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Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller

Titel: Kalt wie Stahl - Der 3 Joe Kurtz Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Simmons
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ab.
    Kurtz spazierte zum Fenster. Es war kälter und düsterer geworden und hatte wieder zu regnen begonnen. Obwohl die Sonne erst in gut einer Stunde unterging, bereiteten die Straßenlaternen die Chippewa schon auf den Einbruch der Dunkelheit vor und die Scheinwerfer und Rücklichter der vorbeifahrenden Autos wurden vom nassen Asphalt reflektiert.
    »Ihre Wohnung war sauber und ordentlich und vollgestopft mit Kunstgegenständen«, antwortete Kurtz. »Nicht viele Originale – die konnte sie sich von ihrem kärglichen Gehalt als Bewährungshelferin kaum leisten –, aber sehr geschmackvoll ausgewählte Stücke. Zahlreiche Gemälde und Skulpturen. Und Bücher. Jede Menge Bücher. Hauptsächlich Paperbacks, aber alle sahen aus, als wären sie tatsächlich gelesen worden. Nicht nur ledergebundene Exemplare zum Protzen, die im Regal gut aussehen, sondern die Lektüre einer Leseratte. Belletristik, Sachbücher, Klassiker.«
    »Aber keine brauchbaren Hinweise.«
    Kurtz schüttelte den Kopf, wandte sich vom Fenster ab und nippte abwesend an seinem Starbucks-Kaffee, den er sich unterwegs besorgt hatte. Er hatte auch Arlene einen Becher mitgebracht und sie leerte ihn zwischen den Zügen an ihrer Marlboro. »Auf ihrem Schreibtisch stand ein Laptop. Und dann gab es da noch zwei kleine Aktenschränke. Natürlich konnte ich sie nicht durchwühlen, während Kennedy neben mir stand.«
    »Komisch, dass er dich mit reinkommen ließ«, meinte Arlene. »Er muss der gutgläubigste Sicherheitsexperte der Welt sein …«
    »Oder cleverer, als gut für ihn ist«, erkannte Kurtz. »Er hat uns Tee gekocht.«
    »Ausgesprochen häuslich. Hat es sich gleich wohnlich eingerichtet in Miss O’Tooles Reihenhaus, hm?«
    Kurtz zuckte die Schultern. »Er erzählte mir, dass er sich immer bei ihr einquartierte, wenn er alle paar Wochen in Buffalo war. Ich habe einige seiner Anzüge und Blazer im Kleiderschrank hängen sehen.«
    »Er ließ dich in ihr Schlafzimmer rein?«
    »Nein, er hat nur ein paar Sachen zusammengepackt, während ich im Flur stand und wartete.«
    »Verlobte«, schnaubte Arlene in einem Ton, den andere benutzten, wenn sie »Kinder! Was will man da machen?« seufzten. Sie nickte abfällig mit dem Kopf in Richtung Monitor, auf dem sich die Namen von Wedding-Bells-Kunden wie Kaminholz aufstapelten.
    »Die Frage bleibt: Warum hat er mich reingelassen?«, überlegte Kurtz und drehte sich wieder um, um zuzusehen, wie sich der Verkehr durch den kalten Oktoberregen quälte. »Er fragte, was ich vor O’Tooles Haus zu suchen habe, und dann gab er sich selbst die Antwort – als wollte er mich deswegen nicht bedrängen. Warum sollte er das tun? Warum war er nicht verärgert – oder zumindest misstrauisch –, als er mich dort herumschleichen sah?«
    »Gute Frage«, gab Arlene zu.
    Er wandte sich vom Fenster ab. »Kannst du Jemenitisch?«
    Arlene starrte ihn an. »Du meinst, ob ich Jemeniten kenne.«
    »Nein, ich meine die Sprache«, sagte Kurtz.
    Arlene lächelte und drückte ihre Zigarette aus. »Ich glaube, im Jemen spricht man Arabisch. Einige sprechen, glaube ich, Farsi, aber Arabisch ist die Hauptsprache.«
    Kurtz massierte seinen Brummschädel. »Ja. Okay. Beherrschst du irgendeinen arabischen Satz, den ein Jemenit verstehen würde?«
    »Al-Ghasla«, sagte Arlene. »Thowb Al-Zfag, Al-Subbia.«
    »Das hast du erfunden!«
    Arlene schüttelte den Kopf. »Drei Arten von Brautkleidern – das Kleid für den Abend der Hochzeit, Al-Ghasla. Das eigentliche Hochzeitskleid, Thowb Al-Zfag. Und das Kleid für den Tag nach der Hochzeit, Al-Subbia . Ich habe neulich einer Kundin aus Utica dabei geholfen, alle drei bei einem jemenitischen Schneider in Manhattan zu bestellen.«
    »Na, ich schätze, das wird reichen«, meinte Kurtz. »Ich werde die kleine Aysha in der Nacht zum Montag herbringen und du kannst mit ihr über Brautkleider plaudern. Sie ahnt noch nichts davon, dass sie bereits vor ihrer Hochzeit Witwe geworden ist.«
    Arlene starrte ihn an und er erzählte ihr von Baby Docs Anruf.
    »Das ist wirklich traurig«, sagte Arlene und zündete sich eine neue Zigarette an. »Glaubst du wirklich, dass sie dir etwas darüber verraten kann, was Yasein Goba getan hat? Sie hielt sich zu der Zeit in Kanada auf.«
    Kurtz zuckte die Schultern. »Vielleicht werden wir uns nicht einmal verständigen können, aber wenn ich sie Sonntagnacht nicht in Niagara Falls abhole, wird es niemand tun. Baby Docs Leute wollen nichts mehr mit ihr zu tun haben. Sie würde

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