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Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Kalle Wirsch und die Wilde Utze

Titel: Kalle Wirsch und die Wilde Utze Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilde Michels
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er vor sich hin:
»Eile mit Weile, Seile und Feile, Beile und Keile, Meile und Zeile...«
     
    Am Rand des Kohlengebiets trafen sie auf Jukes
Gehilfen Quarro und Querro. Beide trugen einen Hammer in der Hand, aber sie
führten nur ab und zu müde Schläge damit aus.
    Mit Quarro und Querro hatte Juke eine rechte
Mühe. Sie waren nichtsnutzige Gesellen. Früher einmal hatten sie zu Zoppo
Trumps Verbündeten gehört. Sie hatten Zoppo Trump bei einem Anschlag auf Kalle
Wirsch geholfen. Deshalb hatte König Kalle sie verurteilt, in den Schächten vom
Kohlen-Juke zu arbeiten. Aber sie drückten sich, wo sie konnten. Am liebsten
lagen sie irgendwo herum und dösten. »Da kommt ja unser Meister«, spottete
Quarro, als er den Kohlen-Juke sah.
    »Der Dichter macht mit Tutulla einen Ausflug«,
stellte Querro fest.
    »Günstig für uns«, sagte Quarro. »Da können wir
ungestört pennen.«
    Zu ihrer Verwunderung gab ihnen der Kohlen-Juke
diesmal keine guten Ratschläge, und er ermahnte sie auch nicht, fleißig zu
sein. Er lief eilig vorbei, und seine Schritte verloren sich bald in der Ferne.
Da ließen sich Quarro und Querro niedersinken, wo sie gerade standen, und
verfielen sofort in tiefen Schlaf.
     
    Der bedächtige Juke war noch nie so schnell
gelaufen, und als er am See der Finsternis ankam, hatte er keinen Atem mehr, um
zu reden oder zu reimen. Wortlos überreichte er Kalle Wirsch das Lazium-Messer.
Der gab es an den Fährmann weiter.
    Aber auch die andern sprachen jetzt nicht mehr.
Die Ungewißheit lag schwer auf allen.
    Schließlich erhob sich der Fährmann. Er
befestigte die Scheide mit dem Messer an seinem Gürtel, und ohne sich noch
einmal umzudrehen, ließ er sich ins Wasser gleiten. Er schwamm in die Mitte des
Sees; dort tauchte er unter. Kalle Wirsch, Tutulla und Juke standen am Ufer wie
erstarrt und lauschten. Aber kein Laut drang aus dem Wasser, und nichts zeigte
ihnen an, was dort unten geschah.

8. Kapitel
    Am Grund des Sees der Finsternis
     
    D er Fährmann ließ sich hinabsinken, und es schien ihm, als hätte der
See keinen Grund, so tief hinunter ging es.
    Seit langem hatte er seinen Kahn nicht mehr
verlassen, trotzdem schwamm er jetzt leicht und schnell. Als Meermensch war er
im Wasser geboren worden; er hatte nicht verlernt, sich ohne Mühe darin zu
bewegen.
    Endlich spürte er Boden unter den Füßen,
löchriges Gestein. Seine Hände glitten über Felsen, an denen knotiges
Wassermoos wuchs. Was er nicht sehen konnte, war, daß das Moos einen matten
Schimmer ausstrahlte. Dieser phosphoreszierende Glanz ging von allem aus, was
am Grund des Sees lebte.
    Es war aber kaum zu unterscheiden, ob die
Lebewesen Pflanzen oder Tiere waren. Einige hatten dünne Fadenarme, die aus
einem kurzen Stamm herausfächelten. Andere sahen aus wie Melonen mit zottigen
Bärten. Es gab sackförmige Gebilde, die sich im Wasser aufblähten, und
wurmähnliche mit stachligen Höckern. Das alles konnte der Fährmann nur mit den
Händen ertasten.
    Beim Hinuntertauchen hatte er auch gemerkt, daß
sich der See wie ein Trichter verengte. Der Grund war also längst nicht so
ausgedehnt wie die Oberfläche.
    Der Fährmann verharrte gespannt, aber alles
blieb still. Das Wasser war ohne Strömung. Die Pflanzentiere gaben keinen Laut
von sich.
    Wo war die Gefahr, die auf ihn lauerte?
    Und wo war der Uranstein?
    Halb schwimmend, halb am Boden tappend bewegte
er sich vorwärts. Das Lazium-Messer hatte er aus der Scheide gezogen und hielt
es in der rechten Hand. Mit der linken suchte er den Grund ab. Er ging gebeugt
und wachsam. Jeden Augenblick erwartete er, von dem Unbekannten überwältigt zu
werden oder in eine Falle zu stürzen. Aber nichts geschah. Bald hatte der
Fährmann den größten Teil des Bodens abgetastet. Er wagte es allmählich, sich
freier zu bewegen.
    >Vielleicht ist alles nur Einbildung<,
dachte er. Vielleicht gibt es nichts Unheimliches hier unten.<
    Jetzt kam er in felsige Klüfte, die er
durchschwamm und Stück für Stück absuchte. Wenn er die Pflanzentiere berührte,
die am Gestein saßen, sonderten sie einen Saft ab, der ihm auf der Haut
brannte. Ohne darauf zu achten, tastete er sich weiter durch die dichten
Ansammlungen von schwammigen und gallertartigen Gebilden.
    Da kam ihm etwas unter die Hände, das sich
anders anfühlte als das Gestein oder die schwammigen Lebewesen. Es war lang und
dünn und hart wie Metall. Es zog sich über einen Felsvorsprung. Und die
Gewißheit durchfuhr ihn: das ist Kalle Wirschs Kette, die

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