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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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blicken. » Shep, ich hab dich lieb. Ich hab dich lieb … und jetzt brauche ich dich hier. «
    Sheps noch auf die weiter entfernte Feder eingestellter Blick richtete sich auf Dylan. » Am Nordpol «, sagte er.
    Verdutzt stand Dylan einen Moment lang reglos da, bis ihm klar wurde, dass Shep eine von Jillys Antworten auf seine monotone Frage Wo ist das ganze Eis? wiederholte.
    » Nein, Kleiner, vergiss den Nordpol. Sei hier bei mir. «
    Shep blinzelte mehrmals. Er schien verwirrt zu sein.
    Weil Dylan Angst hatte, sein Bruder könnte die Augen schließen und sich in irgendeine mentale Ecke zurückziehen, verstärkte er den Druck. » Schnell jetzt, Shep «, sagte er. » Bring uns von hier nach dort. « Er zeigte auf den Boden vor sich. » Von hier. « Dann deutete er auf das obere Ende des Gerüsts an der Rückwand und drehte Sheps Kopf in dieselbe Richtung. » Zu der Plattform dort droben. Von hier nach dort, Shep. Von hier nach dort. «
    Das Orgelspiel verstummte. Die letzten Töne verhallten hohl durch die Gewölbe und Säulengänge.
    » Hier? «, fragte Shep und zeigte auf den Boden zwischen ihm und Dylan.
    »Ja.«
    » Dort? «, fragte Shep und zeigte auf die Plattform oben.
    » Ja, von hier nach dort. «
    » Von hier nach dort? «, wiederholte Shep mit ratlosem Stirnrunzeln.
    » Von hier nach dort, Kleiner. «
    » Nicht weit «, sagte Shep.
    » Nein, Schatz «, stimmte Jilly zu, » weit ist es nicht, und wir wissen, dass du viel tollere Sachen machen und uns über viel längere Strecken falten kannst, aber im Augenblick müssen wir bloß von hier nach dort. «
    Wenige Sekunden, nachdem die letzten Orgeltöne in den hintersten Ecken der Kirche verhallt waren, stimmte der Organist den » Brautchor « aus Lohengrin an.
    Als Dylan zum etwa fünfundzwanzig Meter weit entfernten Mittelgang blickte, sah er eine hübsche junge Frau aus der Tür zum Vorraum treten. Begleitet von einem ebenfalls gut aussehenden jungen Mann im Smoking kam sie unter dem Gerüst hindurch am Weihwasserbecken vorbei herein. Sie trug ein blaues Kleid, dazu blaue Handschuhe und hielt einen kleinen Blumenstrauß in der Hand – eine Brautjungfer und ihr Begleiter. Ernst und konzentriert schritten sie im traditionell stockenden Gang von Hochzeitsprozessionen einher.
    » Hierdort? «, vergewisserte sich Shep.
    » Hierdort «, drängte Dylan, » hierdort! «
    Die versammelten Gäste hatten sich erhoben und umgewandt, um das Erscheinen der Braut zu beobachten. Sie waren von dem Schauspiel so gebannt, dass wahrscheinlich keiner von ihnen – außer vielleicht ein gewisses kleines Mädchen mit Zöpfen – bemerken würde, wie drei Gestalten aus einer entfernten, dunklen Ecke verschwanden.
    Sheps Finger, mit denen er Jilly vor der letzten Reise auf dem Hügel berührt hatte, waren noch immer feucht von ihrem Blut. Nun griff er wieder nach ihrer verletzten Hand. » Fühl doch, wie es funktioniert, wie alles sich immer rundherum dreht «, sagte er.
    » Von hier nach dort «, erinnerte Jilly ihn.
    Während hinter der ersten Brautjungfer samt Begleiter ein zweites Paar aus dem Vorraum trat, faltete alles in Dylans Blickfeld sich von ihm weg.

43
    Rechts von sich sah Dylan den bemalten Fries, und links ging es so tief hinab, dass ihm der Atem stockte. Die Plattform entfaltete sich unter seinen Sohlen und nahm ächzend und zitternd das Gewicht der drei Ankommenden auf.
    Der erste der drei Killer, ein bärtiger Kerl mit struppigem Haar und einem großen Kopf auf einem dürren Hals, saß neben ihnen auf der Plattform und lehnte mit dem Rücken an der Wand. Neben ihm lagen ein Sturmgewehr und sechs Ersatzmagazine.
    Obwohl bereits der Hochzeitsmarsch durch die Kirche tönte, war der Kerl noch nicht in Feuerstellung gegangen. Auf der Plattform lag eine Fernsehzeitschrift, mit der er sich offenbar die Zeit vertrieben hatte. In der Hand hielt er ein Stück Schokolade, das er gerade von einem Riegel abgebrochen hatte.
    Überrascht von der Erschütterung, die durch das Gerüst lief, wandte der Killer sich nach links, hob den Kopf und starrte dann entgeistert auf Dylan, der über ihm aufragte, kaum mehr als einen Meter entfernt.
    Wenn es um Schokolade ging, funktionierte der Kerl offenbar automatisch. Noch während er verblüfft die Augen aufriss, schnippte er mit dem rechten Daumen und beförderte das Schokoladenstück vom Zeigefinger geradewegs in den offenen Mund.
    Dylan ließ der Süßigkeit einen Tritt ans Kinn folgen, wobei er dem Killer womöglich nicht nur

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