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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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ich nur tun? Zurückwerfen würde sich als genauso tödlich erweisen, wie still zu halten, oder gar sie festhalten zu wollen. Sein Verstand war wie betäubt. Jede weitere Idee war dümmer und tödlicher als die vorhergehende. Und schließlich tat er das vermeintlich dümmste, was ihm einfiel: Er hob seine zitternde, schweißnasse Hand und legte sie sanft auf ihre Wange; ihre Muskeln darunter arbeiten, als würde sie versuchen, Steine zu zermahlen.
    Endlich hatte sie ihn dort, wo sie ihn haben wollte. Gleich würde sie seinen schwabbeligen, haarigen Hals aufschlitzen und in seinem Blut baden. Nur noch einen Moment länger die berauschende Hilflosigkeit und schiere Todesangst in seinen widerlichen Schweinsaugen genießen. Das Blut rauschte in ihren Ohren. Ihre Hand zitterte vor mörderischer Erregung. Nur noch einen Moment. Einen Moment noch von der köstlichen Panik kosten, bevor sie ihre Klinge einfach durch sein widerlich weiches Fleisch ziehen und seinem abartigen, abscheulichen Leben ein rot sprudelndes Ende bereiten würde. Ganz gleich, was der Schwätzer sagte. Dieses Leben beanspruchte sie für sich! Dieser Mann musste sterben! Dieser Mann musste bezahlen! Dieser Mann...

Eine Hand, zitternd und kalt, lag auf ihrer Wange. Wie war sie dorthin gelangt? Wie lange lag sie schon dort? Oder hatte er sie gerade eben erst berührt, um seine ekelhaften gierigen Finger ein letztes Mal tiefer wandern zu lassen? Um sie ein letztes Mal an den Brüsten zu packen?
    Zu Taros Golls Glück klärte die Beschäftigung mit der Hand langsam aber sicher wieder ihren Blick. Und so wurde aus dem fetten Händler wieder der drahtige dunkelhaarige Barde, der voller Angst zu ihr aufblickte. Schon wieder. Schon wieder sah er in ihr nur das unberechenbare, mordlustige Monster. Das schreckliche Ungeheuer, dass zu nichts anderem fähig war, als zu morden.
    Der Groll in Kali Darads versteinertem Antlitz schmolz langsam zu einem schmerzlichen Bedauern. Einem Bedauern, dass ihr dergestalt grausam ins Herz schnitt, dass sie einen Kloß im Hals bekam. Langsam löste sie die Klinge vom Hals des Mannes und klappte sie wieder ein, bevor ihre gepanzerte Hand herabsank – und mit ihr, ihr Kopf. Und als wäre der Peitschenhieb ihres Gewissens nicht schon schmerzhaft genug, ohrfeigte er sie auch noch mit seiner Stimme in ihrem Kopf. »Wenn ich ehrlich bin, bedeutest du mir bei weitem mehr, als diese Ziegenhirtin.«
    »Bedauern«, hauchte sie leise und schloss die Augen, um die Tränen, die sich darin sammelten, zu verbergen. »Es... Es tut mir so leid.«
    »Ist schon gut«, hauchte Taros Goll, atemlos vor Erleichterung und legte seine Stirn auf ihre. »Ist schon gut.«
    Langsam öffneten sich ihre Augen wieder; ihr Blick war niedergeschlagen und beschämt. »Nein«, flüsterte sie und bewegte langsam den Kopf hin und her. »Nichts ist in Ordnung. Ich bin ein Monster.«
    Diese Worte aus ihrem Mund zu hören machte das Entsetzen und die Todesangst, die er vor wenigen Augenblicken noch empfunden hatte, ungeschehen und versetzte ihm einen Stich.
    »Du bist kein Monster, Kali«, sagte er leise. »Du bist...« Die Erkenntnis traf ihn aus heiterem Himmel wie ein Blitz. Ihre Blicke begegneten sich und er konnte in Kali Darads Augen, die zuvor so kalt und gefühllos gewesen waren, ihre gemarterte Seele um Absolution und tröstende Worte flehen sehen; ein Anblick, den er nur wenige Augenblicke ertragen konnte, bevor er seine Erkenntnis in Worte kleiden musste: »Du bist nur eine Frau, die viel zu lange, viel zu schreckliche Dinge ertragen musste.«
    Eine ganze Weile saßen sich die beiden so völlig unterschiedlichen Wesen Stirn an Stirn gegenüber und blickten sich einfach nur in die Augen. Dann, ohne später eine Antwort auf die Frage nach dem 'Warum' geben zu können, näherten sich seine Lippen ganz langsam, ganz sachte, wie ein Windhauch der durch die Zweige eines gerade aus seinem Winterschlaf erwachenden Baumes streicht, ihrem fein geschwungenen Mund. Die Fremdartigkeit ihres Körpers, die scharfen Krallen an ihren Händen und Füßen, die Reißzähne hinter ihren schönen grauen Lippen, all das war vergessen. Und übrig blieb einzig eine verwirrte, verletzte und von den Schrecken eines grausamen Lebens gezeichnete Frau. Und diese Frau hatte in ihm etwas entfacht, ein Gefühl geweckt, dass er noch nie zuvor verspürt hatte. Ein Gefühl, das ihm heiß und kalt werden ließ, sein Herz beflügelte und ihn die ganze Welt um sich herum vergessen ließ. Fühlte

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