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Kalifornische Sinfonie

Kalifornische Sinfonie

Titel: Kalifornische Sinfonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gwen Bristow
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hatte. Florinda ließ die Börse von einer Hand in die andere gleiten; sie fühlte sich ganz hübsch schwer an. Sie legte die Börse an ihren Platz zurück, warf Garnet einen bedeutsamen Blick zu, sah wieder auf das Portemonnaie und dann wieder auf Garnet.
    »Versuche einmal, ohne das auszukommen, meine Liebe«, sagte sie.
    Sie stand auf, reckte sich und gähnte, andeutend, daß sie zu diesem Gegenstand keine weitere Bemerkung zu machen habe.
    Zweiunddreißigstes Kapitel
    Der Juni war kühl und neblig und brachte viele Blumen. Am ersten Juli kam die Sonne heraus und stand von nun an Tag für Tag am Himmel. Sie dörrte das Gestrüpp an den Berghängen aus und färbte es in zahllosen Schattierungen von der Bronze bis zum Purpur, und sie versengte das Gras, daß es unter den Füßen wie Papier knisterte.
    Bald nachdem die Sonne herausgekommen war, brachten Händler und Kaufleute Neuigkeiten aus dem Norden des Landes mit, die von größeren Unruhen berichteten. Danach war Frémont, der Weisung des Konsuls gemäß, nach Oregon abgerückt, aber schon bald darauf wieder nach Nord-Kalifornien zurückgekehrt. Unmittelbar darauf hatten die Unruhen wieder begonnen.
    Die Händler erzählten etwa folgendes: Auf einer Ranch nördlich der San Francisco Bay lebte Don Mariano Guadalupe Vallejo, einer der reichsten Männer Kaliforniens. Eines Morgens im Juni erschienen vor seinem Hause dreiunddreißig Amerikaner. Die Männer erklärten, sie seien ein Revolutionskomitee und ständen hier im Einvernehmen oder auf Veranlassung Frémonts, um die Regierungsgeschäfte Kaliforniens zu übernehmen.
    Die Leute drangen in das Haus ein, lümmelten sich in Señor Vallejos Wohnzimmer herum, betranken sich an seinem Whisky und verlangten lärmend nach Papier und Federn. Als beides gebracht wurde, stellte sich heraus, daß einige von ihnen überhaupt nicht schreiben konnten. Von denen, die es konnten, war ein Teil nicht nüchtern genug, um sich einem so schwierigen Geschäft zu unterziehen. Die übrigbleibenden verfaßten schließlich ein Dokument, in dem festgestellt wurde, Kalifornien sei von Stund an eine selbständige Republik. Nachdem dies getan war, wurde Señor Vallejo und seine Familie, ebenso wie einige andere angesehene Männer der Nachbarschaft, gefangengesetzt. Alle Gefangenen wurden zunächst nach Frémonts Lager und von da nach Sutter’s Fort gebracht, wo sie eingekerkert wurden. Am gleichen Nachmittag hißten die Yankees über Señor Vallejos Ranch zum Zeichen der vollzogenen Revolution eine Fahne.
    Die Fahne war von einem Mann namens Todd angefertigt worden. Einige Leute behaupteten, er habe sie aus einem Bettlaken und aus dem roten Flanellunterrock einer Frau zusammengenäht. Jedenfalls brachte Mr. Todd in einer Ecke des Lakens einen roten Stern an; dann malte er das Bild eines Bären auf die Fahne; der Bär blickte zu dem roten Stern empor. Quer über den unteren Teil der Fahne nähte Todd einen Streifen roten Flanells und darüber malte er die Worte R EPUBLIK K ALIFORNIEN. Er bildete sich wenigstens ein, die vorstehenden Buchstaben gemalt zu haben; in Wirklichkeit war er über der Arbeit nervös geworden und hatte den Buchstaben ›I‹ in dem Wort R EPUBLIK vergessen. Als er den Fehler bemerkte, verbesserte er ihn dadurch, daß er das fehlende ›I‹ dazumalte, und zwar über dem Buchstaben ›K‹. Auf solche Weise entstand ein Feldzeichen, das sich ebenso würdig ausnahm wie die Sache, der sie dienen sollte.
    Einige der dreiunddreißig Männer, die Señor Vallejos Ranch überfallen hatten, waren Rancharbeiter, aber die meisten waren ohne feste Adresse und festen Wohnsitz. Zwanzig hielten sich acht Monate in Kalifornien auf. Mr. Larkin, der amerikanische Konsul, und Mr. Montgomery, der Kapitän des amerikanischen Kriegsschiffes in der San Francisco Bay, zögerten nicht, das Vorgehen der Leute scharf zu verurteilen. Die Yankee-Kaufleute, Händler und Rancheros vernahmen das Geschehene mit unverhohlener Bestürzung.
    Alle diese Yankees machten gute Geschäfte und sie gedachten auch weiterhin gute Geschäfte zu machen. Freilich hatten sie alle mehr oder weniger oft und offen erklärt, jederzeit mithelfen zu wollen, falls Kalifornien einmal den Wunsch äußern sollte, sich von der mexikanischen Herrschaft zu befreien. Aber sie alle legten auf eine friedliche und freundschaftliche Vereinigung mit den Staaten Wert. Sie wollten keineswegs, daß die Kalifornier Veranlassung bekämen, die Amerikaner für Strolche zu halten. In Silkys

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