachdem er ihren nun neu geschienten Flügel nochmals überprüft hatte, klopfte er sich zufrieden die Hände ab und meinte gut gelaunt: »So. Sitzt und passt. Und grün, damit jeder weiß, dass du zu mir gehörst.«
    Dem eigentlich nur flapsig daher gebrachten Satz folgte ein längerer Moment des Schweigens. Beide, der Barde und die Harpyie, sahen sich mit großen Augen an, als hätte man ihnen gerade eine Ohrfeige gegeben. Ihre Herzen schlugen ihnen mit verräterischer Kraft gegen die Rippen, wie Gefangene, die mit aller Kraft aus ihrem Gefängnis auszubrechen versuchten. Die Stille bekam etwas Ohrenbetäubendes. Keiner von ihnen wagte auch nur zu atmen, aus Angst, ein einziger Atemzug würde genügen, die Wahrheit auszusprechen, vor der sie sich selber versteckten. Eine Wahrheit, die so abartig, so unvorstellbar war, dass allein der Gedanke daran verwerflich schien.
    Dann, nach ungezählten Herzschlägen, als die Stille unerträglich wurde, wandte sich Kali Darad mit einem Räuspern ab und bückte sich nach ihren Panzerhandschuh, der neben ihrem nutzlos gewordenen Bauchverband im Gras lag; ihr Streifschuss zwickte nur noch ein bisschen.
    Sie hob die Waffe vor sich in die Höhe und lächelte verkniffen daran vorbei. »Rasieren?«
     
     
    »Und du bist dir wirklich sicher, dass ich das hier auch überlebe?«, fragte Taros Goll, als er hinten auf der heruntergeklappten Pritsche des Wagens saß und Kali Darad vor ihm ihre Klingen singen ließ.
    »Ziemlich«, meinte sie so beiläufig, als hätte er sie etwas über das Wetter gefragt.
    »Na das ist ja sehr beruhigend«, beklagte er sich und nahm einen weiteren Schluck aus seinem Weinschlauch.
    Der kräftige Branntwein linderte etwas seine Angst, ließ jedoch noch genug davon übrig, dass sein Herz raste, als nähme es Anlauf, um ihn aus dem Mund zu springen.
    »Jetzt aufhören zu trinken. Still jetzt! Muss sehen. Muss denken. Muss vorsichtig sein.« Damit beugte sie sich vor, drehte sein Gesicht mit der krallenbewehrten linken Hand zur Seite und legte die Zeigefingerklinge ihres Klingenhandschuhs an seine linke Wange, nahe dem Ohr; ihr Gesicht war gerade mal eine Elle von seinem entfernt.
    Taros Golls Blick war starr auf ihre großen Augen gerichtet, während die lange gebogene Klinge langsam an seiner Wange entlang kratzte und dicke schwarze Haarflocken auf seinen Schoß herab regneten.
    Kali Darad achtete sorgsam darauf, wie ihre entsetzlich scharfe Klinge, die schon so viel Blut vergossen, so viele Leben gefordert hatte, über das Gesicht ihres Gegenübers zog. Dieses merkwürdigen Mannes, der sie tatsächlich dazu gebracht hatte, wie ein Kind mit ihm im Fluss zu planschen. Sie, Kali Darad, die Königin der Arena. Ihre Mundwinkel zuckten bei dem Gedanken bitter. Die Königin der Arena. Das war sie in Tat mal gewesen. Einst. Bevor El Kadir sie zu seiner Sexsklavin gemacht, sie vergewaltigt und gedemütigt hatte. So viele Male, in denen er ihren Körper zu seiner leidenschaftlichen, hemmungslosen Marionette gemacht hatte, während ihre Seele vor Schmerz und Entsetzen geschrien hatte. So viele Male...
    Und nun saß er vor ihr und hatte ihre Klinge an seinem fetten grauen Hals. Dieses Mal hatte sie die Kontrolle. Dieses Mal würde sie nicht das Opfer sein. Dieses Mal...
    Taros Goll hielt den Atem an, als die Klinge an seinem Hals zu zittern begann; seine linke Gesichtshälfte war bereits gänzlich bartlos und Kali Darad war gerade dazu übergegangen, seinen Hals zu bearbeiten. Ihm war schon vorher aufgefallen, dass ihr Blick irgendwie verklärter geworden war. Fast so, als wäre sie in irgendwelchen Erinnerungen versunken. Und wenn er genauer darüber nachdachte, was er über ihre Vergangenheit wusste – oder meinte zu wissen -, trat ihm der Angstschweiß auf die Stirn. Mehrmals hatte er sie bereits angesprochen, doch sie hatte kein einziges Mal reagiert. Sie hatte nicht einmal mit der Wimper gezuckt.
    Langsam wurden die Augen der Harpyie leer, verloren jegliches Gefühl, gleich denen eines Raben – sein Herz schlug schneller. Ihre Klinge zitterte stärker, derweil der Druck gegen seinen Hals zunahm – er zog krächzend die Luft ein. Gleich würde sich die Klinge in seinen Hals graben, die Arterien öffnen und seine Luftröhre durchtrennen.
    Ihr guten Geister, steht mir bei! Was soll

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