Kaltblütig
großen Hunger gehabt. Es war fast Mittag, als wir nach Olathe kamen. Dick setzte mich an meinem Hotel ab und fuhr zum Mittagessen nach Hause. Ja, das Messer nahm er mit. Das Gewehr auch.«
Bei der Durchsuchung von Hickocks Elternhaus fanden KBI-Agenten das Messer in einer Angelkiste und das Gewehr in der Küche, wo es noch immer achtlos an der Wand lehnte. (Hickocks Vater, der partout nicht glauben mochte, dass sein »Junge« an einem so »grauenvollen Verbrechen« beteiligt gewesen sein sollte, behauptete steif und fest, das Gewehr habe das Haus seit der ersten Novemberwoche nicht verlassen und könne folglich auch nicht die Mordwaffe sein.) Die leeren Geschosshülsen, das Seil und das Klebeband wurden mit Hilfe von Virgil Pietz sichergestellt, einem Mitarbeiter der Straßenmeisterei, der den Boden an der von Perry Smith bezeichneten Stelle mit einem Erdhobel Zentimeter für Zentimeter abtrug, bis die verscharrten Gegenstände zum Vorschein kamen. So schlossen sich auch die letzten noch verbliebenen Lücken; die Beweislage des KBI war »wasserdicht«, denn Untersuchungen hatten ergeben, dass die Patronen mit Hickocks Waffe abgefeuert worden waren und die Reste von Seil und Klebeband exakt mit den Materialien übereinstimmten, mit denen man die Opfer gefesselt und geknebelt hatte.
Montag, 11. Januar. Habe einen Anwalt. Mr. Fleming. Alter Mann mit rotem Schlips.
Da die Angeklagten glaubhaft versichert hatten, nicht über die für einen Rechtsbeistand erforderlichen Mittel zu verfügen, bestellte das Gericht, vertreten durch den Vorsitzenden Roland H. Tate, zwei einheimische Anwälte, Mr. Arthur Fleming und Mr. Harrison Smith, zu ihren Pflichtverteidigern. Fleming, einundsiebzig und seines Zeichens ehemaliger Bürgermeister von Garden City, ein kleiner Mann, der sein unscheinbares Äußeres durch möglichst auffallende Krawatten wettzumachen sucht, sträubte sich gegen die Verpflichtung. »Ich übernehme diesen Fall nur ungern«, erklärte er dem Richter. »Aber wenn das Gericht es für angebracht hält, mich zu berufen, bleibt mir selbstverständlich keine andere Wahl.«
Hickocks Verteidiger Harrison Smith, fünfundvierzig, einsachtzig groß, ein Golfer und ranghohes Mitglied der »wohltätigen und fürsorglichen« Bruderschaft der Elks, trug es mit Fassung: »Einer muss es schließlich machen.
Und ich werde mein Bestes geben. Obwohl ich bezweifle, dass das wesentlich zu meiner Popularität beitragen wird.«
Freitag, 15. Januar. Mrs. Meier hatte das Radio in der Küche an, und ein Sprecher sagte, dass der Staatsanwalt die Todesstrafe beantragen will. »Die Reichen werden nie gehängt. Nur die arm und ohne Freunde sind.«
Bezirksstaatsanwalt Duane West, ein ehrgeiziger, recht korpulenter junger Mann von achtundzwanzig Jahren, der wie vierzig und bisweilen gar wie fünfzig aussieht, erklärte den versammelten Reportern: »Sollte der Fall vor ein Geschworenengericht kommen, werde ich die Geschworenen ersuchen, sie für schuldig zu befinden und zum Tode zu verurteilen. Sollten die Angeklagten auf einen Geschworenenprozess verzichten und sich vor dem Richter schuldig bekennen, werde ich den Richter ersuchen, die Todesstrafe zu verhängen. Ich wusste, dass ich eine solche Entscheidung würde treffen müssen, und ich habe mir diese Entscheidung nicht leicht gemacht.
Angesichts der Brutalität des Verbrechens und des gänzlich erbarmungslosen Vorgehens der Täter gibt es in meinen Augen jedoch nur eine Möglichkeit, die Bevölkerung vor den Beschuldigten zu schützen: die Verhängung der Todesstrafe. Zumal die Gesetze des Staates Kansas eine lebenslange Haftstrafe ohne die Aussicht auf eine vorzeitige Haftentlassung ausschließen. Wer hier zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt wird, ist in der Regel nach höchstens fünfzehn Jahren wieder frei.«
Mittwoch, 20. Januar. Soll mich wegen dieser Walker-Sache einem LügendetektorTest unterziehen.
Ein Fall wie der Fall Clutter, ein Verbrechen dieser Größenordnung erregt natürlich das Interesse anderer Ermittler, insbesondere jener Kollegen, die sich mit ähnlichen, noch ungeklärten Fällen befassen, denn schließlich besteht jederzeit die Möglichkeit, dass die Lösung eines Rätsels zur Lösung eines weiteren Rätsels führt. Unter den zahlreichen Beamten, die das Geschehen in Garden City fasziniert verfolgten, war auch der Sheriff von Sarasota County, Florida, in dem unter anderem das Örtchen Osprey liegt, ein Fischerdorf unweit von
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