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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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einzufangen, nur um ihr mitleidiges Lächeln ertragen zu müssen. Allein der Gedanke daran hatte ihm all die Sommer jedes Mal die Brust zugeschnürt und ihn zur Flucht gedrängt.
    Doch jetzt war es irgendwie anders. Alles war jetzt irgendwie anders. War er schon so alt geworden? Nein. Er war noch immer in der Blüte seiner Männlichkeit und gewillt, dies bei jeder sich bietenden Gelegenheit unter Beweis zu stellen. Aber warum lasse ich es dann zu, dass mir ausgerechnet ein Mischling den Kopf verdreht? Ein Wesen, das mit meiner Liebeslanze so überhaupt nichts anfangen kann. Obwohl... Er schüttelte den Kopf, als der Gedanke an ihre Reißzähne und ihre immer wiederkehrenden Wachträume seine anrüchige Idee auf schaurige Weise zunichtemachten. Nein, körperlich ist mit ihr nichts anzufangen. Und trotzdem... Irgendwie fühle ich mich zu ihr hingezogen, genieße ihre Nähe und die Gespräche mit ihr. Oder auch einmal nichts zu sagen und sie einfach nur bei mir zu wissen...
    Verdammt, ich klinge schon wie ein verdammter verliebter Bursche.
    Aber was ist, wenn es wirklich so ist? Ihr Götter, mein Vater würde mich mit dem Kochlöffel verprügeln, würde er erfahren, dass die erste Frau, in die ich mich tatsächlich verliebe, ausgerechnet eine Harpyie ist.
    Kali Darad hockte indessen hinten im Wagen und spielte gedankenverloren mit einem gehäkelten schwarzen Wollbären mit braunen Pfoten, der sie aus großen, gestickten braunen Augen ansah. Sie hielt ihn in der Linken, während sie mit der Rückseite ihrer Zeigefingerklinge immer wieder sanft über seine Wange strich. Irgendwie spendete der kleine Kerl ihr Trost. Und den brauchte sie auch, denn sie verstand die Welt nicht mehr. Dieser Mann hatte jeden Grund, sich schnellstmöglich von ihr zu trennen und das Weite zu suchen – so wie diese freche rothaarige Frau es ihm geraten hatte. Schließlich war sie schon mehrere Male auf ihn losgegangen und hätte ihm beim letzten Mal beinahe den Hals aufgeschlitzt – das Massaker an dem Kutscher und seinem großen Pferd nicht zu vergessen. Sie war eine unberechenbare blutrünstige Bestie. Eine Gefahr. Eine Mörderin.
    Und was machte dieser blöde Kerl? Er sah über all das hinweg, streichelte ihre Wange und faselte irgendeinen Unfug über eine Frau, die zu viel Schreckliches hatte ertragen müssen. Und dabei hatte er sie auf eine Weise angesehen, die sie ganz tief in ihrem Innersten berührt hatte. Eine Weise, wie sie noch kein Mann je zuvor angesehen hatte. Ihre großen Brüste waren ihm egal gewesen. Ebenso ihre Klauen, ihre Schwingen und all die anderen Dinge, die sie von einer Menschenfrau unterschieden. Er hatte sie so gesehen, wie sie sich nur zu oft fühlte: Zerbrechlich, schutzlos, verloren – obwohl verloren nicht mehr so ganz stimmte.
    Sie blickte zur Seite und betrachtete den Rücken des Barden. Nein, verloren war sie wirklich nicht mehr. Sie hatte ihn . Und so nervig und lästig er mit seiner Art auch sein konnte, wollte sie ihn um nichts auf der Welt mehr missen. Er gab ihrem Leben die Farbe zurück, die ein grauhäutiger Händler ihr geraubt hatte. Vor allem Grün , dachte sie bei sich und musste dabei schmunzeln. Dieser Mann lenkte sie von ihren deprimierenden Gedanken und ihren scheußlichen Erinnerungen ab. Selbst wenn er sie wieder mit seinen Weibergeschichten nervte, und sie sich über so viel Paarungsfixiertheit aufregte, bot diese Aufregung doch auch wieder eine Ablenkung von ihren verzehrenden Sorgen.
    Mit einem schmalen Lächeln musste sie sich eingestehen, dass sie es ihm zu verdanken hatte, dass El Kadirs abscheuliches Erbe sie noch nicht dazu gebracht hatte, ihre Klingen gegen sich selbst zu richten. Ihm. Einem Mann. Einem Mann, dem Paarung im Leben mehr bedeutete, als alles andere. Der aber auch sehr schön singen konnte und sie immer wieder zum Lachen brachte und ihr Trübsal davon blies. Der es – wahrscheinlich ohne es zu merken – schaffte, nicht nur ihren Körper, sondern auch ihre Seele zu heilen, denn – und das wurde ihr erst jetzt, wo sie darüber nachdachte, so richtig bewusst - seit sie mit ihm zusammen war, hatte sie auch keine Albträume mehr. Entweder tötete sie El Kadir, bevor es zum Äußersten kam, oder sie wachte früh genug auf.
    Aber wie war das möglich? Wie konnte ein Mann, ein Vertreter dieses unsäglichen Geschlechts, dass ihr Leben in jene blutrote Hölle verwandelt hatte, die sie zu dem gemacht hatte, was sie heute war, eine derartige Wirkung auf sie haben?
    Und da war

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