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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller
Autoren: Dan Simmons
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Ahnung habe, warum. Vermutlich haben Sie mitbekommen, dass mein Vater mich vor acht Jahren ins Exil nach Florida schickte, als er herausfand, dass ich homosexuell bin.«
    »Ich dachte, man zieht heutzutage den Begriff ›schwul‹ vor.«
    »Nein, ich bevorzuge ›homosexuell‹ oder meinetwegen auch ›gleichgeschlechtlich‹«, erklärte Gonzaga.
    »Um die Sache beim Namen zu nennen?«
    »So könnte man es sehen. Außerdem sind diese Wörter zu lang, um sie als Schimpfwörter zu benutzen.«
    Kurtz zuckte die Schultern. Es musste Themen geben, die ihn noch weniger interessierten – Football beispielsweise –, aber ihm fiel auf die Schnelle nichts ein.
    Gonzagas Mobiltelefon vibrierte und er nahm den Anruf entgegen, ohne ein Wort zu sagen. Während er zuhörte, musterte Kurtz sein Gesicht. Sein Vater Emilio war ein auffallend hässlicher Mann gewesen und sah aus, als hätte ein durchgeknallter Wissenschaftler den Kopf eines Karpfen auf den Körper eines Bullen transplantiert.
    Toma, der wie Anfang 40 wirkte, hatte zwar die tonnenförmige Brust und die kurzen Beine geerbt, erinnerte ansonsten aber an einen älteren Tony Curtis und konnte durchaus als gut aussehend bezeichnet werden. Er hatte volle und sinnliche Lippen wie sein Dad, aber bei ihm ließen sie eher eine Vorliebe für häufiges Lachen durchblitzen. Bei seinem Erzeuger spiegelten sie dagegen Grausamkeit wider. Gonzagas Augen waren hellblau und sein graues Haar kurz geschnitten. Er trug einen eleganten und teuren Anzug in Anthrazittönen kombiniert mit braunen Schuhen, die so ledrig weich waren, dass sie aussahen, als könnte man sie nach dem Tragen zusammenklappen und in die Tasche stopfen.
    Gonzaga klappte stattdessen sein Handy zusammen und ließ es im Sakko verschwinden. »Es wird Sie freuen zu hören, dass Bernard das Bewusstsein wiedererlangt hat. Allerdings dürften Sie ihm eine oder mehrere Rippen gebrochen haben.«
    »Bernard?«, fragte Kurtz und betonte genauso wie Gonzaga die zweite Silbe. Erst ›Colin‹ und jetzt ›Bernard‹, dachte er. Die Unterwelt geht wirklich langsam vor die Hunde! Er hatte gesehen, wie sie den riesigen Leibwächter aus dem KG’s getragen und auf den Rücksitz des Lincoln bugsiert hatten.
    »Ja«, pflichtete ihm Gonzaga bei, »wenn ich in Bernards Branche tätig wäre, würde ich sofort meinen Namen ändern.«
    »Ist Toma nicht ein Mädchenname?« Kurtz wusste nicht, warum er einen Mann provozierte, der vermutlich plante, ihn zu töten. Wahrscheinlich lag es an den Kopfschmerzen.
    »Die Kurzform von Tomas.«
    Kurz bevor sie die International Bridge erreichten, bog der Fahrer rechts in die Scajaquada ab, und die Limousine näherte sich ostwärts der Kensington, gefolgt von dem Lincoln.
    »Kannten Sie meinen Vater, Mr. Kurtz?«
    Jetzt kommt es, dachte Kurtz.
    »Nein.«
    »Haben Sie ihn jemals getroffen, Mr. Kurtz?«
    »Nein.«
    Gonzaga schnippte unsichtbare Fusseln von der scharfen Bügelfalte seiner grauen Hose. »Als mein Vater im letzten Winter einem Meeting in New York beiwohnte und ermordet wurde, gingen die meisten seiner Geschäftspartner auf Tauchstation. Es gestaltet sich ausgesprochen schwierig, herauszufinden, was in den letzten Tagen seines Lebens tatsächlich vorgefallen ist.«
    Kurtz beäugte den Bodyguard, der mit der Glock 9 auf ihn zielte. Die Cops benutzten Glocks. Jetzt wollten die Gangster auch alle welche. Sie bogen nach Süden auf die Kensington ab und hielten auf die Innenstadt zu. Was auch immer passieren würde, es würde nicht in Toma Gonzagas Limousine passieren.
    »Haben Sie jemals einen Mann namens Mickey Kee getroffen?«, wollte Gonzaga als Nächstes wissen.
    »Nein.«
    »Hätte mich auch gewundert. Mr. Kee galt als effizientester Mitarbeiter meines Vaters. Er wurde im alten verlassenen Bahnhof von Buffalo tot aufgefunden, zwei Tage nach dem heftigen Blizzard, der hier im Februar tobte. In Miami schwitzte man zur selben Zeit bei 28 Grad.«
    »Haben Sie mich mit vorgehaltener Waffe entführt, um mir einen Wetterbericht zu präsentieren?«
    Toma sah ihn aus schmalen Augen an und Kurtz wurde klar, dass er sich auf sehr dünnem Eis bewegte. Der Mann mochte wie Tony Curtis aussehen, aber seine Gene stammten eindeutig aus der mörderischen Gonzaga-Linie.
    »Ich habe Sie eingeladen, um Ihnen ein Angebot zu unterbreiten, das Sie unmöglich ablehnen können«, eröffnete ihm Gonzaga.
    Hat er das wirklich gesagt?, dachte Kurtz. Diese MafiaIdioten waren nervig genug, da mussten sie nicht auch noch den
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