Kalis Schlangengrube
Schlangen werden.
Die Käfige waren so aufgebaut, daß man sie mit einem Schachbrettmuster vergleichen konnte. Zwischen ihnen befanden sich Gänge, durch die wir bequem schreiten konnten.
Von den ausgebrochenen Schlangen sahen wir vorerst nichts.
»Die können sich doch nicht in Luft aufgelöst haben«, schimpfte Jeff Tadlock der sich neben mir hielt und seine Fangwaffe ausgestreckt hatte. »Das gibt es doch nicht.«
»Wo befindet sich denn die Verbindungstür?« fragte ich.
»Weiter hinten.«
»Vielleicht finden wir sie da.«
»Kann sein.«
Plötzlich stieß Suko einen lauten Ruf aus, der uns herumfahren ließ.
»Was ist los?«
»Da, verdammt.« Suko deutete auf eine hohe Kiste, die uns bis zu den Schultern reichte.
Auf der Kiste hockte eine Schlange. Sie schaute zu uns herab. Allerdings nicht mit ihrem Schlangen-sondern mit einem Menschenkopf, der das Gesicht einer Frau zeigte.
Neben mir stöhnte Jeff Tadlock bitter auf. »Das… das ist sie!« keuchte er.
»Wer?« fragte ich.
»Cynthia Brandon!«
***
Auch das noch!
Suko und ich wurden bleich. Wir hatten wohl beide den gleichen Gedanken. Das durfte nicht wahr sein.
Und doch stimmte es, denn Tadlock mußte sie ja genau kennen. Er hatte mit ihr gearbeitet.
Die Schlange befand sich dicht am Rand und hatte ihren Kopf so vorgestreckt, daß sie über den Rand nach unten und uns anblicken konnte.
Es war schaurig.
Ein kleines, menschliches Gesicht auf einem Schlangenkörper. Ich wurde dabei an einen Fall erinnert, der zu den Schlimmsten gehörte, die ich je erlebt hatte. Als ich gegen Jason Kongre, den fanatischen Wissenschaftler, kämpfte, hatte ich ähnliches erlebt. Kongre war es gelungen, Kreuzungen zwischen Menschen und Tieren herzustellen. Insekten mit Menschenköpfen. [1] Mir war damals so etwas passiert, und Suko hatte mich gerettet. Jetzt wurde ich mit etwas Ahnlichem konfrontiert, und die Erinnerung stieg wieder in mir hoch.
Allerdings zeigte sich für diese Mutation hier eine andere verantwortlich. Wahrscheinlich Wikka oder Kali.
Die Schlange starrte uns an. In dem menschlichen Gesicht hatte sich der Mund geöffnet, die Lippen waren zurückgeschoben worden, so daß die Zunge Platz hatte, hervorzuschnellen.
Sie kam mir vor wie ein dünner, roter, gespaltener Finger, der einmal vor, dann wieder zurückhuschte. Ich schluckte hart.
Gleichzeitig hob ich die Waffe. Mußte ich dieses Wesen töten? War es giftig? Konnte es sich verständlich machen, reden? Ich hörte Tadlock schluchzen. Dieser Anblick traf ihn hart. Es ging über seine Kraft, und er mußte sich an einen hohen Käfig lehnen, weil er eine Stütze brauchte.
Ich aber kümmerte mich um die mutierte Schlange.
Ein Grinsen glaubte ich auf dem Gesicht zu erkennen. Irgendwie kam es mir siegessicher vor, als wollte die Schlange sagen, mir kann keiner etwas.
Ich zog das Kreuz hervor.
»Willst du sie töten?« fragte Suko.
Eine Antwort bekam er von mir nicht, denn die Schlange zuckte plötzlich zurück.
Gleichzeitig glühte mein Kreuz an der Stelle auf, wo sich die heilige Silbe befand, und im nächsten Moment erwischte es das mutierte Tier voll. Der Strahl war nicht mehr aufzuhalten. Er hüllte die kleine Gestalt ein, und als ich nachgriff, spürte ich zwischen meinen Fingern den Staub. Sie war erledigt.
Suko kam herbei. »Tot?« fragte er.
»Ja, das hatte ich nicht gewollt. Verdammt auch!«
»Aber es beweist uns, daß wir auf der richtigen Spur sind«, erklärte mein Partner. »Zwischen diesen beiden Bauten muß es eine Verbindung geben. Tadlock…«
Ein Schrei!
Voller Angst und Panik ausgestoßen. Der Laut riß uns herum, und wir erstarrten ebenfalls zu Salzsäulen, als wir das Schreckliche sahen. Jeff Tadlock hatte es erwischt.
Unbemerkt hatte sich vom Dach einer Kiste eine pechschwarze Schlange gelöst, die nun auf seiner Schulter hockte und langsam den Kopf nach rechts gegen seinen Hals drehte, wobei sie ihr kleines Maul geöffnet hatte und wir die Zähne sehen konnten.
»Großer Gott!« hauchte Suko. »Weißt du, was da auf der Schulter sitzt, John?«
»Ja, eine schwarze Mamba!«
***
Jeff Tadlock war zu einem Denkmal erstarrt. Er rührte sich nicht, hielt auch den Atem an, und das war das Beste, was er überhaupt tun konnte. Konnten wir ihn retten.
Beide hielten wir unsere Waffen in den Händen. Wenn wir Jeff Tadlock schaffen sollten, dann ging dies nur mit einer glattgeschossenen Kugel, und sie mußte genau den Kopf der schwarzen Mamba treffen, sonst war Tadlock
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