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Kalle Blomquist

Kalle Blomquist

Titel: Kalle Blomquist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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Roten zu.
    Nun trafen sie sich. Nach dem Friedensvertrag hätte der Chef der Weißen sich jetzt dreimal vor den Roten verbeugen sollen und sagen: »Ich weiß, daß ich nicht würdig bin, den gleichen Boden zu betreten wie du, o Herr!« Der rote Chef sah den weißen auch besonders herausfordernd an. Da öffnete der weiße Chef seinen Mund, er sprach und sagte: »Rotzbengel!«
    Der rote Chef sah zufrieden aus. Er ging jedoch entrüstet einen Schritt rückwärts. »Das bedeutet Kampf!« sagte er.
    »Ja«, sagte der weiße Chef und schlug sich dramatisch an die Brust. »Jetzt herrscht Kampf zwischen der Weißen und der Roten Rose!«

BAND ZWEI.
Kalle Blomquist lebt gefährlich

ERSTES KAPITEL

    »Du kannst nicht normal sein«, sagte Anders. »Du kannst einfach nicht normal sein. Liegst da herum und träumst!«
    Er, der nicht normal sein sollte, sprang hastig aus dem Grase auf und blinzelte unter einem flachsgelben Haarschopf gekränkt auf die beiden am Zaun.
    »Lieber, kleiner, süßer Kalle«, sagte Eva-Lotte, »du wirst ein Liegegeschwür bekommen, wenn du nicht endlich damit aufhörst, unter dem Birnbaum zu liegen und zu glotzen – jeden Tag, den ganzen Sommer lang.«
    »Ich liege aber nicht den ganzen Tag und glotze«, wider-sprach Kalle verärgert.
    »Nein, Eva-Lotte, übertreibe nun mal nicht«, meinte Anders.
    »Besinnst du dich nicht auf den Sonntag Anfang Juni – da lag Kalle nicht ein einziges Mal unter dem Birnbaum. Er war den ganzen Tag lang nicht Detektiv. Diebe und Mörder waren un-bewacht und konnten tun, was sie wollten.«
    »Ach ja, jetzt erinnere ich mich«, sagte Eva-Lotte. »Die Diebe und Mörder hatten ja tatsächlich Anfang Juni einen ungestörten Sonntag.«
    »Haut ab!« brummte Kalle.
    »Genau das wollten wir«, gab Anders zu. »Aber wir wollten dich mithaben. Natürlich nur, wenn du glaubst, daß die Mörder eine Stunde ohne Aufsicht auskommen.«
    »Oh, das können sie sicher nicht«, stichelte Eva-Lotte. »Die müssen gewartet werden wie Säuglinge.«
    Kalle seufzte. Es war hoffnungslos, absolut hoffnungslos.
    Meisterdetektiv Blomquist – das war er. Und er verlangte Achtung vor seiner Tätigkeit. Aber bekam er, was er verlangte? Bestimmt nicht von Anders und Eva-Lotte. Dabei hatte er doch nachweislich im vorigen Sommer drei Juwelendiebe festgesetzt
    – er ganz allein! Gewiß, Anders und Eva-Lotte hatten ihm nachher dabei geholfen, aber es war doch er, Karl Blomquist, gewesen, der durch Scharfsinn und Beobachtungsgabe den Schurken auf die Spur gekommen war. Damals hatten Anders und Eva-Lotte begriffen, daß er wirklich ein Detektiv war, der seinen Beruf verstand; aber nun neckten sie ihn wieder, als wäre das alles nie gewesen. Als gäbe es überhaupt keine Verbrecher auf der Welt, die beobachtet werden müßten. Als wäre er ein überspannter Narr, der den Kopf voll Einbildungen hatte.
    »Im vorigen Sommer wart ihr ziemlich stolz«, sagte er und spuckte verdrießlich ins Gras. »Damals, als wir die Juwelendiebe festsetzten, gab es niemand, der sich über Meisterdetektiv Blomquist beklagte.«
    »Es gibt auch jetzt niemand, der sich über dich beklagt«, meinte Anders. »Aber du begreifst doch wohl, daß das Dinge waren, die einmal passieren und nie wieder. Seit dem Jahre 1200 liegt diese Stadt nun hier, und bis heute hat es, soviel ich weiß, keine anderen Verbrecher gegeben als gerade deine Juwelendiebe. Das ist nun ein Jahr her. Du aber liegst noch immer unter dem Birnbaum und wälzt Kriminalprobleme. Gib es auf, Kalle, gib es auf. Glaub mir, für die nächste Zeit kommen keine Schurken mehr zum Vorschein, und wenn du sie auch mit der Lupe suchst.«
    »Alles hat seine Zeit, das weißt du doch«, sagte Eva-Lotte.
    »Strolche jagen hat seine Zeit, und Fleischklöße machen hat seine Zeit.«
    »Ja, eben«, sagte Anders. »Und jetzt hat die Rote Rose wieder den Krieg erklärt. Benka kam vor einer Weile mit ihrer Kriegserklärung. Lies selbst!« Er zog ein großes Plakat aus der Tasche und gab es Kalle. Und Kalle las:
    »Krieg! Krieg!
    An den wahnsinnigen Chef der verbrecherischen Sippschaft, die sich ›Die Weiße Rose‹ nennt.
    Hiermit tun wir kund und zu wissen, daß es in ganz Schweden keinen Bauern gibt, der ein Schwein hat, das auch nur andeutungsweise so dumm ist wie der Chef der Weißen Rose.
    Das erwies sich, als dieser Abschaum der Menschheit gestern auf dem Großen Markt dem hochherzigen und allgemein ge-achteten Chef der Roten Rose entgegentrat. Fiel es da doch besagtem Abschaum

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