Kalis Schlangengrube
Hast du verstanden?«
»Sicher!«
Jane zog die Hand zurück und wandte sich gleichzeitig nach links. Sie mußte um den Käfig herum, denn die kleine Tür befand sich an der anderen Seite.
Mandra ließ Jane gehen. Selbst konnte er sich kaum bewegen. Wenn er seine Haltung änderte, wäre es der Oberhexe unter Umständen gelungen, sich aus dem Griff zu befreien.
Mandra Korab besaß am Rücken leider keine Augen. So mußte er abwarten, was geschah, und er hoffte nur, daß Jane Collins vernünftig genug war und keine Dummheiten versuchte.
Er lauschte ihren Schritten nach. Manchmal wurden sie auch von einem Zischen überklungen, das irgendeine der Schlangen wütend ausstieß. Dies wiederum bewies dem Inder, daß auch die Schlangen noch nicht aus dem Spiel waren.
Sie mischten nach wie vor mit, lagen momentan nur in Lauerstellung und warteten auf den Befehl. Mandra dachte auch an seine Todfeindin, die Göttin Kali. Bisher hatte sie sich zurückgehalten Ihr unheilvoller Geist war sicherlich innerhalb dieses schaurigen Kellers gefangen, aber er hatte bisher noch nicht in die Auseinandersetzung mit eingegriffen. Mandra hörte ein schleifendes Geräusch. Er wußte genau, was es zu bedeuten hatte.
Der flache Schlüssel war in das Schloß geschoben worden. Der Inder atmete auf. Jetzt war es soweit. In wenigen Sekunden würde die Tür des Käfigs offen sein, wobei sich dann ein neues Problem stellte.
Die Tür war sehr niedrig. Um den Käfig verlassen zu können, mußte Mandra Korab sogar kriechen. Und darin lag das Risiko. Konnte er während dieser Bewegung seine Geisel noch festhalten? Er konnte kaum daran glauben.
»Es ist offen«, meldete Jane.
»Ich weiß.« Mandra schluckte. »Du kannst der Schlange befehlen, daß sie den Käfig verlassen soll!«
Da lachte die ehemalige Detektivin. »Ich soll ihr das sagen?«
»Ja.«
»Das kann ich nicht, nur Kali ist dazu in der Lage!«
»Lüge!« zischte Mandra. Er bewegte sich dabei ein wenig nach rechts, wobei er seine Geisel außen am Käfig entlangzog. Damit hatte er sich einen besseren Blickwinkel verschafft. Er konnte Jane Collins sehen, die zurückgetreten war und schräg nach unten schaute, wo die Tür des Käfigs offenstand.
Wenn er sich jetzt noch weiterbewegen wollte, mußte er die Oberhexe für einen Augenblick loslassen, da er anschließend seine Hand durch die nächsten Gitterstäbe schieben mußte.
Eine sehr vertrackte Lage, in der sich der Inder trotz allem befand. Und er riskierte es.
Plötzlich ließ er Wikka los, die sofort reagierte und wegschnellen wollte. Da hatte Mandra bereits nachgegriffen. Jane Collins schrie auf, wollte ihre Waffe ziehen, als Mandra die Oberhexe wieder gepackt hielt und hart gegen die Käfigstangen drückte.
»Das war's«, sagte er mit keuchender Stimme. »Glaubt nur nicht, daß ich so leicht aufgebe.«
»Es wird dir nichts anderes übrigbleiben«, erklärte Jane mit ruhiger Stimme.
»Abwarten!«
Kaum hatte Mandra Korab dieses eine Wort gesagt, als er hinter sich das Schaben hörte.
Er kannte das Geräusch schon. Es entstand dann, wenn sich die große Schlange bewegte. Bisher hatte sie ruhig gelegen, nun aber erwachte sie aus der Lethargie.
Das Herz des Inders klopfte schneller. Er konnte nicht erkennen, was die Schlange vorhatte. Es gab zwei Möglichkeiten. Entweder griff sie an, oder sie verließ den Käfig, worauf Mandra hoffte.
Er riskierte einen schnellen Blick über die Schulter. Nur ein wenig brauchte er den Kopf zu drehen, um die Schlange erkennen zu können. Ihr gewaltiger Körper befand sich in Bewegung. Er schlängelte sich auf den Ausgang zu.
Mandra atmete auf.
Im selben Augenblick jedoch zuckte er zusammen, denn der Käfig bekam plötzlich einen gewaltigen Schlag ab, der ihn förmlich durchschüttelte.
Das konnte nur eine gewesen sein: Kali, die Todesgöttin!
***
Wir brauchten erst gar nicht lange zu gehen, um die Gefahr zu erkennen. Nach ein paar Schritten war uns bereits klar, daß wir in einer Falle steckten.
In dem vor uns liegenden Gang wimmelte es von Schlangen. Und das waren keine dämonischen, sondern die aus den Terrarien befreiten Biester.
Wir konnten sie deshalb so gut erkennen, weil wir hinter uns die Tür noch nicht geschlossen harten und sie so weit auf-, stand, daß sie fast mit der Klinke die Wand berührte.
Dadurch fiel eine große Lichtfülle in den vor uns liegenden Gang. Genau zeichneten sich die Umrisse der Tiere ab.
Ich bin kein Reptilien-Experte und kenne mich mit Schlangen nicht
Weitere Kostenlose Bücher