Kalix - Die Werwölfin von London
habe es auch nicht leicht«, sagte Moonglow. »Zwischen Kalix, Thrix und der Feuerkönigin komme ich mir langsam fett vor. Warum sind die nur alle so schlank?«
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»Du bist doch auch schlank«, meinte Daniel treuherzig. Das stimmte, aber nach Begegnungen mit der Zauberin und der Feuerkönigin, die beide unglaublich hinreißend wirkten, und der wilden, jugendlichen Schönheit von Kalix durfte sich jede Frau etwas unsicher fühlen.
Ein Geräusch draußen unterbrach sie. Kalix humpelte zur Vordertür, die ramponierte Tasche in der Hand, den zerlumpten Mantel um die Schultern gelegt. Moonglow marschierte rasch zur Tür und versperrte Kalix den Weg.
»Das muss aufhören«, sagte sie. »Und wage ja nicht, mich nochmal zu schlagen, nachdem ich mich um dich gekümmert und dir einen Platz zum Schlafen gegeben habe.«
Daniel sah sich nach etwas um, das er als Waffe benutzen könnte, falls Kalix über Moonglow herfiel. Aber im Vergleich zum Vortag wirkte Kalix richtig träge.
»Bleib hier, dann können wir deine Probleme lösen«, sagte Moonglow.
»Dummer Mensch.«
»Kann schon sein«, antwortete Moonglow. »Aber ich bin die beste Alternative, die du zurzeit hast. Warum willst du unbedingt wieder in irgendeinem Lagerhaus wohnen, wenn du hierbleiben kannst, wo du es warm und gemütlich hast?«
»Und Sabrina gucken kannst«, ergänzte Daniel.
»Wir räumen das kleine Zimmer für dich frei«, meinte Moonglow. »Und du kannst hierbleiben und alles wird gut.«
»Du kannst deine Musik hören«, sagte Daniel, aber er bekam keine Reaktion.
»Du solltest wirklich bleiben«, beharrte Moonglow.
Kalix schwankte und brach plötzlich zusammen. Ein paar Sekunden lang hielt sie die Augen noch offen, dann fielen sie ihr zu, als sie ohnmächtig wurde. Sie trugen sie ins Wohnzimmer; dabei mussten sie aufpassen, dass sie Kalix nicht auf das lange Haar traten, das sich auf den Boden ergoss.
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»Schon komisch«, sagte Daniel. »Vor ein paar Wochen hätte ich nie gedacht, dass ich einmal eine Werwölfin in eine Decke wickeln und ihr eine Wärmflasche geben würde. Jetzt kommt mir das fast selbstverständlich vor.«
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Nördlich des Flusses in Camden waren weitere Mitglieder des MacRinnalch-Clans in eine unschöne Szene verwickelt. Beauty und Delicious, die sich schnell von der feuchtfröhlichen Whiskyparty der letzten Nacht erholten, betrachteten Dominil mit der gleichen Abscheu, die sie für den ganzen Rest der Familie empfanden.
»Ich meine, du hast ja schöne Haare«, sagte Beauty. »Und der Ledermantel ist auch okay. Aber wieso sollten wir von dir Hilfe wollen?«
»Das ist lächerlich«, fügte Delicious hinzu. »Die Herrin der Werwölfe verliert offenbar den Verstand. Glaubt sie ernsthaft,, ein Trampel aus einer Burg in Schottland könnte unserer Band den Erfolg bringen?«
»Sag ihr danke, aber nein danke.«
»Aber sag auch, dass wir uns über den Whisky sehr gefreut haben.«
»Bitte sie, uns noch mehr zu schicken.«
Dominil ließ sich ungerührt als Trampel aus einer Burg bezeichnen. Es störte sie nicht einmal, dass ihr die Schwestern nichts zu trinken angeboten und damit die Regeln der Gastfreundschaft verletzt hatten, die bei den MacRinnalchs galten. Nachdem sie den Auftrag von Verasa angenommen hatte, würde sie sich nicht vom schlechten Benehmen der Mädchen abschrecken lassen.
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»Die MacRinnalchs könnten euch ein kleines Vermögen zur Verfügung stellen«, gab Dominil zu bedenken.
»Na und?«, spottete Beauty. »Wir haben selbst ein kleines Vermögen.«
Das stimmte. Die Schwestern waren wohlhabend, sie besaßen viel mehr Geld als Dominil. Ihr Anteil des Familienvermögens wurde immer noch von ihrem Vater Tupan verwaltet. Er hatte ihr zwar nie einen Wunsch abgeschlagen, aber er hatte ihr auch keine größeren Summen überschrieben.
»Ich weiß natürlich, dass ihr ausreichend viel Geld besitzt. Ich weiß auch, dass ihr schon seit mehreren Jahren hier lebt und in dieser Zeit viele Musiker kennengelernt habt. Wahrscheinlich habt ihr auch Bekanntschaften mit Leuten aus der Produzentenszene geschlossen. Allein dieses Zimmer zeigt mir, dass ihr eine Menge Instrumente besitzt. Und wenn man euren Aussagen glauben darf, könnt ihr beide hervorragend spielen und singen.«
Dominil nippte an ihrem Kaffee, dann hob sie ohne Aufforderung eine Flasche Whisky vom Boden auf und goss sich den Rest in ihre Tasse.
»Warum habt ihr dann bisher so gar keinen Eindruck gemacht? Ihr habt nicht einmal mehr eine Band. Auf dem
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