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Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Kali Darad - Königin der Arena (German Edition)

Titel: Kali Darad - Königin der Arena (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Martin
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lang aus, dann musste er etwas sagen. Doch nicht mit dem Mund, was ihm die Schuld am nächsten größeren Problem gesichert hätte, sondern mit den Händen. Da die Harpyie wieder gedankenverloren in die Flammen starrte, winkte er ihr zunächst lächelnd zu, um ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken.
    Erst nach mehreren Versuchen hob sich ihr Kopf und ihr Blick bohrte sich in seinen. Was will er jetzt wieder? Dummes Winken. Dummes Grinsen. Dummer Mann. Wenn er jetzt wieder den Mund aufmacht, werde ich... Sie stutzte, ihr Federschopf fächerte auf. Was fuchtelt er mit den Händen herum?
    Mit schief gelegtem Kopf beobachtete die Harpyie den Barden dabei, wie dieser in überzeichneten Gesten auf das Feuer deutete und fragend die Schultern hochzog. Immer wieder wiederholte er sein Gebaren, bis ihr endlich aufging, dass der herumfuchtelnde Mann nicht einfach übergeschnappt war, sondern etwas von ihr wissen wollte.
    Unglauben. Irrsinn. Wenn der Schwätzer endlich mal den Mund hält, redet er mit den Händen weiter. Vielleicht sollte ich ihm die Hände abschneiden. Aber dann gibt es nicht mehr gutes gebratenes Fleisch. Und vielleicht redet er dann mit den Füßen weiter. Was will der Idiot?
    Als Taros Goll schließlich einen kantigen Holzscheit aus dem Haufen neben dem Feuer berührte, und sich wie ein Gaukler theatralisch suchend umwandte, begriff sie. Dabei musste sie sich, ob seiner unsäglich komischen Kapriolen, ein Grinsen verkneifen. Auf eine Weise, die sie sich selbst nicht erklären konnte, von seinen Gesten fasziniert, hob sie unbeholfen die Hände und überlegte angestrengt, wie sie ihm zeigen sollte, dass sie das Holz von dem Wrack eines Wagens hatte, der ein kurzes Stück weiter den Weg entlang von einem großen Felsen zerschmettert worden war.
    Es folgte ein längeres Hin und Her pantomimischer Gesten; lautlose Erklärungsversuche trafen auf verständnisloses Schulterzucken und vorsichtiges Nachfragen, bis endlich beide verstanden, was der andere meinte – oder zumindest glaubten, es verstanden zu haben.
    Also wenn ich das jetzt richtig verstanden habe, hat ein Pferd einen Felsen auf einen Wagen geworfen, den Lenker gefressen und dann einen großen Haufen vor den Wagen geschissen.
    Also entweder verstehe ich hier etwas falsch, oder dieses Ding ist völlig wirr im Kopf. Und irgendwie habe ich das Gefühl, dass bei ihr die Wahl recht eng wird. Aber gut. Sie hat Holz besorgt und wir müssen nicht frieren. Das ist das wichtigste. Ich wüsste nur zu gerne, was sie vorhatte, als sie sich über mich gebeugt hat.
    Doch um sie das auch noch per Pantomime zu fragen, um dann eine Antwort zu erhalten, die an Verrücktheit die mit dem Wagen vielleicht sogar noch in den Schatten stellte, fehlte ihm schlicht die Muse. Außerdem war er noch immer weit davon entfernt, voll ausgeruht zu sein und allein die Vorstellung, nochmal eine derart schwere Geburt zur Welt zu bringen, war jenseits dessen, was er ertragen konnte. Er wollte lieber warten, bis die Sonne wieder aufgegangen war, und er sie direkt fragen konnte.
    Leise gähnend streckte er die Hand nach rechts aus, wo er seinen Stock mit dem letzten Fleisch wähnte... und berührte nur glattes Holz. Verwirrt blickte er zur Seite und musste erkennen, dass tatsächlich sein letzter Streifen gebratenen Fleisches verschwunden war. Der, den er sich eigentlich für später hatte aufheben wollen!
    Gereizt warf er Kali Darad einen fragenden Blick zu, den diese nur emotionslos erwiderte. Als sie dann aber ihre linke Hand hob und sich demonstrativ die aschgrauen Finger mit ihrer scharlachroten, gruselig langen und spitz zulaufenden Zunge ableckte, war ihm klar, wohin sein Fleisch verschwunden war – und warum sich die Harpyie über ihn gebeugt hatte.
    Das glaube ich jetzt nicht. Du verdammtes, verfressenes Miststück! Mit einem frustrierten Grunzen lehnte er sich wieder an die Felswand und sah in den grauen Himmel empor, wo nur die Zwillingsmonde als verschwommene Schemen zu erkennen waren. Die blinden Augen der Mondkönigin . Er schürzte die Lippen und verfiel ins Grübeln. Bald würde die Sonne aufgehen und sein Schweigegelübde beenden. Endlich.
     
     
    Zwei Glockenschläge nach Sonnenaufgang hatte sich der Nebel zumindest soweit wieder gelichtet, dass sie wieder mehr als zwei Dutzend Schritt weit sehen konnten. Kali Darad hatte sich – zu seiner Erleichterung – geweigert früher aufzubrechen, da ihr der dichte Nebel nicht geheuer war. Und selbst jetzt wanderte ihr Blick

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