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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Theaterkarten zusammen mit zwei Ein-Liter-Tetrapaks Orangensaft zu einem netten Paket verschnürt, so dass mein Vater wenigstens was Handfestes zu fangen hatte, als ich ihm sein Geschenk mit einem standesgemäßen »Da kommt was!« genau in dem Moment zugeworfen habe, als er mir mal den Rücken zugekehrt hatte. Er hat sich dafür mit einer teuren Rotweinflasche revanchiert, die mir allerdings beim Fangen fast durch die Arme gerutscht wäre. Onkel Heinz hat mir daraufhin sein Geschenk, ein dickes Buch mit philosophischen Betrachtungen, ganz konventionell überreicht.
    »Du musst wieder mehr trainieren, Oliver. Komm mal wieder öfter vorbei, harhar!«
    »Warte, ich hol den Fußball. Dann zeig ich dir, wer hier trainieren muss. Gehst du ins Tor, Onkel Heinz?«
    »Das hat der Oliver nicht ernst gemeint, Heinz.«
    »Ach so.«
    Meine Eltern sind bestens gelaunt. Bei mir und Onkel Heinz geht es so. Mein halbes Hirn denkt immer noch über gestern Abend nach, während die andere Hälfte mit dem Ladidadidam-Aufnahmetermin beschäftigt ist, zu dem ich bald aufbrechen muss. Und Onkel Heinz ist total nervös wegen seiner Predigt morgen im Dom, auch wenn er sich das nicht anmerken lassen will.
    »Und was war jetzt noch mal dein Predigtthema, Heinz?«
    »Nächstenliebe und die Verantwortung der Starken gegenüber den Schwachen.«
    »Klingt doch prima. Also sehr zeitgemäß, oder?«
    »Ja, finde ich auch.«
    »Das wird schon.«
    »Generalsuperintendent Filsenstedt kommt auch, hat er gesagt.«
    »Hey, dann gehts ja richtig um deine Karriere?«
    »Also Oliver, wirklich, ich glaube nicht, dass das für Heinz im Vordergrund steht.«
    »Im Vordergrund nicht, aber er hat schon recht, Gerlinde, der Generalsuperintendent kennt mich noch nicht so richtig, und es wäre nicht schlecht, wenn ich mit meiner Predigt einen guten Eindruck mache.«
    »Kann ich nachvollziehen. Ich singe jetzt auch gleich im Studio zum ersten Mal mit Sesamstraßen-Bert. Also klar, das ist jetzt nicht ganz dasselbe wie der Generalsuperintendent, andererseits hat der Mann immerhin schon Rock Hudson und Dr. McCoy…«
    »Oliver!«
    Irgendwie kommen wir nicht so richtig auf Geburtstagsthemen, aber es ist trotzdem nett. Nachdem wir alle unsere Teller genug gefüllt und geleert haben, rollen wir die Tischtennisplatte auf den Rasen, und mein Vater, Onkel Heinz und ich spielen Rundlauf, während meine Mutter den Tisch abdeckt. Als sie fertig ist, setzt sie sich auf einen Stuhl und guckt zu.
    »Spiel doch mit, Mama.«
    »Nee, du weißt doch, ich mag nichts mit Bällen.«
    »Ausrede.«
    »Übrigens, dir sollte mal jemand die Hose kürzen.«
    »Ja, muss ich mal machen lassen.«
    Meine Mutter verschwindet. Onkel Heinz besiegt mich drei zu eins im Finale. Noch bevor wir die nächste Runde einläuten, taucht sie wieder auf und wedelt mit einer alten Turnhose von mir rum.
    »Komm, zieh die an. Dann mach ich dir das schnell mit dem Kürzen.«
    »Du, das ist nett, Mama, aber ich muss ja schon in einer Viertelstunde los, damit ich pünktlich im Studio bin.«
    »Was? Du kannst doch nicht mit zu langer Hose ins Studio gehen.«
    »Du, das ist ein Tonstudio. Den Leuten da ist es völlig egal, wie ich rumlaufe. Ich muss nur richtig singen.«
    »Trotzdem. Das ist immerhin Showbusiness.«
    »Aber…«
    »Du, während wir hier diskutieren, habe ich dir die Hose schon dreimal gekürzt.«
    »Was ist jetzt, Oliver, spielst du noch mit?«
    Ich gebe auf und wechsle die Hose. In Turnhose fahre ich drei Siege hintereinander ein und vergesse im Siegesrausch, auf die Uhr zu schauen. Erst als meine Mutter auf der Terrasse erscheint und mit der Hose winkt, holt mich die Realität wieder ein.
    »Dreck! Ich muss sofort los.«
    »Du, es tut mir schrecklich leid, aber mir ist beim Nähen der blöde Spindelspuler abgebrochen. Jetzt hab ich nur ein Bein geschafft.«
    »Macht nichts.«
    »Vorsicht, ich hab dir das andere Bein mit Stecknadeln hochgesteckt. Sieht ja sonst unmöglich aus.«
    »Danke, Mama. Wir sehen uns um Viertel nach sieben vor dem Theater, okay?«
    »Wie besprochen. Alles Gute fürs Studio.«
    »Zeig dem Bert, wo es langgeht.«
     
    *
     
    »Ladadidadidam, ladidadidam, daaam… gnnnmmpfffhihihihihihi!«
    Mist.
    Der Bert-Sprecher sitzt neben mir auf seinem Studiohocker und hat sichtlich Mühe, seinen Groll nicht offen zu zeigen. Kann ich verstehen. Ich versuche, nicht mehr daran zu denken, wen der schon alles synchron gesprochen hat.
    Herr Böltinghausen meldet sich aus dem Regieraum in meinem

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