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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Eigentlich winkt er gar nicht «, sagte Dylan. » Das ist eine zwanghafte Bewegung, so ähnlich wie ein Muskelzucken im Gesicht. Manchmal macht er das stundenlang. «
    Bei näherem Hinschauen merkte Jilly, dass Shepherds Handgelenk erschlafft war. Die Hand wedelte lose hin und her, statt bewusst zum Gruß zu winken.
    » Meint er denn, er hat etwas falsch gemacht? «, fragte Jilly.
    » Falsch? Ach, weil er in der Ecke steht? Nein. Er fühlt sich momentan einfach überwältigt. Zu viele Eindrücke in letzter Zeit. Damit wird er nicht fertig. «
    » Wir etwa? «
    » Indem er sich in eine Ecke stellt «, fuhr Dylan fort, » beschränkt er die Sinnesreize. Er reduziert seine Welt auf einen ganz engen Raum, und das hilft ihm, sich zu beruhigen. So fühlt er sich sicherer. «
    » Vielleicht sollte ich es auch einmal mit einer Ecke versuchen «, sagte Jilly.
    » Behalt ihn einfach im Auge. Er weiß, dass er nirgendwo … hingehen soll. Shep ist ein guter Junge, der meistens tut, was er tun soll. Allerdings habe ich Angst, dass diese Sache mit dem Falten … na ja, vielleicht kann er sie genauso wenig kontrollieren wie jetzt gerade seine Hand. «
    Shep winkte der Wand zu, rastlos, unablässig.
    Jilly stellte den Laptop schräg und rückte ihren Stuhl so an den Tisch, dass sie Shep beim Surfen im Blick hatte. » Du kannst auf mich zählen «, sagte sie zu Dylan.
    » Ja. Das weiß ich. «
    Der weiche Ton in seiner Stimme ließ sie aufblicken.
    In Dylans Augen, die Jilly unverwandt betrachteten, lag derselbe prüfende und nachdenkliche Ausdruck wie in den verstohlenen Blicken, mit denen er sie in der Nacht nach dem Tankstopp betrachtet hatte.
    Als er lächelte, merkte Jilly, dass sie damit angefangen hatte. Er hatte ihr Lächeln bloß erwidert.
    » Ihr könnt auf mich zählen «, sagte Shep.
    Die beiden schauten zu ihm hinüber. Er stand noch immer winkend in der Ecke.
    » Wir wissen, dass wir auf dich zählen können, Shep «, sagte Dylan. » Du hast mich noch nie im Stich gelassen. Also, du bleibst hier, okay? Nur hier, nicht dort. Kein Falten! «
    Vorläufig hatte Shep offenbar alles gesagt, was zu sagen war.
    » Ich gehe jetzt lieber endlich duschen «, sagte Dylan.
    » Neun Minuten «, sagte Jilly wie zur Erinnerung.
    Ein neues Lächeln auf den Lippen, kehrte Dylan mit seinen frischen Sachen ins Bad zurück.
    Jilly behielt Shepherd immer halb im Blick und hob zudem ab und zu prüfend den Kopf, während sie das Internet durchforstete. Forschungen zur Verbesserung der Gehirnfunktion, der mentalen Leistung, des Gedächtnisses … das alles konnte sie auf die Spur von Frankenstein bringen.
    Als Dylan rasiert und geduscht aus dem Bad kam – in einem rot-braun karierten Hawaiihemd, das er über einem frischen Paar Khakihosen trug –, hatte Jilly ihre Suche bereits ein wenig eingeschränkt. Besonders interessant fand sie mehrere Aufsätze über die Möglichkeit, die Gedächtnisleistung mithilfe von Mikrochips zu steigern.
    Dylan setzte sich auf den Stuhl neben sie, und Jilly berichtete: » Man behauptet, es wird irgendwann möglich sein, Datenports ins Gehirn einzupflanzen. Dann können wir dort jederzeit eine Memory Card anschließen, um unser Wissen zu erweitern. «
    » Eine Memory Card. «
    » Will man zum Beispiel selbst sein Haus entwerfen, braucht man bloß eine solche Karte einzustecken – das ist eigentlich ein dicht mit Daten bepackter Chip –, und weiß sofort Bescheid über Architektur und Bautechnik, um einen verwendbaren Bauplan zu zeichnen. Dabei geht es um alles von ästhetischen Überlegungen bis hin zur Berechnung der Tragfähigkeit des Fundaments. Man weiß sogar, wie man die Rohrleitungen verlegen muss und ein passendes Heiz- und Kühlsystem einplant. «
    Dylan hob zweifelnd die Augenbrauen. » So wird behauptet, ja? «
    » Ja. Wenn man sämtliche Fakten über die Geschichte und Kunst Frankreichs im Kopf haben will, bevor man das erste Mal nach Paris reist, steckt man einfach eine Memory Card ein. Das ist eine zwangsläufige Entwicklung, sagt man. «
    » Wer denn? «
    » Allerhand Eierköpfe, die im Silicon Valley an der Spitze der technischen Entwicklung marschieren. «
    » Dieselbe Leute, die uns zehntausend bankrotte Internetfirmen beschert haben? «
    » Das waren doch hauptsächlich Betrüger, machthungrige Computerfreaks und sechzehnjährige Pseudounternehmer, keine Forschertypen.«
    » Ich bin trotzdem nicht beeindruckt. Was sagen die Gehirnchirurgen über dieses Zeug? «
    » Erstaunlicherweise sind

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