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Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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zusammenfielen, loderte das Feuer zischend auf. Ich lockerte meinen mantello; meine Wangen wurden so heiß, dass ich meine bloßen Hände an sie drückte, um sie zu kühlen.
    Am Ende zwang uns die Hitze zurückzuweichen. Francesco berührte meinen Ellenbogen, doch ich blieb einen Moment lang teilnahmslos stehen und starrte nur in die tosenden Flammen, orangerot vor dem rosa überhauchten Himmel. In ihrer Mitte lag sich windend all der eitle Tand.
    Ich schwitzte, als wir zur Kutsche zurückkehrten. Auf unserem Heimweg kam Wind auf; rote Schlacke segelte durch die Luft und schwärmte wie glitzernde Glühwürmchen über die Fassaden der Gebäude.
    »Schon möglich, dass heute Nacht Brände ausbrechen«, sagte Francesco.
    Ich erwiderte nichts. Ich hatte das Gesicht ans Fenster gedrückt und beobachtete, wie die Asche zu Boden rieselte, bleich und still wie Schnee.
62
    Ein Angriff durch Piero steht kurz bevor. Gerüchten zufolge plant er, sich von Norden her zu nähern; Siena scheint wieder wahrscheinlich. Bereitet Euch darauf vor - seid aber nicht übermäßig beunruhigt. Er hat nur die Orsini und die Söldner, alles in allem vielleicht dreizehnhundert Mann. Nicht genug.
    Wenn er tatsächlich scheitert, nutzt die Gelegenheit, den neuen Rat publik zu machen. Die arrabbiati sind zu laut geworden, ebenso wie Bernardo del Nero und seine Bigi. Der Rat muss sie alle niedermachen.
    Im verborgenen Studierzimmer der Santissima Annunziata zitierte ich Salai den Brief. Er schrieb ihn währenddessen nieder - ungeschickt, mit nervenaufreibender Langsamkeit - und bat mich häufig, das Gesagte zu wiederholen. Als ich mich anschickte, die Feder selbst in die Hand zu nehmen, zuckte er zurück.
    »Nein, Monna! Eure Handschrift könnte erkannt werden.«
    Als er schließlich fertig war und sich erhob, um mich hinauszubegleiten, blieb ich beharrlich stehen. »Meint Ihr - meint Ihr, es gibt eine Chance, dass Piero Erfolg hat? Dass er imstande ist, Florenz wieder einzunehmen?«
    Salai schnitt eine Grimasse; mit gespielter Empörung fuhr er sich mit den Fingern durch die kurzen schwarzen Locken. »Ich mache mir nichts aus Politik und weiß noch weniger über militärische Angelegenheiten. Aber ich weiß sehr wohl, dass ich zu den Waffen greifen und mich anschließen werde, wenn jemand diesen geisteskranken Prediger und seine Fackeln schwingenden Bälger entmachten will.«
    »Könnt Ihr mit einem Messer umgehen?«, fragte ich, woraufhin er grinste.
    »Ich kam mit einem Messer in der Hand zur Welt.«
    Unbeholfen - darauf achtend, dass ich mich nicht verletzte - zog ich Zalummas Dolch aus der Scheide, die in meinem Mieder steckte.
    Salai schnitt eine Grimasse. »Typisch Frau. Wenn Ihr Euch nicht selbst in Streifen schneidet, wird sich Euer Gegner vor Lachen biegen, bis Ihr Eure Waffe gezogen habt.«
    »Macht Euch nicht über mich lustig. Zeigt mir, wie man damit umgeht.«
    »Leonardo würde das nicht gutheißen, wisst Ihr.« Er spottete, seine Augen lächelten noch. »Ich habe ihn nicht einmal überreden können, überhaupt eine Waffe in die Hand zu nehmen. Er ist in solchen Dingen zimperlicher als eine Frau.«
    »Leonardo ist nicht hier.«
    »Ein ausgezeichneter Standpunkt.« Er lachte. »Zunächst einmal, verwahrt den Dolch nicht in Eurem Mieder. Das gibt nach und behindert Euch. Versteht Ihr, Ihr müsst nach oben greifen, um ihn zu packen. Ihr solltet ihn daher in Eurem Gürtel tragen, an der Taille.«
    »Aber ich trage nicht immer einen Gürtel.«
    »Das werdet Ihr, wenn Ihr ein Messer bei Euch haben wollt. Einen schönen breiten - ist das nicht gerade modern? Steckt das Messer einfach darunter. Aber bitte, haltet es nicht so, als wolltet Ihr damit essen.«
    Blinzelnd schaute ich auf die Waffe in meiner Hand.
    »Wenn Ihr erlaubt«, sagte er, stellte sich hinter mich an meine rechte Schulter und legte seine Hand über die meine. Ich hielt den Dolch mit festem, steifem Griff; er rüttelte mein Handgelenk, bis mein Griff sich ein wenig lockerte.
    »Jetzt«, befahl er, »haltet Ihr ihn von oben mit der Spitze nach unten. Macht genau das Gegenteil: von unten, mit der Spitze nach oben. Aber nur leicht nach oben. So.«
    Er drehte meine Hand um und führte die Spitze nach oben; sein Atem strich mir warm über das Ohr. Er roch nach Wein und Leinöl. Ich schaute mich zu ihm um und bemerkte wieder einmal, dass er trotz seiner Unreife ein junger Mann in meinem Alter war, noch dazu gut aussehend; sein Körper war fest und stark. Als er meinem Blick

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