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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Mutter und Proctor. Er war beseelt von der irrationalen Hoffnung, die Götter der Zeit könnten dieses eine Mal ihre grausamen Gesetze lockern und ihm erlauben, die Kugel aufzuhalten, die Blair O ’ Conner vor zehn Jahren getötet hatte.
    » Als ich die Disketten aus der Tasche von Jacks Leiche gezogen habe «, sagte Proctor, » wusste ich nicht, dass man ihm zwei Kopien gegeben hat. Ich dachte, ich hätte alle; erst vor kurzem habe ich dann die Wahrheit erfahren. Die Kopien, die ich ihm abgenommen habe, wollte er der Polizei übergeben. Die anderen müssen hier sein. Hätte man sie irgendwo gefunden, dann säße ich doch schon längst im Gefängnis, oder nicht? «
    » Ich habe sie nicht «, beteuerte Blair.
    Dylan hatte seiner Mutter den Rücken zugewandt und ging direkt auf Proctor und die Mündung der Waffe zu.
    Proctor sah durch ihn hindurch, ohne wahrzunehmen, dass ihm ein Besucher aus einer anderen Zeit im Weg stand. » Fünf Jahre sind eine lange Zeit, aber in Jacks Branche ist es sehr wichtig, sich nicht mit dem Finanzamt anzulegen. «
    Vor aufwallenden Gefühlen zitternd, ging Dylan auf Proctor zu. Er hob die rechte Hand und griff nach der Pistole.
    » Für die Steuer relevante Unterlagen «, sagte Proctor, » müssen nach dem Gesetz sieben Jahre lang aufgehoben werden. «
    Dylan spürte die Form der Waffe, die Kälte des Stahls.
    Proctor hingegen merkte offensichtlich nichts davon, dass Dylans Hand irgendeinen Druck auf den Revolver ausübte.
    » So lange hätte Jack seine ganzen Unterlagen mindestens aufbewahrt «, fuhr er fort. » Wenn die Disketten je gefunden werden, bin ich erledigt. «
    Als Dylan die Hand um den Revolver schließen wollte, um ihn dem Mörder aus der Hand zu ziehen, glitten die Finger durch den Stahl und ballten sich zu einer leeren Faust.
    » Sie sind doch nicht dumm, Mrs.  O ’ Conner. Sie kennen diese Siebenjahresfrist und haben seine Geschäftsunterlagen irgendwo aufbewahrt. Dort werden bestimmt auch die Disketten sein. Vielleicht haben Sie ja tatsächlich nichts von ihrer Existenz gewusst, aber nun, da sich das geändert hat … werden Sie sie zweifellos suchen, um sie zur Polizei zu schleppen. Ich wollte, diese … unerfreuliche Sache wäre nicht nötig. «
    In einem Anfall nutzloser Wut holte Dylan aus und schlug nach Proctor – und sah seine Faust, begleitet von einem pechschwarzen Kometenschweif, durch das Gesicht des Mörders fahren, ohne dass dieser auch nur mit der Wimper gezuckt hätte.
    » Es wäre mir lieber gewesen, wenn Sie mir entgegengekommen wären «, sagte Proctor, » aber ich kann mich auch allein auf die Suche begeben. Töten hätte ich Sie in jedem Falle müssen. Was ich tue, ist verwerflich und verabscheuenswürdig, es ist grässlich, und wenn es eine Hölle gäbe, würde ich es verdienen, dort ewige Qualen zu erleiden. «
    » Tun Sie meinem Sohn nichts «, sagte Blair O ’ Conner ruhig. Sie weigerte sich, vor ihrem Mörder auf die Knie zu sinken und ihn anzuflehen, weil sie offenbar wusste, dass sie sich nicht genügend demütigen konnte, um ihn zu erweichen. Deshalb versuchte sie, ihn mit logischen Argumenten statt mit Gefühlen davon zu überzeugen, Shepherd am Leben zu lassen. » Er ist autistisch und hat außerdem keine Ahnung, wer Sie sind. Selbst wenn er Ihren Namen wüsste, könnte er nicht als Zeuge gegen Sie auftreten. Er kann kaum mit anderen Menschen kommunizieren. «
    Fast gelähmt von Grauen, wich Dylan zurück und näherte sich seiner Mutter, weil er sich verzweifelt einredete, er könnte die Bahn des Geschosses irgendwie besser beeinflussen, wenn er ihr näher war.
    » Ich weiß Bescheid «, sagte Proctor. » Welch eine Last er all diese Jahre gewesen sein muss! «
    » Er war nie eine Last «, sagte Blair O ’ Conner mit erstickter Stimme. » Sie haben ja keine Ahnung. «
    » Wenn es sein muss, bin ich skrupellos und brutal, aber unnötig grausam bin ich nicht. « Proctor warf einen Blick auf den zehnjährigen Shepherd. » Er stellt keine Gefahr für mich dar. «
    » O mein Gott «, sagte Dylans Mutter. Sie hatte zuvor mit dem Rücken zu Shepherd gestanden und erst jetzt gemerkt, dass er sein Puzzle verlassen hatte und an der Tür zum Esszimmer aufgetaucht war. » Tun Sie es nicht. Tun Sie ’ s nicht vor dem Jungen. Zwingen Sie ihn nicht, das zu sehen! «
    » Es wird ihn nicht erschüttern, Mrs.  O ’ Conner. Es wird einfach von ihm abgleiten, meinen Sie nicht? «
    » Nein. Nichts gleitet von ihm ab. Er ist nicht wie Sie. «
    »

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