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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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so sportlich, Krach?«
    »Ach, leck mich.«
    »Jetzt sag doch mal.«
    »Genaugenommen, weil meine Jogginghose meine einzige Hose ist, die noch nicht in unnötige Konflikte mit Kunst geraten ist.«
    »Aha.«
    »Sollen wir jetzt auswürfeln, wer von uns die Scheitelkokser umbringt?«
    »Lass uns lieber Wohlgemuths Russen vorbeischicken.«
    Irgendwie sind unsere Gespräche nicht geeignet, Retos Schuldgefühle zu dämpfen. Mir fällt zum Glück ein, dass wir ihm ja immer noch nicht erzählt haben, dass wir hier sowieso rauswollen. Das ist wohl jetzt der perfekte Zeitpunkt dafür.
    »Weißt du, Reto, es ist wirklich nicht so schlimm. Mit den ganzen Bauarbeiten ist das hier doch eh nix auf die Dauer. Wir suchen uns einfach was Neues. Hatten wir eh schon die ganze Zeit vor. Und der DDR-Mief ist doch ein Super-Ansporn für uns alle, mal ein bisschen mehr die Augen offenzuhalten. Muss man einfach im Großen und Ganzen sehen.«
    Reto lächelt wieder ein wenig und nimmt sich kurze Zeit später endlich auch ein Brötchen. Irgendwie schmeckt es jetzt doch. Tobi bettelt mich zwischendrin immer wieder an, dass ich ihm nur mal ganz kurz die Schlossknack-Ausrüstung gebe, aber ich bleibe eisern.
    Am Ende des Frühstücks gewinnt Francesco den Wettlauf zum Klo. Er gewinnt immer, wenn er da ist. Hat einfach den kürzesten Weg von seinem Emanuelle-l-bis-4-Stuhl aus, und an ihm kommt keiner vorbei. Zweiter bin ich, dritter Tobi, vierter Gonzo. Reto versteht die Hektik und die Rangeleien nicht. Erst nachdem er als fünfter und letzter sein Geschäft verrichtet hat, hat er für alle Zeiten begriffen, worum es bei diesem Spiel geht.
    Nach dem Frühstück probiere ich mich durch die Hosen meiner Mitbewohner, weil ich nicht in Jogginghosen ins Museum will. Gonzos Angebote fallen leider total aus. Viel zu kurz und zu eng. Bei Tobi ist es genau das Gegenteil und bei Francesco erst recht. Am Ende nehme ich eine Jeans von Reto. Muss ich zwar die Hosenbeine umkrempeln, aber obenrum passt sie wenigstens halbwegs.
    Auf dem Weg zur U-Bahn klingelt mein Handy.
    »Hallo Caio.«
    »Hallo Krach, wie gehts?«
    »Bis auf dass unsere Wohnung seit gestern wie ein DDR-Seniorenheim riecht, bestens.«
    »Hör zu, ich hab schon bei Hendriks Abschiedsparty dauernd nachgedacht, was wir aus deiner Singerei machen können. Und gestern in der Koksergalerie, als du das erste Lied gesungen hast, hats bei mir endlich gefunkt.«
    »Ja, ich hab mich gestern auch etwas mehr reingehängt. Schade, dass die Russen…«
    »Macht nichts, mir war schon bei den ersten Takten klar, wo ich dich unterbringe.«
    Das klingt gut. Vielleicht braucht Seeed ja noch einen Sänger?
    »Halt dich fest – du wirst die Stimme von Ernie.«
    »E… E…«
    »Ja, genau, Sesamstraßen-Ernie. Natürlich erst mal nur vertretungsweise, aber wer weiß… Hallo, bist du noch dran?«
    »… Ja.«
    »Also, wir haben morgen um zwölf einen Termin im Studio Hamburg. Du hast doch morgen frei, oder? Wir treffen uns um neun am Hauptbahnhof. Versau es nicht. Es ist eine Riesenchance.«
     
    *
     
    Auch nach vier Stunden Museumsschicht habe ich die Botschaft aus Caios Worten immer noch nicht richtig verstanden. Habe ich eine Stimme wie Ernie? Das kann nicht die Wahrheit sein. Caio denkt, ich könnte so singen wie Ernie, wenn ich es versuche. Ja, so denkt er bestimmt. Wir werden sehen.
    Über Amelie habe ich auch nachgedacht. Ich sehe es jetzt so: Lambert ist eine Art Prüfung für mich. Komme ich mit ihm klar, könnte ich auch mit Amelie zusammenleben. Und wenn nicht, dann ist einfach von vorneherein der Wurm drin. Genau wie bei Tobi und ihr. Ich werde mal versuchen, mich mit Lambert anzufreunden. Einfach mal Gassi gehen und dabei bisschen Smalltalk mit ihm machen. Und ich sollte mir eine andere Tasche zulegen. Eine mit Magnetverschluss…
    Da ist ja schon wieder dieser Mann mit dem Sir-Charles-Lytton-Blick. Eigentlich sollte ich ja alle Besucher im Blickfeld behalten, aber ich kann nicht anders. Ich konzentriere mich nur auf ihn… Nein, so schaut keiner ein Bild an, der Kunst mag. Dieser Blick hat was Kaltes. Ihn interessieren keine Farben und Bildkompositionen. Ihn interessiert nur der Wert. Kein Zweifel.
    Oho, jetzt kommt noch ein zweiter dazu. Ich hab genau gesehen, wie Lytton ihn mit einer unauffälligen Kopfbewegung herbeigewunken hat. Sie wechseln kein Wort. Der zweite wirkt ein wenig unsicher, aber sein Blick ist ebenso kalt. Wenn ich das Bild wäre, würde ich Angst bekommen.
    Der Fall ist klar. Ich

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