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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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nach, was das für zwei Männer sein konnten.
    Vielleicht Detektive? Detektive traten ja oft paarweise auf, wenigstens in Filmen. Wie wäre es, wenn er zu einem der beiden hinginge und ihn anredete: »Guten Abend, lieber Kollege!«
    »Das wäre dumm, um nicht zu sagen idiotisch!« beantwortete sich Kalle selbst seine Frage. Man soll niemals den Ereignis-sen vorgreifen.
    Oh, was für ein Glück man mitunter hat! Hier kamen die beiden und setzten sich in die Sessel direkt Kalle gegenüber. Er konnte hier sitzen und sie durch die Zeitung anstarren, soviel er wollte.
    »Personalbeschreibung!« sagte sich der Meisterdetektiv.
    »Reine Routinearbeit! Erst der eine … nee, wahrhaftig, es müßte verboten sein, so auszusehen!«
    Etwas so Unangenehmes hatte Kalle noch nie gesehen, und er dachte im stillen, daß der Verschönerungsverein der Stadt gern bereit sein würde, eine runde Summe zu bezahlen, wenn dieser Kerl da sich außerhalb der Stadtmauern verflüchtigte. Es war schwer zu entscheiden, was es war, was sein Gesicht so unangenehm machte, ob es die niedrige Stirn war, die allzu eng beieinander stehenden Augen, die dicke Nase oder der Mund, den ein eigentümliches Lächeln verunstaltete.

    »Wenn das kein Schurke ist, dann bin ich der Erzengel Ga-briel in Lebensgröße«, dachte Kalle.
    Der andere hatte nichts Aufsehenerregendes in seinem Aussehen, wenn man von einer fast krankhaften Blässe absah. Er war klein und blondhaarig. Er hatte sehr helle blaue Augen und einen unsteten Blick.
    Kalle starrte sie so an, daß es schon verwunderlich war, wenn seine Augen nicht aus den Gucklöchern hervortraten. Auch seine Ohren lauschten gespannt. Die beiden sprachen eifrig miteinander, aber leider konnte Kalle nicht viel davon auffassen.
    Doch plötzlich sagte der Blasse mit etwas lauterer Stimme:
    »Davon kann keine Rede sein! Er muß hier in der Stadt wohnen. Ich habe selbst den Brief an Lola gesehen. Auf dem Poststempel stand ganz deutlich Kleinköping.«
    Lolas Brief! Lola! Lola Hellberg, wer denn sonst? »Es bewegt sich in meinen kleinen grauen Gehirnzellen«, konstatierte Kalle mit Genugtuung. Er selbst hatte den Brief an Lola Hellberg in den Briefkasten gesteckt – wer auch immer diese ehren-werte Dame sein mochte. Und er hatte sie in seinem Notizbuch stehen.
    Kalle versuchte beharrlich, etwas mehr von dem Gespräch der beiden Männer aufzufassen, aber es gelang ihm nicht. Gleich darauf kam der Portier und meldete, daß das Zimmer für die Herren bereit sei. Der Unangenehme und der Blasse erhoben sich und gingen. Und Kalle beabsichtigte, das gleiche zu tun.
    Da sah er, daß die Portierloge leer war. Es war im Augenblick niemand außer ihm in der Hotelhalle. Ohne langes Bedenken schlug er das Fremdenbuch auf und schaute hinein. Der Unangenehme hatte sich zuerst eingeschrieben, das hatte er beobachtet. »Tore Krok, Stockholm« – das mußte er sein! Und wie hieß der Blasse? »Ivar Redig, Stockholm.«
    Kalle zog sein kleines Notizbuch hervor und trug sorgfältig Namen und Personalbeschreibung seiner neuen Bekannten ein.
    Er schlug auch Onkel Einars Seite auf und notierte: »Nennt sich wahrscheinlich mitunter Brane.«
    Dann steckte er die Zeitung unter den Arm und verließ das Hotel, vergnügt einen Schlager pfeifend.
    Und dann war da noch eine Sache – das Auto! Das mußte ihnen gehören, man sah so selten Stockholmer Autos hier in der Stadt. Und wenn sie mit dem Sechsuhrzug gekommen wären, so hätten sie sich schon vor mehreren Stunden ein Hotelzimmer besorgt gehabt. Er notierte die Nummer und die übrigen Kenn-zeichen.
    Dann besah er die Reifen. Sie waren sehr abgenutzt, außer dem rechten Hinterreifen. Das war ein funkelnagelneuer von der Gummifabrik Gislaved. Kalle machte eine kleine Skizze des Reifenmusters. »Reine Routinearbeit«, sagte er und steckte das Notizbuch in seine Hosentasche.

ACHTES KAPITEL
    Wie verabredet, brach der Krieg der Rosen am nächsten Tage aus. Sixtus fand in seinem Briefkasten einen Zettel, vollge-schrieben mit den furchtbarsten Beleidigungen. »Die Richtig-keit des Obenstehenden wird von Anders Bengtsson bezeugt, dem Chef der Weißen Rose, dessen Schuhband zu lösen du nicht würdig bist«, stand darunter, und unter lebhaftem Zähne-knirschen rückte Sixtus aus und suchte Benka und Jonte auf.
    Die Weißen Rosen lagen in höchster Bereitschaft in Bäckermeisters Garten, den Anfall der Roten erwartend. Kalle saß hoch oben im Ahornbaum, von wo aus man Aussicht über die ganze Straße bis

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