Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis

Titel: Kalogridis, Jeanne - Leonardos Geheimnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
mich jetzt schnell zu verheiraten?«, entgegnete ich. »Warum sollte er den Rat eines Medici annehmen? Warum wartet er nicht und verheiratet mich mit einem der piagnoni?«
    Zalumma ging zu einem eleganten Stück selleriegrünem Damast und hielt es hoch. Das Sonnenlicht brach sich auf der glänzenden Oberfläche und offenbarte ein Muster aus Girlanden, das in den Stoff eingewebt war. »Du könntest ja ablehnen«, sagte sie. »Und, wie du schon sagtest, noch ein paar Jahre warten, um dich dann mit einem von Savonarolas Jammerlappen verheiraten zu lassen. Oder ...« Sie legte den hübschen Kopf schief, um mich zu betrachten. »Du könntest il Magnifico die Wahl treffen lassen. Wäre ich die Braut, dann würde ich Letzteres vorziehen.«
    Das ließ ich mir eine Weile durch den Kopf gehen und legte dann den cangiante beiseite. So reizvoll das Zusammenspiel der Farben auch sein mochte, der Stoff war zu steif, das Rot und Grün zu intensiv für meinen Teint. Ich erhob mich, nahm Zalumma den selleriegrünen Damast aus der Hand und platzierte ihn neben einem Pannesamt aus dunklem Blaugrün, durch dessen dicken Plüsch sich ein Muster aus Satinranken zog. »Das«, sagte ich und legte einen Finger auf den Samt, »für Mieder und Rock, eingefasst mit dem Damast. Und der Brokat mit grünen und violetten Tönen für die Ärmel.«
    Das Kleid war innerhalb einer Woche geschneidert, und danach war ich gehalten abzuwarten. Il Magnificos Gesundheitszustand hatte sich ständig verschlechtert, und es war unsicher, wann und ob das Fest stattfinden würde. Ich war auf seltsame Weise erleichtert. Obwohl es mir nicht gefiel, unter dem Dach meines Vaters zu wohnen, behagte mir der Gedanke noch viel weniger, schon so bald unter dem Dach eines Fremden zu leben. Während der Einzug in die Gemächer meiner Mutter schmerzliche Erinnerungen mit sich brachte, spendete er doch auch einen gewissen Trost.
    Eine zweite Woche verging; dann, eines Abends beim Essen, war mein Vater ungewöhnlich schweigsam. Auch wenn er oft die Behauptungen des Mönchs wiederholte, Gott habe meine Mutter aus Barmherzigkeit in den Himmel berufen, verrieten seine Augen Unsicherheit und Schuldgefühle, so wie auch jetzt.
    Ich konnte es nicht ertragen, ihn länger anzusehen; rasch beendete ich meine Mahlzeit. Als ich mich entschuldigte und vom Tisch aufstand, hielt er mich zurück.
    »Il Magnifico hat dich zu sich gerufen.« Er war kurz angebunden. »Morgen am späten Nachmittag soll ich dich zum Palazzo in der Via Larga bringen.«
    22
    Auf keinen Fall, wiederholte mein Vater entschlossen, dürfe ich mit den Dienern darüber reden, mit Ausnahme von Zalumma. Nicht einmal unser Kutscher sollte es wissen; mein Vater würde mich selbst in der Kutsche hinfahren, die ihm zu geschäftlichen Zwecken diente.
    Am nächsten Tag überkam mich die Angst. Ich sollte ausgestellt, meine guten und schlechten Eigenschaften sollten bewertet und dazu verwendet werden, über meine Zukunft zu entscheiden. Lorenzo und, wie ich erwartete, eine Gruppe sorgfältig ausgesuchter hochgeborener Frauen würde mich betrachten und kritisieren. Meine Nerven wurden noch weiter strapaziert, als man mir eröffnete, es sei Zalumma nicht erlaubt, mich zu begleiten.
    Das Kleid war so raffiniert geschnitten, dass es weibliche Formen vortäuschte, die ich gar nicht hatte; es war prächtiger als alles, was ich bisher getragen hatte. Die üppigen Röcke mit kurzer Schleppe waren aus dem dunklen, blaugrünen Samt mit dem Muster aus Satinranken; das Mieder bestand aus demselben Samt mit Eckeinsätzen aus Zalum-mas blassgrünem Damast. Die hohe Taille wurde von einem Gürtel aus zartem Silbergeflecht betont. Die Ärmel waren nach Maß geschnitten und mit Schlitzen versehen. Sie waren aus Brokat, gewebt aus türkisfarbenen, grünen und purpurnen Fäden, durchsetzt mit reinem Silber. Za-lumma zog meine camicia durch die Schlitze und puffte sie der Mode entsprechend auf; ich hatte mich für die hauchzarte, mit Silberfäden durchschossene weiße Seide entschieden.
    Meine Haare waren eine einzige Enttäuschung. Ich trug eine Haube aus besagtem Brokat, besetzt mit Staubperlen, und da ich unverheiratet war, durfte ich die Haare offen tragen, sodass sie mir auf die Schultern fielen. Meine festen Locken aber waren unregelmäßig und bedurften der Bändigung; Zalumma mühte sich mit einem heißen Schürhaken ab, um bezaubernde Ringellöckchen zu formen. Meine Locken hielten jedoch nicht, und die Anstrengung schuf nur noch größeres

Weitere Kostenlose Bücher