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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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letzten Mal war. Muss noch irgendwann vor dem Chubb-Schloss gewesen sein.«
    Ich lehne mich nachdenklich an die Wand. Die Galerie hat wohl wirklich schon wildere Partys gesehen als heute. Kein Wunder. Die Leute haben Hendriks Abschiedsparty in den Knochen und Herrn Wohlgemuths Partypuper-Attacke in den Köpfen. Da feiert man eher dezent.
    »He, Krach, warum bist du heute eigentlich so schick?«
    Jedes zweite Gespräch fängt heute mit dieser Frage an. Aber bei Julia bin ich ganz froh, dass wir ausnahmsweise mal gewaltfrei Kontakt aufnehmen.
    »Meine Standardhose hat doch den riesigen Riss, und die Party gestern hat ihr dann endgültig den Rest gegeben.«
    »Verstehe. Wie war denn deine Nacht mit Hendrik auf dem Hochbett?«
    »Na, auf jeden Fall ist nichts an dem Gerücht dran, dass er immer mit seinem Werkzeug schlafen geht. Und wie war deine Nacht?«
    Fast im gleichen Augenblick trifft mich ein gewaltiger Hieb in der Nierengegend. Ich kriege keine Luft mehr und starre Julia an. War sie das? Hab ich was Falsches gesagt? Sie hatte doch damit angefangen…
    »HEY, THIS IST NIKT DER FUCKING WALLPAPER, WO DU DU ANLEHNST! THIS IST KONST! VERSTEHST DU, ASSHOLE? KONST!!!«
    Ach so, der Zottelbrite. Obwohl ich fast keine Luft mehr kriege, schaffe ich es, schnell ein paar Worte herauszupressen.
    »Verstehe… Kunst… Alles klar… Tschuldigung.«
    Hab ich mich doch tatsächlich in eins seiner Bilder reingelehnt. Miese Malerei hin oder her, das geht natürlich gar nicht. So weit ist meine Museumsaufpasser-Berufsehre immerhin entwickelt. Der Künstler zieht ab. Ich glaube, es hat ihm gutgetan, einfach mal hemmungslos in jemanden reinzuhauen.
    Julia schaut eher interessiert als schockiert.
    »Wusstest du, dass es eine neue Theorie gibt, die besagt, dass Kämpfen die einzige Sprache ist, in der sich Männer quer durch alle Milieus und Ethnien verständigen können?«
    »Sehr… interessant. Und was ist… mit Fußball, Blues und… dummen, schweinischen Witzen?«
    »Hm, da ist was dran.«
    »Puh, der hat gesessen… ich glaub, ich brauch… mal einen Schluck Wasser.«
    »Falls es dich interessiert, du hast jetzt jede Menge Konst auf der Hose.«
     
    *
     
    Ölfarbe. War ja klar. Die Anzughose ist also auch hinüber. Wenn das so weitergeht, kann ich bald nicht mehr aus dem Haus. Hoffentlich sagt Amelie morgen nicht den Shoppingtermin ab.
    Es ist halb zwei, und ich schleppe mich mit Tobi, Gonzo und Francesco die letzten Treppenstufen hoch. Die drei haben es gut. Können sich einfach auf ihre Matratzen fallen lassen. Ich armer Kerl muss noch aufs Gästehochbett klettern. Morgen werde ich mich um eine neue Matratze kümmern. Gleich nach der Hose. Im Moment kann ich mir allerdings nicht einmal vorstellen, dass ich überhaupt jemals wieder aufstehe.
    Als wir durch die Eingangstür kriechen, werden wir allerdings mit einem Schlag wieder hellwach.
    »Wir sind ein Stockwerk zu hoch, oder?«
    »Nein, das muss unsere Wohnung sein. Es gibt bestimmt nur einen Inzaghi-Hass-Altar.«
    In der Tat, alles ist noch da und steht an seinem Platz. Was nur völlig anders ist: Es ist sauber. Und aus Retos Zimmer dringt das laute basslastige Schnarchen eines restlos erschöpften Schweizers.
    »Der Boden hat eine ganz andere Farbe, als ich immer dachte.«
    »Das Waschbecken auch.«
    »Er hat sogar den Dustroom in den Urzustand zurückversetzt. Einschließlich deiner Matratze, Krach.«
    »Unglaublich.«
    »…«
    »Aber sehen wir den Tatsachen ins Gesicht.«
    Nein, ich will nicht. Es gibt Extremsituationen, in denen man die Wahrheit besser verdrängt. Und das hier ist eine. Kein Zweifel.
    Die anderen bleiben aber hart.
    »Es riecht… komisch.«
    »Sprich es aus, Tobi.«
    »Wofasept.«

H&M
     
    »Es tut mir wirklirch furchtbarch leid.«
    »Hey, zum letzten Mal: Du kannst nichts dafür, dass dir die Galeriekokser DDR-Putzmittel gegeben haben.«
    Es hilft nichts. Reto guckt drein wie ein Schweizer Bankdirektor, der aus Versehen alle Kundendaten an die Steuerfahndung geschickt hat. Armer Unglücksrabe. Der DDR-Geruch hat sich über Nacht aber auch wirklich kein Stückchen verflüchtigt. Nicht mal Tobi scheint unter diesen Umständen noch das Frühstück zu schmecken.
    »Ich hab geträumt, dass sie die Mauer wieder aufgebaut haben.«
    »Da hast du noch Glück gehabt, Francesco. Ich hab geträumt, dass mich die Stasi in der Mangel hat.«
    »Sind auch wirklich alle Fenster offen?«
    »Ja. Hab ich schon dreimal kontrolliert.«
    »Warum bist du eigentlich heute

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