Kalt erwischt - wie ich mit Depressionen lebe und was mir hilft
Ãrzten gibt es psychosomatische Akutstationen und Reha-Kliniken, spezielle Ambulanzen sind bisher noch selten. In Kliniken wird die Psychosomatik meistens der Inneren Medizin (aus der sie sich entwickelt hat) und nicht der Psychiatrie zugeordnet. Nur in Einzelfällen haben Krankenhäuser eine psychosomatische Abteilung unter dem Dach der Psychiatrie.
Früher wurden die Unterschiede sehr betont, es gab bestimmte Krankheiten, die eindeutig der Psychosomatik zugeordnet wurden, die »holy seven« . Eine dieser »heiligen Sieben« war das Magengeschwür, es galt früher als psychosomatische Kernerkrankung. Nach der Lehre des ungarisch-amerikanischen Arztes Franz Alexander (1891-1964) glaubte man, ein bestimmter Persönlichkeitstyp sei der Auslöser. 1982 wurde bewiesen, dass das nicht stimmt: Das Bakterium Helicobacter pylori verursacht in den meisten Fällen das Magengeschwür. Zwar werden auch heute einige psychische Krankheiten klar der Psychiatrie, andere ebenso eindeutig der Psychosomatik zugeordnet. Doch sowohl in der Ausbildung, in den grundlegenden wissenschaftlichen Positionen als auch in der Praxis überschneiden sich die Fachgebiete in vielem. Beide fühlen sich einer biopsychosozialen Sichtweise von Kranksein verpflichtet. Die gröÃten Unterschiede bestehen darin, dass in der Psychosomatik die psychotherapeutische Behandlung im Mittelpunkt steht, während die Psychiatrie oft eher die biologischen Aspekte in der Therapie betont, die Behandlung mit Medikamenten hat hier den gröÃeren Stellenwert. AuÃerdem ist die Psychosomatik per se ein interdisziplinäres Fachgebiet, die Psychiatrie aber nicht.
Zur psychosomatischen Medizin gehört ein breites Spektrum von Erkrankungen. Ein Schwerpunkt sind Essstörungen wie Magersucht, Bulimie und die Binge-Eating-Störung (Fressanfälle ohne Erbrechen). Bei ihnen ist die enge Verbindung zur Inneren Medizin ein klarer Vorteil. Annegret Eckhardt-Henn, Chefärztin an der Klinik für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie am Klinikum Stuttgart, gibt ein Beispiel: »Wir haben bei den Magersüchtigen zum Teil schwer kranke Patienten, die nur noch um die dreiÃig Kilo wiegen. Die haben dann auch internistische Komplikationen. Wir haben bei uns eine Intensivstation in der Inneren Medizin, auf die wir manchmal diese Patienten eine Zeit lang legen und dann wieder zu uns zurücknehmen.«
Ein weiterer Schwerpunkt sind die somatoformen Störungen, hier drückt die Psyche ihr Leid mithilfe des Körpers aus. »Seelische Symptome können manchmal zu stärkeren subjektiven Beeinträchtigungen führen als organische«, sagt Annegret Eckhardt-Henn. »Diese psychosomatischen Symptome bilden sich die Patienten nicht ein, sie sind real vorhanden. So kann beispielsweise psychosomatisch bedingter Schwindel sehr viel ausgeprägter sein als organische Schwindelerkrankungen. Es hängt vom Schweregrad der Erkrankung, das heiÃt von der Beeinträchtigung des Patienten, ab. Ebenfalls gibt es dissoziative Anfälle, die durch seelische Ursachen bedingt sind und die manchmal von der Symptomatik her sehr ähnlich wie epileptische Anfälle aussehen.«
Komplexe chronische Schmerzerkrankungen sind ein weiteres groÃes Gebiet. Wie zum Beispiel isolierte Spannungskopfschmerzen, aber auch Schmerzen in wechselnden Körperregionen. Reizmagen- oder Reizdarm-Syndrome sind ebenfalls sehr häufig, die Ursachen liegen hier oft in einer genetisch bedingten erhöhten Magensäureausschüttung, dazu kommen seelische Faktoren wie Stress und Ãberlastung.
Die sogenannten somatopsychischen Störungen umfassen Patienten, die körperlich krank sind und als Folge davon eben auch seelisch erkranken. So ist die Psychoonkologie, die sich mit den psychischen und sozialen Auswirkungen von Krebserkrankungen befasst, heute weitverbreitet. Denn viele Krebspatienten entwickeln während der Verarbeitung ihrer körperlichen Erkrankung, als Reaktion darauf, seelische Störungen wie Depressionen oder Ãngste. Es gibt auÃerdem die Psychokardiologie (Herz und Seele), die Psychogynäkologie (Frauenheilkunde und Seele), die Psychodiabetologie (Diabetes und Seele) und die Psychodermatologie (Haut und Seele). Weitere Indikationsgebiete der Psychosomatik sind die Palliativmedizin (die Betreuung von sterbenden Patienten), die Transplantationsmedizin sowie die neurologische Psychosomatik (vor allem
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