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Kalt kommt der Tod (German Edition)

Kalt kommt der Tod (German Edition)

Titel: Kalt kommt der Tod (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannes Sprado
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danach Rote Grütze. Sie überlegte, wie alt sie damals gewesen war, vielleicht neun oder zehn. Es konnte auch früher gewesen sein. Auf die Erinnerung von Kindern war kein Verlass.
    Ihre Kabine hatte der Londoner Designer Evan K. Marshall mit Seidenteppichen und Makassar-Ebenholz ausgestattet. In allen sieben Schlafzimmern an Bord dominierte eine andere Farbe, in ihrer Kabine war es Apricot. Der Teppich, die Bettwäsche auf dem großen Doppelbett, das Privatbad – alles in Apricot.
    Auf hoher See hatte sie sich auf dem Schiff frei bewegen dürfen, erst als sie deutsche Hoheitsgewässer erreichten, war sie wieder in ihrer Kabine eingeschlossen worden.
    Wo sie jetzt nicht allein war.
    Ihr gegenüber, an einem mit weißem Batisttuch und schwerem Silber eingedeckten Tisch, der jedem Edelrestaurant in Moskau zur Ehre gereicht hätte, schnitt Dimitrij Choma ein Stück von seinem Bisonfilet ab und schob es sich genussvoll in den Mund. Zuvor hatte ihnen der Steward Borschtsch, Pelmeni, Kulebiaka und Blinis mit Kaviar serviert.
    »Unser letzter Abend«, sagte Dimitrij.
    Er legte Messer und Gabel sorgfältig nebeneinander auf dem Teller ab, so, wie man es ihm auf dem Schweizer Eliteinternat beigebracht hatte, nahm die Serviette vom Schoß, faltete sie einmal und legte sie neben das Weinglas. Er klingelte nach dem Steward und bestellte eine Flasche Kauffman Luxury Vintage Vodka.
    »Mein Vater trinkt immer noch den billigen Putinka, den er als Jugendlicher auf der Straße mit seinen Freunden aus der Flasche gesoffen hat. Ich bevorzuge diesen hier. Wusstest du das? Je öfter Wodka destilliert wird, desto teurer ist er. In Russland heißt es, jede Flasche, die weniger als zehntausend Rubel kostet, ist Gift. Zehntausend Rubel, das sind, na, wie viel? Keine vier Euro.«
    Dimitrij trug einen graublauen, eng sitzenden Anzug, Maß genommen und genäht bei Anderson & Sheppard in der Londoner Saville Row. Die obersten drei Knöpfe seines Brooks-Brothers-Hemdes standen offen und gaben den Blick auf seine unbehaarte Brust frei. Er roch nach einer Überportion Aftershave von Taylor. Lavendel.
    Carolin schüttelte den Kopf, als er ihr über den Tisch ein Glas Wodka zuschob.
    »Ich mach mir nichts aus Alkohol«, schwindelte sie.
    Sie schwitzte in ihrem Kaschmirpullover, den sie zu ihrer hochgekrempelten Jeans ausgewählt hatte. Wodka würde es nur noch schlimmer machen, und sie musste einen klaren Kopf behalten, denn der junge Choma, obwohl nur ungefähr halb so alt wie sie, unternahm, seit sie an Bord waren, immer wieder unmissverständliche Annäherungsversuche und stellte sich dabei nicht ungeschickt an, das musste sie zugeben.
    Deshalb hatte sie auf Make-up verzichtet und sich für das eher schlichte Outfit entschieden, obwohl in ihrem Schrank die teuersten Kleider, Blusen, Röcke und Hosen in ihrer Größe hingen. Der Steward hatte sie darüber aufgeklärt, dass es die gleiche Auswahl in jeder Größe an Bord gab. Für alle Fälle.
    Trotzdem sah sie atemberaubend aus mit ihren blauen Augen unter den dunklen ausgeprägten Brauen und den tiefschwarzen Haaren, die ein roter Stirnreif zurückhielt.
    »Fragen Sie mich!«, sagte Dimitrij.
    Er steckte sich eine stinkende russische Zigarette an, eine der letzten ihrer Art, die mit dem langen hohlen Pappfilter, und blies den Rauch genüsslich aus. Die Kerzen in dem Kronleuchter, der zwischen ihnen auf dem Tisch stand, begannen zu flackern.
    »Was?«
    »Weshalb ich mich für kriminelle Handlungen wie Entführung und Erpressung hergebe und meinem Vater dabei behilflich bin, Sie an Bord der Carte Blanche festzuhalten.«
    »Ich habe da so eine Idee«, entgegnete Carolin gleichmütig.
    »Und die ist zweifellos richtig. Natürlich geht es um Geld. Um sein Geld. Das irgendwann mein Geld sein wird. Alles. Bis es so weit ist, tue ich, was er mir sagt. Das ist immer schon so gewesen, ich hab mich daran gewöhnt. Er lässt jeden fallen, der ihm widerspricht oder ihn auch nur ein einziges Mal enttäuscht. Bei mir würde er keine Ausnahme machen, das hat er mir beizeiten zu verstehen gegeben.«
    »Damit Sie es ja nicht vergessen.«
    »Er hat seine Prinzipien. Sie haben ihn reich gemacht.«
    »Glauben Sie, Sie könnten sein wie er?«
    »Skrupellos? Brutal? Bestechlich? Ich arbeite daran.«
    Er trank auch ihren Wodka aus und schenkte sich nach und kippte auch dieses Glas in einem Zug hinunter. Zum ersten Mal fielen Carolin seine sorgfältig manikürten Fingernägel auf.
    »Sie würden sich die Hände niemals

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