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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Lichtzungen auf, und einen Augenblick lang hatte Jilly Angst vor einer Rückkehr von Votivkerzen und deplatzierten Kirchenbänken, vor einem Wiedererscheinen blutleerer Vögel und immateriellen Bluts, aber dann merkte sie bald, dass diese kalt zuckenden Flammen nur aus dem Licht der Scheinwerfer bestanden, das sich in den gebogenen Scherben zerbrochener Flaschen spiegelte.
    Das Schweigen wurde schließlich nicht durch Jilly oder Dylan gebrochen, sondern durch die leise Mühle von Shepherds Stimme, die monoton immer wieder dasselbe siebensilbige Mantra aus der Fernsehwerbung klapperte: » Besser als jeder Brummer, besser als jeder Brummer, besser als jeder Brummer … «
    Jilly fragte sich erst verblüfft, wieso Shep darauf kam, den Slogan genau derjenigen Fastfoodkette zu leiern, in deren Niederlassung sie vor weniger als zwei Stunden ihr Abendessen erstanden hatte, aber dann wurde ihr klar, dass er wohl den Werbebutton entdeckt haben musste, den ihr die Frau hinter der Theke an die Bluse gesteckt hatte.
    » Besser als jeder Brummer, besser als jeder Brummer … «
    » Frankenstein hat mich niedergeschlagen, als ich gerade mit unserem Proviant ins Zimmer zurückgekommen bin «, sagte Dylan. » Zum Essen sind wir also nicht mehr gekommen. Wahrscheinlich ist Shep hungrig. «
    » Besser als jeder Brummer, besser als jeder Brummer «, sagte Shepherd und wiegte sich auf seinem Sitzplatz seitlich hin und her.
    Als Dylan eine Hand vom Lenkrad nahm und damit an die Brusttasche seines Hawaiihemds griff, sah Jilly, dass er denselben Krötenbutton trug wie sie. Auf dem tropischen Blumenmuster des bunten Stoffs war die grinsende Amphibie nicht so gut zu sehen gewesen.
    » Besser als jeder Brummer, besser als jeder Brummer … «
    Kaum hatte Dylan den Werbegag von seinem Hemd entfernt, geschah etwas Seltsames, und die Nacht nahm wieder eine unerwartete Wendung. Er hielt den Button mit Daumen und Zeigefinger und bewegte ihn auf die Ablage zwischen den Vordersitzen zu, wohl um das unerwünschte Ding in den Abfallbehälter zu werfen, als er am ganzen Leib zu vibrieren begann, nicht heftig, aber doch zu stark für ein bloßes Erschaudern. Es sah aus, als durchzuckte ihn elektrischer Strom. Seine Zunge schlug hektisch an den Gaumen und erzeugte ein merkwürdiges Geräusch, ganz ähnlich dem Stottern eines abgewürgten Motors, der mühsam wieder in Gang kam. » Hann-nana-na-na-na-na-na-na-na-na! «
    Zwar gelang es Dylan, mit der linken Hand weiter das Lenkrad festzuhalten, aber sein rechter Fuß musste entweder erschlafft oder ganz vom Gaspedal gerutscht sein. Jedenfalls sank die tollkühne Geschwindigkeit des Wagens von alarmierenden fünfundneunzig Stundenmeilen auf bloß gefährliche fünfundachtzig und dann auf immer noch riskante fünfundsiebzig Meilen ab.
    » Hann-na-na-na-na-na-na-na-na-na « , stotterte Dylan, und mit der letzten Silbe warf er den Krötenbutton von sich wie einen Klicker beim Murmelspiel. Im selben Augenblick hörte das Vibrieren so schlagartig auf, wie es eingesetzt hatte.
    Die kleine Metallscheibe flog dicht an Jillys Gesicht vorbei klackend ans Fenster der Beifahrertür, prallte vom Armaturenbrett ab und verschwand schließlich zwischen Freds Labyrinth aus Zweigen und fleischigen Blättern.
    Obwohl sie jetzt immer langsamer fuhren, spürte Jilly, dass sie sich in großer Gefahr befand, weil sie zuvor aus ihrem Hosenträgergurt geschlüpft war. Irgendwie spürte sie auch, dass sie nicht genug Zeit hatte, den Gurt wieder anzulegen und die Schnalle zu schließen. Deshalb drehte sie sich einfach nach vorn, krallte sich mit der linken Hand so verzweifelt in den Sitz, dass sie fast den Lederüberzug durchlöchert hätte, un d p ackte mit der Rechten den gepolsterten Handgriff direkt über der Beifahrertür. Als Dylan ihre Ahnung bestätigte, indem er wie ein Wilder auf die Bremse trat, schaffte sie es gerade noch, sich mit den Füßen am Armaturenbrett abzustemmen. Sie hielt die Knie gebeugt, um einen möglichen Aufprall abzufangen, und begann lautlos, das Ave-Maria aufzusagen, wieder nicht etwa mit dem Wunsch, vom Fluch eines fetten Hinterns verschont zu bleiben, sondern mit der flehentlichen Bitte, ihren Allerwertesten zu retten, egal, welch groteske Dimensionen er in der Zukunft annehmen mochte.
    Das Tempo des Wagens war in ganzen zwei Sekunden auf sechzig oder vielleicht sogar fünfzig Meilen gefallen, aber das Ding fuhr immer noch so schnell, dass kein geistig gesunder Mensch versucht hätte, bei einer

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