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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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sich so Liebe an? Er schwitzte und fror gleichermaßen, als ihre Lippen nur noch einen Fingerbreit voneinander entfernt waren; der Atem, der ihrer aristokratischen Nase entströmte, brannte heiß auf seiner Haut.
    Doch dann, ein Herzschlag, bevor sich ihre Lippen berührten, wich sie zurück und wandte den Blick ab. Ohne ein Wort zu sagen ging sie an ihm vorbei zum See und starrte auf die sanft brodelnde Wasseroberfläche hinaus.
    Taros Goll blickte ihr ausdruckslos nach. Er war zu aufgewühlt, um etwas zu sagen, wusste, dass alles, was er jetzt von sich geben würde, nur ungereimtes Zeug wäre, dass all das, was da gerade zwischen ihnen geschehen – oder entstanden – war, schänden und vielleicht sogar zerstören würde.
    Kali Darad kauerte am Ufer und starrte auf ihr Spiegelbild im Wasser herab. Was war da gerade nur geschehen? Warum hatte er das getan? Und warum hatte ihr Herz dabei plötzlich angefangen, schneller zu schlagen? Verwirrt. Warum? Dieser Mann... Vielleicht ist er ein... Ein Zauberer! Ihre Augen verengten sich für einen Moment zu hasserfüllten Schlitzen, als ihre tierische Seite, in Erinnerung an all die Gräuel und Demütigung, welche die Zauberei über ihr Leben gebracht hatte, ihren nach Rache dürstenden Zorn wieder in ihr auflodern ließ. Doch so rasch, wie die Bestie in ihr ihren Zorn entfacht hatte, so schnell ließ die Frau in ihr ihn auch schon wieder verrauchen.
    Wenn er ein Zauberer war, warum hatte er sie dann nicht vorher schon verhext? Und warum hatte er sie dann nie unterworfen? Und warum fühlte es sich dann so gut an, von ihm verhext zu werden? Sie fasste sich an den Bauch, in dem ein merkwürdiges Gefühl tobte. Ein Kribbeln, als hätte sie einen ganzen Schwarm der bunten Schmetterlinge verschluckt, die sie auf ihrer Reise durch das hohe Grasland gesehen hatte. Und sie hätte schwören können, dieses eigenartige, irgendwie witzige Gefühl irgendwann schon einmal gefühlt zu haben. Und dieses 'Irgendwann' lag irgendwo jenseits des nebelverhangenen Horizonts ihrer Erinnerungen. »Du bist nur eine Frau, die viel zu lange, viel zu schreckliche Dinge ertragen musste« , hörte sie seine Stimme wieder sagen und musste verwundert feststellen, dass das unstete Antlitz im Wasser sie anlächelte.
    Ein Räuspern in ihrem Rücken ließ die Harpyie aufmerken.
    »Rasieren?«, hörte sie Taros Golls Stimme sagen; er schien zu lächeln.
    Zuerst zuckten nur Kali Darads Mundwinkel, dann hallte ihr schönes melodisches Lachen über den leise dahinmurmelnden Prun.
     
     
    Fast zwei Glockenschläge später – eine Dauer, die jedem Barbier einen sicheren Tod durch einen zwerchfellzerfetzenden Lachanfall beschert hätte – klappte Kali Darad ihren Zeigefinger wieder ein und trat zufrieden lächelnd einen Schritt zurück.
    »Fertig?«, fragte Taros Goll hoffnungsvoll und sah leicht verstört zu ihr auf.
    Auch wenn sie während der gesamten Prozedur wesentlich stabiler gewirkt hatte als zuvor, hatte er dennoch eine grauenhaft scharfe Klinge in seinem Gesicht und an seinem Hals gehabt, die über seinen Adamsapfel gefahren war, seine Oberlippe hinauf bis zu seinem Nasenansatz, seine Wangen, dicht unter seinen Augen vorbei... Er schauderte bei dem Gedanken daran.
    »Fertig«, nickte die Harpyie eifrig und wippte in den Knien auf und nieder, fast wie ein Kind, dass etwas Tolles vollbracht hatte und nun auf Lob wartete.
    »Na dann...«, meinte er und fuhr sich mit der Hand über die geröteten, nur noch leicht stoppeligen Wangen, bevor er sich von der Pritsche des Wagens erhob und zum Fluss ging, um sein Spiegelbild zu betrachten.
    Das Gesicht, welches er da sah, wirkte auf ihn wie ein Fremder. Es schien ihm wie eine Ewigkeit her, dass er sich das letzte Mal ohne Bart gesehen hatte. Er verzog bitter das Gesicht, denn das Verschwinden des Bartes führte nicht nur zwei sich fremd gewordene Bekannte wieder zusammen, es brachte auch einen anderen, unliebsamen, ja sogar verhassten Gefährten mit: Den Grund, weswegen er sich den Bart hatte wachsen lassen.
    Mit einem gequälten Lächeln strich sich Taros Goll über die Y-förmige Narbe, die sich von seinem Kinn hinauf zu seiner Wange zog wo sie sich gabelte, als neben seinem ein weiteres, herzförmiges Gesicht mit großen runden Augen erschien, das vor Selbststolz strotzte.
    »Stolz«, sagte sie und nickte eifrig. »Begeistert. Besser. Viel besser. Kein garstiges Gestrüpp mehr. Hübsches Gesicht. Oh, Narbe.« Als er ihre letzte Bemerkung mit einem unangenehm

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