Kalis Schlangengrube
Hyde Park, wo die Menschen sich wirklich erholten und ihren Spaß hatten. Der Regent's Park gehörte zu den stilleren Arealen. Hier genoß man die Spaziergänge und war ausgeschlossen vom allgemeinen Trubel. Vielleicht wurde er deshalb auch von vielen älteren Menschen frequentiert.
Er gehörte noch zum Stadtteil Camden Town und wird von einer breiten Ringstraße umgeben, den Outer Circle. Der Zoologische Garten liegt an der Nordseite des Parks und besitzt zwei große Eingänge. Den Haupteingang am Outer Circle, außerdem den südlichen Eingang, der wesentlich kleiner ist, und den man nur vom Park aus erreichen kann. So viel zur Lage des Parks. Und auch zum Zoo, denn er war unser erklärtes Ziel.
Sir James hatte ich über Autotelefon informiert. Der Superintendent war sauer, denn daß man Mandra Korab abgefangen hatte, empfand er als eine persönliche Niederlage.
»Was sagt der Alte?« fragte mich Suko, als ich den Hörer wieder aufgelegt hatte.
»Er ist sauer.«
»Kann ich mir vorstellen. Sonst nichts?«
»Auch er hält die Spur für verheißungsvoll. Aber das kennst du ja. Und er gab mir mit auf den Weg, unter allen Umständen auch Mandra Korab zu finden.«
»Das wollen wir doch hoffen.«
Zum Zoo gehörten auch Parkplätze. Sie waren leer, denn wer besucht schon im Januar den Zoologischen Garten? Wir suchten uns einen Platz dicht am Eingang aus.
Eine Kasse hatte geöffnet. Außer uns wurde sie noch von einem Vater mit seinen beiden kleinen Kindern angestrebt. Neben den Kassen befand sich der große Eingang. Es war jedoch nur ein kleines Tor geöffnet, und dort hockte in einem Kassenhäuschen der Kontrolleur. Wir hatten keine Eintrittskarten gekauft. Dafür zeigten wir unsere Ausweise.
»P… Polizei?« fragte er.
»Genau.«
»Aber ich…«
»Es geht nicht um Sie, Meister. Wir wollen von Ihnen nur wissen, wo sich das Personalbüro befindet?«
Der Mann kam sogar aus seiner Bude. Er war behindert und zog ein Bein nach. »Schauen Sie mal, dort links. Der Flachbau, direkt neben dem großen Exotenhaus.«
»Danke.«
Suko fragte: »Gibt es dort auch Schlangen?«
Der Wärter begann zu lachen. »Mehr als Ihnen lieb sein kann, Mister.«
Wir winkten ihm zu und schritten über einen asphaltierten Weg auf das Verwaltungsgebäude zu, vor dem es einen Parkplatz gab, auf dem einige Wagen standen. Wahrscheinlich die Fahrzeuge der Angestellten. Wir fanden eine Glastür vor, hinter der sich ein Treppenhaus anschloß. Jemand kam uns mit klappernden Absätzen entgegen Ein vollbusiges Mädchen, das einen Schnellhefter unter dem Arm trug und uns durch die runden Gläser seiner Brille fragend anschaute.
»Wir hätten gern den Chef des Terrariums gesprochen«, sagte ich höflich.
»Oh, der ist nicht da.«
Pech. »Und wann kommt er zurück?«
Sie lachte. »Da ist er schon, aber nicht hier, sondern drüben bei den Tieren.«
»Im Exotenhaus?« präzisierte ich.
»Genau.«
»Dann schauen wir dort nach«, erklärte Suko, nickte dem Girl zu und verschwand.
Ich schloß mich meinem Freund an. Als wir den Bau verließen, begann es zu regnen. Dünne Tropfen fielen aus dem düster gewordenen Himmel und näßten unsere Kleidung.
Auch der Eingang des Exotenhauses bestand aus einer Glastür. Verschlossen war sie nicht. Kaum hatten wir die Halle betreten, als ich mir vorkam wie am Äquator.
So stickig so heiß war die Luft. Sie schlug uns auf die Lungen und erschwerte das Atmen.
»Mann!« knurrte Suko, »wo finden wir den Knaben denn?«
Ich war an einer Tafel stehengeblieben, die gleichzeitig als Wegweiser fungierte.
Von der Halle zweigten mehrere Gänge ab. Der rechte führte zu den großen Aquarien. Die interessierten uns nicht. Für uns kam der mittlere Gang in Frage. Er brachte uns zum Ziel.
Ich gab Suko einen Wink. Der Chinese hielt Schritt. Wir erreichten schon bald eine große Tür. Wir stießen sie auf und befanden uns sofort im Zentrum.
Die Ruhe fiel auf.
Dicht hinter der Tür blieben wir stehen und schauten uns um. Gewaltige Terrarien, in denen sich zahlreiche Kriechtiere befanden. Schlangen, wo man schaute.
Sie lagen entweder auf dem Boden der gläsernen Gefängnisse oder hatten es sich auf den Bäumen bequem gemacht.
In einem Terrarium belauerte eine Schlange eine kleine Maus. Die Maus hatte keine Chance. Sie versuchte noch wegzukommen, doch die Schlange war schneller, riß ihren Rachen auf und hatte die Maus plötzlich zur Hälfte verschluckt.
Es war ein aussichtsloser Kampf für das Opfer. Aber so ist die
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