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Kalix - Die Werwölfin von London

Kalix - Die Werwölfin von London

Titel: Kalix - Die Werwölfin von London Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martin Millar
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»Wie bitte?«
    Dann folgte eine lange Pause.
    »Machst du so was häufiger?«, fragte Talixia schließlich. »Ja.«
    »Das hättest du mir schon früher sagen sollen«, sagte sie. »Soll ich immer noch kommen?«
    »Natürlich sollst du immer noch kommen«, antwortete Talixia.
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    Die beiden amerikanischen Werwölfe, die gerade den Trafalgar Square überquerten, genossen ihre letzten Urlaubstage. Das Ehepaar war eine Woche lang durch Schottland gereist und hatte eine Reihe wichtiger Orte für jeden MacRinnalch besichtigt. Einer davon war der Hafen in Greenock, von dem aus Roy MacRinnalch, einer ihrer Großväter, 1868 Richtung Amerika gesegelt war.
    Besonders gefallen hatte ihnen der Besuch von Burg MacRinnalch, die so viel von ihrer Familiengeschichte umfasste. Die Wahl des neuen Fürsten war nicht so glatt gelaufen wie erwartet, aber es war doch schön gewesen, die traditionellen Anwesen des Clans zu sehen, die Berge im Norden, die ausgedehnten Moore im Süden und den geschichtsträchtigen Colburn Wood.
    Nach ihrer Rundreise zu den schottischen Sehenswürdigkeiten waren sie Richtung Süden geflogen, um ihren Urlaub in London zu beenden. Hier hatten sie den Tower besucht, in dem William James MacRinnalch nach der Niederschlagung der schottischen Rebellion 1745 eingesessen hatte. William MacRinnalch war zum Glück nicht lange inhaftiert und seine wahre Identität als Werwolf
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    unentdeckt geblieben. Die MacRinnalchs hatten sich nicht gerade als begeisterte Anhänger von Bonnie Prince Charlie gezeigt, weil sie für seinen Aufstand wenig Aussicht auf Erfolg sahen. William hatte sich nur am Rande beteiligt, aber er hatte über seine Zeit im Londoner Tower ein Gedicht geschrieben, das noch heute fast jeder im Clan kannte.
    Vom Trafalgar Square aus gingen sie über die Strand zur Waterloo Bridge und dann weiter Richtung Süden. Zwischen der Brücke und dem South Bank Centre lagen mehrere Unterführungen, die auf Besucher etwas verwirrend wirken konnten. Sie blieben stehen, um die Schilder zu lesen.
    »Ich glaube, wir müssen durch diesen Tunnel und -«
    Der Werwolf stockte, etwas schien ihn zu beunruhigen.
    »Was ist los?«, fragte seine Frau.
    »Ich hatte nur so ein komisches Gefühl, ist schon -«
    Wieder stockte er, und dieses Mal sagte seine Frau nichts, weil sie auch etwas Seltsames spürte. Als würde ein Schleier über der Welt liegen. Sie schüttelte den Kopf, um wieder klar zu denken. Das war das Letzte, was sie je tat. Mr Mikulanec tauchte hinter ihnen auf, hieb von oben mit dem Messer auf sie ein und traf sie von hinten in die Schulter. Die Wunde war tief, aber für einen Werwolf eigentlich nicht tödlich, trotzdem brach sie auf der Stelle tot zusammen. Ihr Mann wollte sich verteidigen, aber seine Bewegungen waren unnatürlich langsam. Aus irgendeinem Grund fiel es ihm schwer, sich zu bewegen. Das Letzte, was er sah, war das Messer von Mr Mikulanec, das auf seine Brust zuraste, dann fiel auch er tot zu Boden.
    Mr Mikulanec drehte sich auf dem Absatz um und lief die nächste Treppe hinauf. Zwei Werwölfe geortet, zwei Werwölfe getötet. Er war zufrieden. Sie waren ihm zufällig über den Weg gelaufen, während er nach Kalix suchte. Von außen hatten sie nicht wie Werwölfe gewirkt, aber das Messer hatte es ihm verraten. Sobald ein Werwolf in der Nähe war, summte und vibrierte es. Dann 3°3
    verwirrte die Macht des Messers ihnen die Sinne, bevor die übernatürliche Klinge sie tötete.
    Mr Mikulanec berichtete der Gilde von seinem Erfolg, dann machte er sich weiter auf die Jagd nach Kalix.
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    Kalix schlug Moonglows Einladung zu der Party aus. Sie glaubte, so viele Leute auf einmal könne sie nicht ertragen. Es ging ihr wieder schlecht. Nach dem Vollmond hatte sie aufgehört zu essen und mehrere Angstattacken erlitten. Sie waren nicht so schlimm ausgefallen wie die ersten, die sie voller Panik auf die Straße getrieben hatten, aber sie waren sehr unangenehm. Kalix unterdrückte sie mit Diazepam und Laudanum und fiel in einen benommenen Zustand, in dem sie von Gawain träumte. Als die Wirkung des Laudanums gegen Mitternacht nachließ, wurde sie etwas munterer. Daniel hatte ihr gezeigt, wie sie den kleinen CD-Player programmieren konnte. Kalix nahm alles, was man ihr beibrachte, schnell auf und konnte das kleine Gerät jetzt so einstellen, dass es ihre Lieblingsstücke immer wieder spielte. Daniel und Moonglow hatten ihr eine CD mit ihren Lieblingsliedern gebrannt. Sie ließ sie laufen, dann legte sie sich

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