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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Autoren: Dan Simmons
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verließen.«
    »Lester?«
    »Und Raphael, sein Freund aus Samoa. Irgendwann nach Mitternacht wurden dein Indianerfreund und seine Kumpels echt unausstehlich. Wir haben ihnen dabei geholfen, den Laden durch den Hinterausgang zu verlassen.«
    »Hat Big Bore – der Indianer – eine Schlägerei angefangen?«
    »Niemand fängt ernsthaft eine Schlägerei mit Lester an. Soll ich dich anrufen, wenn Mr. Big Bore wiederkommt?«
    »Ja. Danke, Daddy.«
    Kurtz stand auf, um zu gehen, wobei er nur leicht schwankte, aber der alte Mann sagte: »Du kannst so nicht auf die Straße gehen, mit deinen blutigen Augen und den blauen Flecken im Gesicht. Damit jagst du den Kindern Angst ein. Warte. Nicht weggehen.«
    Kurtz blieb stehen, während Daddy Bruce im Hinterzimmer verschwand und kurz darauf mit einer übergroßen Sonnenbrille zurückkehrte. Kurtz setzte sie vorsichtig auf. Der rechte Bügel drückte auf seine Verbände, aber er konnte sie so zurechtrücken, dass sie sich fast ohne Schmerzen tragen ließ.
    »Danke, Daddy. Ich fühle mich wie Ray Charles.«
    »Du solltest dich auch wie Ray Charles fühlen«, gluckste der alte Schwarze. »Das ist nämlich seine Brille.«
    »Du hast Ray Charles die Sonnenbrille geklaut?«
    »Verdammt, nein«, protestierte Daddy Bruce. »Ich klaue nicht mehr als du. Du weißt doch noch, wie er vor zwei Jahren im Dezember hier war, zusammen mit … nein, weißt du nicht, Joe. Da warst du noch in Attica. Es war eine klasse Show. Wir haben nichts angekündigt, keine Vorwarnung, dass er kommt, und wir hatten 600 Leute, die in den Laden reinwollten.«
    »Und er hat dir seine Sonnenbrille geschenkt?«
    Daddy zuckte die Schultern. »Lester und ich haben ihm einen Gefallen getan und er hat mir seine Brille als Andenken geschenkt, das ist alles. Er hat immer Ersatz dabei. Aber das hier ist die einzige Ray-Charles-Sonnenbrille, die ich besitze, deshalb wäre ich dir sehr verbunden, wenn du sie mir zurückgibst, sobald du sie nicht mehr brauchst. Dachte mir, ich benutze sie selber, wenn meine Augen schlechter werden.«
    Pruno war noch im Urlaub, aber sein obdachloser Mitbewohner Soul Dad war dort, wo er sich tagsüber für gewöhnlich aufhielt – er spielte Schach auf dem Hügel oberhalb des alten Rangierbahnhofs. Soul Dad erklärte, er habe nichts gehört, versprach Kurtz aber, sich zu melden, sobald ihm etwas zu Ohren kam. Die beiden Männer teilten sich einen Laptop in ihrem Bretterverschlag an der Eisenbahnunterführung. Soul Dad würde ihm eine E-Mail schicken. Kurtz musste grinsen; selbst Spitzel und Straßeninformanten konnten heutzutage nicht mehr auf Hightech verzichten.
    Ein Taxifahrer namens Enselmo, dem Kurtz einmal aus der Patsche geholfen hatte, sagte, er habe niemanden in seinem Taxi über einen Überfall auf Kurtz oder seine Bewährungshelferin reden hören. Er hatte jedoch Gerüchte gehört, dass Toma Gonzaga seit einigen Tagen nach ihm suchen ließ. Kurtz dankte Enselmo und zahlte ihm 200 Dollar dafür, dass er ihn den Rest des Nachmittags herumkutschierte.
    Mrs. Tuella Dean, eine Stadtstreicherin, die ein Lüftungsgitter an der Ecke Elmwood und Market als Schlafplatz bevorzugte – selbst im Sommer –, berichtete ihm, ihr wäre zu Ohren gekommen, dass ein verrückter Araber unten in Lackawanna prahlte, jemanden erschießen zu wollen. Allerdings sei dabei nie Kurtz’ Name gefallen. Den Namen des verrückten Arabers kannte sie nicht. Sie konnte sich nicht mehr erinnern, wo sie das Gerücht aufgeschnappt hatte. Sie meinte, möglicherweise habe sie es mit diesen ganzen Al-Kaida-Nachrichten durcheinandergebracht, die sie ständig in ihrem kleinen Transistorradio hörte.
    Es war noch nicht einmal Mittag, aber Kurtz begann trotzdem, auf der Suche nach alten Bekannten und gesprächigen Säufern die Bars in der Nachbarschaft abzuklappern. Er musste noch ein paar Stunden totschlagen, bevor er im Büro von Brian Kennedys Sicherheitsdienst erwartet wurde. Das war ihm ganz recht, denn er hoffte, etwas präsentabler zu sein, bevor er einen Blick auf das Überwachungsband aus der Tiefgarage warf.
    Als Erstes probierte er es in den Striptease-Bars mit ihren speziellen Mittagsangeboten für gestresste Geschäftsmänner – Rick’s Tally-Ho an der Genessee mit seinen ramponierten Lehnstühlen und Club Chit Chat, wo – wie Kurtz gehört hatte – der Arschpickel-Faktor extrem hoch und das Erektionspotenzial umso niedriger ausfiel. Seine Quelle hatte recht gehabt, allerdings hätte Kurtz sein gegenwärtiges
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