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Kalis Schlangengrube

Kalis Schlangengrube

Titel: Kalis Schlangengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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nicht opfern, sie hatte aber auch nicht vor, Mandra so einfach freien Abzug zu gewähren. Wohin schlug das Pendel?
    »Also Wikka hat den Schlüssel zu meinem Käfig!« stellte Mandra Korab noch einmal fest.
    »Genau!«
    »Wo hat sie ihn versteckt?«
    »Nicht versteckt, sie trägt ihn an ihrem Körper. In einer Tasche, du kannst ihn dir holen.«
    Mandra wußte, was hinter diesen Worten steckte. Wenn er den Schlüssel holte, mußte er seinen so hart angelegten Griff zwangsläufig lockern, so daß es Wikka gelingen konnte, sich zu befreien. Darauf fiel er nicht rein. Jane Collins mußte sich schon etwas anderes einfallen lassen.
    An die äußeren Umstände hatte er sich mittlerweile gewöhnt. Der Keller hatte für ihn seinen ersten Schrecken verloren, obwohl noch immer die brennenden Kerzen den Raum mit ihrem unheimlichen Schein ausleuchteten und die Schlangen dadurch ein noch schaurigeres Aussehen bekamen.
    Besonders die mit den Menschenköpfen Sie rührten sich nicht, schienen erstarrt zu sein, und sie hielten dabei ihre Köpfe so hoch, daß sie Mandra Korab anschauen konnten.
    Der Inder strich die stumme Gefahr einfach aus seinem Gedächnis. Er wollte aus diesem Käfig, und dafür wollte er alles einsetzen, was ihm zur Verfügung stand.
    »Komm her, Jane Collins!« flüsterte er. »Los, her zu mir! Ich werde dir beweisen, wie es geht!«
    Das Gesicht der ehemaligen Detektivin verdunkelte sich, als ein Scharten auf die Haut fiel, da sie sich zur Seite bewegt hatte. Sie wollte nicht so recht, doch Mandra Korab ließ ihr keine andere Chance. Es ging jetzt um seinen Kopf, und da durfte er keine Rücksichten auf andere nehmen.
    »Na los«, zischte er. »Ich warte nicht mehr viel länger, dann töte ich deine Meisterin.«
    »Du kannst sie gar nicht umbringen!« zischte Jane.
    »Bist du dir da so sicher?«
    Das war sie eben nicht. So gut kannte sie Wikka nicht. Es bestand durchaus die Möglichkeit, daß ihre Meisterin durch einen Genickbruch zu töten war, und dieses Risiko wollte sie auf keinen Fall eingehen. Deshalb ging sie und kam dem Befehl des Inders zähneknirschend nach. Mandra atmete auf. Eine weitere große Hürde hatte er genommen. Für einen Moment spielte ein Lächeln um seine Lippen. Es zeigte Erleichterung. Auch Mandra war kein Roboter, sondern ein Mensch, der wie alle anderen auch Gefühle hatte.
    Jane trat auf keine der Schlangen. Als die Tiere merkten, daß sich ihnen jemand näherte, da lösten sie sich aus ihrer scheinbaren Erstarrung und wichen zur Seite.
    Die Detektivin bekam freie Bahn.
    »Schneller, schlaf nicht ein, Jane Collins!« befahl Mandra, der allmählich Oberwasser bekommen hatte.
    »Keine Bange!« Jane blieb neben Wikka stehen.
    Die Oberhexe konnte sich nicht rühren. Wie eine hölzerne Puppe hing sie in Mandra Korabs Griff. Kopf und Rumpf waren nach vorne gebeugt. Ihre Arme standen vom Körper ab, die Hände hatte sie geöffnet, und die langen Fingernägel sahen aus wie kleine Spitzen, die allesamt zu Boden wiesen.
    »Wo hat sie den Schlüssel?« fragte Mandra.
    »In der Kleidung.«
    »Dann nimm ihn, verdammt!«
    Jane streckte die Hände vor. Nur die Gitterstäbe und Wickas Körperbreite trennten Mandra Korab von der ehemaligen Detektivin, die kein Wort sagte, sondern den Inder stur anschaute. Ihr Blick fraß sich in seinem Gesicht fest. Mandra erkannte darin den Willen, daß sie nicht aufgeben würde. Für Jane Collins war der Fall noch längst nicht abgeschlossen.
    Sie würde weitermachen.
    Ihre Hände zupften an der Kleidung der Oberhexe, fanden eine Lücke und fuhren hinein.
    Mandra schielte nach unten. Der Stoff des Kleides bewegte sich dort, wo Jane Collins suchte. Und sie ließ sich Zeit, was dem Gefangenen überhaupt nicht gefiel.
    »Beeil dich!«
    »Ich kann den Schlüssel so schnell nicht finden!« Jane schaute dem Inder ins Gesicht. »Du lügst!«
    »Nein, ich…«
    »Mach weiter, verdammt!«
    »Ich habe ihn!« sagte sie plötzlich und hielt für einen Moment in den Bewegungen inne. »Zeig her!«
    Jane zog ihre rechte Hand zurück Zwischen den Fingern befand sich tatsächlich ein kleiner Schlüssel, der genau in das Zylinderschloß am Käfig passen mußte. Er schimmerte silbrig und bekam manchmal einen roten Schleier, als er vom flackernden Licht der Kerzen gestreift wurde.
    »Und jetzt schließ auf!« befahl Mandra Korab. »Aber keine Tricks, Jane Collins. Ich halte deine Herrin so lange fest, und ich werde ihr die Knochen brechen, wenn du nicht genau das tust, was ich dir sage.

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