Kalis Schlangengrube
Menschen genau erkennen, da er sich im Licht einer Lampe aufhielt. Und er sah, daß er eine Frau vor sich hatte. Wikka!
»Verdammt!« schrie der Chinese und zog seine Pistole. Im nächsten Augenblick hörte er das gefährliche Zischen dicht neben sich…
***
Wikkas Hand fiel nach unten!
Es war ein Zeichen, und es galt nur einem Lebewesen. Der Schlange, die Mandra Korab umklammert hielt.
Der Inder bekam davon nichts mit. Sein Blick hatte sich längst getrübt. Er war fertig. Seelisch und körperlich. Luft bekam er kaum mehr, und er merkte kaum, daß sich die Schlange von seinem Körper löste und zur Seite glitt.
Mandra Korab brach zusammen.
Verkrümmt blieb er auf dem Käfigboden liegen, während die mächtige Schlange zur Seite glitt und sich zusammenrollte, als wäre überhaupt nichts geschehen.
Wikka trat näher.
»Warum hast du ihr das Opfer nicht gegönnt?« fragte Jane Collins mit kalter Stimme.
»Ich wollte ihm nur meine Macht demonstrieren. Was nutzt er uns allein? Ich will sie alle.«
»Sinclair und…«
»Ja, ihn und den Chinesen.«
Vor dem Käfig blieb Wikka stehen und umklammerte mit ihren Händen die Stäbe. Sie schaute auf den am Boden liegenden Mandra Korab und lächelte.
Gesehen hatte sie ihn noch nie persönlich. Trotzdem wußte sie über ihn Bescheid, denn sie hatte es verstanden, sich mit Kali, der Todesgöttin, zu verbünden. Sie stand auf ihrer Seite, Wikka hatte sie beschworen, und Kali versprach ihr, die Schlangen unter ihre Kontrolle zu geben, wenn sie als Gegenleistung Mandra Korab bekam. Den konnte sie haben.
Wikka hatte ihn bereits unter Kontrolle. Es würde ihr ein leichtes sein, den Inder der Göttin Kali zu übergeben.
»Kannst du mich hören?« fragte sie und richtete ihre Stimme gegen den im Käfig liegenden Inder.
Mandra Korab antwortete nicht.
»Ist er tot?« fragte Jane Collins aus dem Hintergrund, wo sie wie ein rächender Todesengel stand.
»Nein, der nicht. Der hat Knochen aus Stahl. Er ist nur ein wenig erschöpft, unser Kleiner.« Sie lachte.
Und dieses Lachen hörte auch Mandra. Er kam sich vor, als hätte man ihn durch eine Mühle gedreht und ihn gleichzeitig in eine Presse gesteckt. Trotzdem hatte er die Stimme verstanden. Allerdings hütete er sich, etwas zu unternehmen. Er wollte sich noch ausruhen und erst einmal Zeit gewinnen.
Nur vorsichtig konnte er atmen. Bei jedem Luftholen taten ihm die Rippen weh, und nicht nur sie. Es gab eigentlich kaum eine Stelle an seinem Körper, die nicht schmerzte. Durch die Schlange hatten ihm seine Gegner bewiesen, wie mächtig sie waren, und Mandra hatte sich ihrem Diktat beugen müssen.
Nach wie vor vernahm er das Zischen der Schlangen Sie hielten den Ring um den Käfig herum dicht. In ihrem Wall aus Leibern gab es keine Lücke. Und die Menschenköpfe bewegten sich pendelnd vor und zurück Mandra sah sie dicht vor sich. Die Gesichter grinsten ihn an, und allmählich stieg die Wut in seinem Innern hoch, aber er war machtlos, konnte nichts tun und mußte die nächsten Minuten abwarten, die man ihm hoffentlich gab.
Jane Collins wollte an seine Schwachheit nicht so recht glauben. Sie hetzte wieder und sagte: »Laß dich nicht reinlegen, Wikka. Dieser Typ versucht es immer wieder. Er ist längst auf der Höhe und will nur Zeit gewinnen.« Sie lachte höhnisch. »Das gleiche habe ich auch schon des öfteren durchprobiert. Zumeist gelingt es, denn die Gegner fallen immer darauf rein.«
»Stimmt das, Inder?«
Mandra Korab vernahm die schneidende Stimme der Oberhexe und hob seinen Kopf.
»Ich habe dich etwas gefragt, Inder!«
»Mir geht es wirklich dreckig. Jane Collins kannst du ja mal in den Käfig stecken und sie von einer Schlange umarmen lassen.«
Wikka lachte, und die Schlangen an ihrer Stirn bewegten sich. »Ich brauche meine kleine Dienerin noch«, erklärte sie. »Und dich brauche ich auch.«
Mandra hatte während Wikkas Worten seine Hände um die Stangen geklammert und sich in die Höhe gezogen. Seine Beine zitterten, als er stehenblieb, der Atem ging heftig, in der Brust hatte er das Gefühl, als wollten die Knochen zerspringen, aber er hielt sich tapfer, denn er wollte diesen weiblichen Bestien keine Schwäche zeigen.
Wikka lächelte. »Du hast dich wirklich übertölpeln lassen, Inder. Es ist nicht einmal deine Schuld. Jeder andere wäre ebenfalls in die Falle gelaufen, denn wer kann schon wissen, außer den Eingeweihten, daß die gute Jane die Seite gewechselt hat.«
»Wie war das möglich?« Diese
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