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Kalt, kaltes Herz

Kalt, kaltes Herz

Titel: Kalt, kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Keith Ablow
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verdrückt. Der diensthabende Polizist hat das an uns weitergeleitet, weil Sie ja für uns arbeiten – oder besser, gearbeitet haben.«
    »Ich habe dem Mistkerl Geld gegeben.«
    »Schön für Sie. Haben Sie eine Quittung?«
    »Klar.« Ich konnte mich nicht mehr bremsen. »So eine, wie Willie Hightower jeden Monat von Ihnen kriegt.« Malloy schürzte die Oberlippe, so daß ich in seine gelben Zähne sehen konnte. »Sie müssen mich zum Revier begleiten.« Ein wahnwitziger Gedanke schoß mir durch den Kopf. Wenn ich sowieso schon am Ende war, hatte ich nichts mehr zu verlieren. Mein Jagdmesser lag unter meinem Sitz. Ich starrte seinen Bauch an und ließ meinen Blick zu der Stelle wandern, wo die Aorta, nicht mehr geschützt vom Brustbein, in den Unterleib führt.
    »Seien Sie ein braver Junge. Oder wollen Sie im Streifenwagen fahren?«
    Als ich ihm in die Augen sah, war es mir, als stünde mein Vater vor mir:
»Möchtest du in dein Zimmer gehen und die Strafe wie ein Mann auf dich nehmen? Oder soll ich dich tragen wie ein Baby?«
    Wieder ließ Malloy die Handschellen klappern.
    Ich roch den alkoholgeschwängerten, heißen Atem meines alten Herrn. Hatte er es nicht verdient, abgestochen zu werden? Würde die Gerechtigkeit siegen?
Wo ist deine Wut?
Wieder hörte ich seine Stimme.
»Okay, dann eben auf die harte Tour.«
    Oder war es Mallogs Stimme gewesen? Ich schüttelte den Kopf. Zuviel Kokain, sagte ich mir. Ich konnte nicht mehr klar denken. Ich mußte in die Klinik. Ich brauchte Schlaf. ich mir die Augen rieb, war Malloy wieder da. Ich holte tief Luft. »Fahren Sie voraus«, sagte ich.

9
    Donnerstag, 6:15
    Bei meiner Ankunft auf dem Revier stand die Tür zu Emma Hancocks Büro offen. Sie blickte auf, als Malloy und der ältere Polizist, der sich nur Grillo nannte, mich in Westmorelands alte Zelle stießen. Ich blieb an der Tür stehen, und sie schlossen mich ein. »Wo ist Ihr anderer Gast?« erkundigte ich mich.
    Malloy antwortete nicht.
    »Wie lautet die Anklage gegen mich?«
    »Schwere Frage. Da gibt es mehrere Möglichkeiten: Kokainbesitz, Gefährdung des Straßenverkehrs, Widerstand gegen die Festnahme.«
    »Widerstand gegen die Festnahme? Ich bin Ihnen doch brav nachgefahren.«
    »Haarspaltereien«, sagte Grillo und klopfte Malloy auf den Rücken. »Darf ich telephonieren?«
    Malloy kicherte. »Ich dachte, ich wäre derjenige, der sich schlechte Filme anschaut.« Dann drehte er sich um, und die beiden gingen zur Tür.
    Ich setzte mich auf die Pritsche und sah mich in der Zelle um. Mein Blick blieb an einem eingetrockneten Blutspritzer an der Wand hängen. wo Westmoreland gestanden hatte, als er sich auf die Zunge biß. Auch auf dem Boden bemerkte ich ein paar rote Schmierer, entstanden bei meinem Versuch, ihn nach dem Angriff auf mich zu überwältigen.
    Ich spähte in die anderen Zellen hinüber: alle leer. Wahrscheinlich hatte Hancock ihren wichtigen Gefangenen mit Sam Fitzgeralds Einwilligung nach Concord in die Massachusetts Corrections Institution verlegen lassen, wo er jetzt auf seinen Prozeß wartete.
    Inzwischen pochte mein Schädel. Da ich fürchtete, daß mein Blutdruck durch das Koks gefährlich ansteigen könnte, beschloß ich, mich hinzulegen. Aus der Pritsche quoll Verwesungsgeruch und hüllte mich ein. Ich starrte zum oberen Stockbett hinauf und stützte mich auf die Ellenbogen, um das Wort zu lesen, das dort, hingeschmiert mit Blut, stand: GEORGE. »George LaFountaine«, sagte ich laut vor mich hin. Dann sank ich auf die Matratze zurück und schloß die Augen.
    Einige Minuten später wachte ich von Schlüsselgeklapper wieder auf. Emma Hancock trat in die Zelle. Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und setzte mich auf.
    Sie lehnte an der Wand. »Ich habe Sie gewarnt«, meinte sie.
    »Und ich habe Sie unterschätzt, Emma. Ich dachte, Sie hätten Angst, ich könnte Ihnen die Beförderung zum Polizeichef durchkreuzen. Nicht im Traum wäre ich drauf gekommen, daß Sie es auf einen höheren Posten abgesehen haben. Bei einer zukünftigen Bürgermeisterin Hancock wäre ich natürlich vorsichtiger gewesen.«
    »Ich könnte in dieser Stadt viel bewirken. Aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.«
    »Doch Sie meistern die Kurven mit Bravour.« Ich zeigte auf das eingetrocknete Blut an der Wand. »Sie haben den General verlegt –eine Hürde weniger. Fitzgerald ist ein miserabler Psychiater, aber er weiß, wo etwas zu holen ist.« Hancock preßte die Lippen zusammen und schüttelte den Kopf. Sie wirkte

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