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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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KAPITEL 37
    Kurtz wusste selbst nicht so genau, warum er eingewilligt hatte, Angelina Farino Ferrara in ihre Wohnung in den Marina Towers zu folgen.
    Er redete sich ein, es nur getan zu haben, weil Detective Paul Kemper möglicherweise in den nächsten Stunden nach ihm suchen würde. Er wusste mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit, dass Rigby King sich morgens mit Kurtz getroffen hatte, und würde sich fragen, warum sie noch nicht wieder aufgetaucht war.
    Und er versuchte sich davon zu überzeugen, dass es vor allem darum ging, dass Angelina erledigte, um was er sie gebeten hatte, und es keine gute Gelegenheit war, sie vor den Kopf zu stoßen. Sein Leben konnte von ihrer Entscheidung abhängen.
    Und er sagte sich, er habe es getan, weil er hungrig war.
    Am Ende gelangte er zu dem Ergebnis, dass er nur Scheiße laberte.
    Das Abendessen – perfekt gegrillte Steaks, gerade blutig genug, frischer Salat mit irgendeinem raffinierten Senfdressing, Ofenkartoffeln, knackige grüne Bohnen, frisches Brot, große Gläser mit eisgekühltem Wasser – war fantastisch. Kurtz wurde nicht einmal schlecht davon, was mehr war, als er von jeder anderen Mahlzeit behaupten konnte, die er seit letztem Mittwoch zu sich genommen hatte.
    Angelina hatte darauf bestanden – und er hatte nicht widersprochen –, dass Kurtz sich vor dem Essen duschte, rasierte, die Zähne putzte und saubere Kleidung anzog. Die brutal heiße Dusche – Angelinas riesige glasverkleidete Zelle für Gäste verfügte über nicht weniger als drei Wasserdüsen – verstärkte Kurtz’ Schmerzen, aber er schlief dabei fast im Stehen ein.
    Als er nackt aus dem Bad kam, stellte er fest, dass seine alten Lumpen verschwunden waren und frische Kleidung auf dem Bett für ihn bereitlag: ein teurer seidener Rollkragenpulli, der absolut nichts zu wiegen schien, eine butterweiche schwarze Tweedhose, die passte, als hätte sie jemand für ihn maßgeschneidert, ein neuer Gürtel, saubere Socken und schwarze Mephisto-Stiefel in seiner Größe.
    Außerdem wartete eine schwarze, nicht wasserdichte Windjacke auf ihren Einsatz. Kurtz probierte sie an und stellte fest, dass sie aus einem Material bestand, das nicht knisterte oder andere störende Geräusche machte, wenn er sich bewegte – ein Umstand, der sich in den nächsten Stunden durchaus als überlebenswichtig entpuppen konnte.
    Kurtz warf die Windjacke zurück auf das Bett und ging zum Essen in den Hauptraum des Penthouse.
    »Normalerweise würden wir Wein dazu trinken«, meinte Angelina und zündete eine Kerze an, »aber Alkohol verträgt sich nicht gut mit den Pillen, die ich Ihnen geben werde, wenn Sie aufwachen.«
    »Aufwachen?« Kurtz warf einen Blick auf seine Armbanduhr – den einzigen persönlichen Gegenstand, den er außer Brieftasche und Handy mitgenommen hatte.
    »Sie müssen ein paar Stunden schlafen, bevor wir heute Nacht aufbrechen.«
    »Sie kommen mit?« Man hatte sich darauf geeinigt, dass die Gonzagas und die Farinos jeweils zwei Leute für diesen nächtlichen Ausflug abstellten, aber Kurtz hatte weder Angelina noch Gonzaga so verstanden, dass sie selbst mitfliegen wollten.
    Angelina quittierte Kurtz’ Frage mit einer hochgezogenen Augenbraue. Beim Servieren der Steaks verkündete sie: »Es würde wohl kaum zum nötigen Zusammengehörigkeitsgefühl beitragen, wenn Toma und ich nicht selbst daran teilnähmen, meinen Sie nicht auch?«
    Sie aßen schweigend am Tisch aus poliertem Rosenholz neben dem frei stehenden Kamin. Angelinas Penthouse nahm die gesamte obere Etage der Marina Towers ein. Im zentralen Wohn- und Essbereich gab es nur wenige Wände, die die Sicht blockierten. Kurtz konnte über der Schulter der Frau die Lichter von Schiffen auf dem Eriesee und an der Mündung zum Niagara River erkennen. Hinter ihm leuchtete die elektrische Skyline von Buffalo heller auf, weil es aufhörte zu nieseln und die Wolkendecke aufbrach. Als sie mit dem Dessert fertig waren – eine köstliche Apfel-Blätterteig-Pastete –, bestaunte Kurtz die Sterne und den Halbmond zwischen den dahineilenden Wolken.
    Sie führte ihn in eine Ecke an der Seeseite, wo ein weiterer Gaskamin brannte. Sessel und eine breite Couch bildeten hier eine Sitzgruppe, doch Angelina warf die Sofakissen auf den dicken Teppich dahinter, holte ein Kopfkissen und zwei Decken aus einem Schrank und breitete eine Decke auf der Liegefläche der Couch und die andere über der Lehne aus. »Es ist erst kurz nach acht«, sagte sie. »Es ist noch

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