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Kalt

Kalt

Titel: Kalt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean R. Koontz
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Außerirdischen kontrolliert wurde, ein Buch über ein von einem Dämon besessenes Mädchen und eines, in dem ein Mann vom Geist seines toten Zwillings heimgesucht wurde. So muss man sich also fühlen, dachte er, wenn sich wirklich ein fieser Alien oder ein böser Geist in den Körper einnistet und die Kraft hat, sich über den Willen des Wirts hinwegzusetzen. Allerdings war er sich keines feindseligen Wesens bewusst, das ihm in den Leib geschlüpft wäre oder an der Oberfläche seines Gehirns entlangkroch; und er blieb rational genug, um zu dem Schluss z u k ommen, dass sich in ihm nicht mehr befand als der mysteriöse Inhalt jener Zwanzig-Milliliter-Spritze.
    Diese Analyse beruhigte ihn jedoch nicht im Mindesten.
    Aus keinem bestimmten Grund, einfach nur, weil es sich richtig anfühlte, bog er an der ersten Kreuzung wieder nach links ab und fuhr drei Querstraßen weit, während seine Stimme immer dringlicher wurde. Bald war sie laut genug, um endgültig zu übertönen, was Jilly sagte. » Eukalyptus sechs, Eukalyptus null, Eukalyptus fünf, nein, fünfundsechzig, oder vielleicht sechsundfünfzig … «
    Obwohl er nur noch vierzig Meilen die Stunde fuhr, wäre er fast an dem Straßenschild vorbeigerast, das den Namen des Baumes trug, den er eben geplappert hatte: EUCALYPTUS AVENUE.
    Dylan trat auf die Bremse, riss das Steuer nach links, ließ den Wagen an der Ecke der Kreuzung über den Bordstein holpern und bog in die Eucalyptus Avenue ein.
    Eigentlich war die Straße zu eng, um ihren imposanten Namen zu verdienen. Kaum breiter als eine Gasse, bot sie, so weit Dylan sehen konnte, keinen einzigen Eukalyptus, sondern war flankiert von Indischem Laurel und alten Olivenbäumen mit herrlich knorrigen Stämmen und Ästen, die im gelblichen Schein der Straßenlaternen ein wildes Flechtwerk von Schatten warfen. Entweder waren die Eukalyptusbäume eingegangen und schon vor einer Ewigkeit durch andere ersetzt worden, oder aber der Straßenname stammte von einem botanischen Banausen.
    Hinter den Bäumen standen bescheidene Häuser, alt, aber meist gut gepflegt: stuckverzierte spanische Häuschen mit runden Dachziegeln, Häuser im Ranchstil mit klaren Linien, aber wenig Charakter, hier und da ein zweistöckiger Bau, der aussah, als stammte er aus Indiana oder Ohio.
    Dylan beschleunigte, bremste dann jedoch scharf und lenkte den Wagen vor der Hausnummer 506 an den Bordstein.
    Am Ende eines mit Ziegelsteinen gepflasterten Weges stand ein zweistöckiger Holzbau mit einer breiten Veranda.
    Während er den Motor abstellte und seinen Gurt aufschnappen ließ, sagte er: » Bleiben Sie hier bei Shep. «
    Jilly antwortete etwas, das Dylan nicht verstand. Obwohl er von nun an zu Fuß unterwegs sein würde, hatten der Drang und das Sendungsbewusstsein, die ihn mitten auf der Flucht nach Osten zu dieser Odyssee nach Westen gezwungen hatten, nicht abgenommen. Sein Herz schlug immer noch so heftig und schnell, dass ihn der innere Trommelwirbel fast taub machte, und er besaß weder genug Geduld noch Geistesgegenwart, um nachzufragen, was Jilly gesagt hatte.
    Als er die Fahrertür aufstieß, packte sie ihn an seinem Hawaiihemd und hielt ihn fest. Sie hatte den Griff eines Raubvogels; ihre Finger bohrten sich wie Klauen in den Stoff.
    Finstere Angst verdüsterte ihre schönen Züge, und die schwarzbraunen Augen, einst hell und scharf wie die eines Adlers, waren trüb vor Sorge. » Was war jetzt eigentlich los mit Ihnen? «, fragte sie eindringlich.
    » Ich wollte hierher «, sagte Dylan und zeigte auf das Holzhaus.
    » Nein, was war auf der Autobahn mit Ihnen los? Sie waren ganz weit weg. Sie haben sogar total vergessen, dass ich neben Ihnen saß. «
    » Ich hab ’ s nicht vergessen «, sagte er. » Keine Zeit. Bleiben Sie bei Shep! «
    Mit aller Kraft versuchte sie, ihn zurückzuhalten. » Was geht hier vor? «
    » Keine blasse Ahnung. «
    Vielleicht hatte er Jillys Finger ja nicht mit einer für ihn untypischen Brutalität von seinem Hemd gelöst, vielleicht hatte er sie ja nicht roh von sich weggestoßen: Er war sich nicht sicher, auf welche Weise er sie losgeworden war, aber irgendwie war es ihm gelungen, aus dem Wagen zu entkommen. Er lie ß d ie Fahrertür offen stehen und marschierte um die Schnauze des Wagens herum auf das Haus zu.
    Im Erdgeschoss herrschte zwar Dunkelheit, aber hinter den Vorhängen im oberen Stock schien teilweise Licht. Irgendjemand war zu Hause. Dylan fragte sich, ob die Leute da drin wussten, dass er kam, ob sie

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