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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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kann, was ich tun soll und, noch viel wichtiger, was ich nicht tun soll?… Immerhin hat Amelie ja quasi alles selbst angeleiert. So richtig beklagen braucht sie sich nicht… Tut sie ja auch gar nicht. Erstens weiß sie nichts, zweitens wäre sie vielleicht gar nicht traurig. Bis jetzt hat sie mir zumindest noch keine Lasagne gebacken… Nein, die Frage ist, merkt sie etwas? Wenn sie in mich verliebt ist, müsste sie doch etwas merken…
    »Jauuuul!«
    »Ich fürchte, wir müssen schon wieder gehen. Lambert hat Durst.«
    »Ich kann ihm doch schnell ein Schälchen Wasser…?«
    »Geht nicht.«
    »Was? Wieso?«
    »Weil ihr seit einer Stunde kein Wasser mehr habt.«
    »Nein! Haben die Pressluft-Guerilleros jetzt etwa auch noch die Wasserleitung angestemmt?«
    »Tobi meint, nein, es muss was anderes sein.«
    »Hm, wart mal, die Nachbarwohnung müsste doch auf jeden Fall an einem anderen Versorgungsstrang liegen. Ich schlüpf einfach schnell durchs Loch und hol da Wasser.«
    »Haben wir schon probiert. Da sind aber alle Wasserhähne abmontiert.«
    »Ach so.«
    »Tobi probiert gerade, einen Eimer Wasser von euren Nachbarn zu organisieren.«
    »Da gibts nur noch die Vietnamesen und den alten Mann, der nie spricht.«
    »Vielleicht hat er ja Glück.«
    »Jauuuuul!«
    »Aber wenn er nicht gleich kommt, muss ich los. Ich kann meinem kleinen Baby hier nicht zu viel auf einmal zumuten.«
    »Tja.«
    »Übrigens, nur damit du es weißt, Tobi erfindet die ganze Zeit Ausreden, um in dein Zimmer zu gehen. Ich tippe mal, er sucht seine Schlossknackausrüstung.«
    »Bestimmt tut er das. Aber er hat keine Chance.«
    »So gut versteckt?«
    »Nö, ich hab das Zeug immer dabei. Ich bin ja schließlich verantwortlich für seine Gesundheit. Das nehm ich sehr ernst.«
    »Da kommt er ja.«
    Tobi stolpert schnaufend mit einem randvoll gefüllten Putzeimer über die Schwelle. Das Wasser schwappt links und rechts raus. Lambert springt von Amelies Schoß und stürzt sich auf die Pfützen.
    »Puh, schwer.«
    »Hallo, Tobi.«
    »Ich sag dir, der alte Mann im Dritten hat so was von einen an der Waffel. Glaubst du, der hätte ein Wort mit mir geredet, als ich ihn wegen Wasser gefragt hab? Nicht mal mit Blicken hat der geredet.«
    »Aber Wasser hat er dir gegeben?«
    »Ja. Das heißt, er hat den Eimer genommen, die Tür zugemacht und ist nach ungefähr zehn Minuten wiedergekommen.«
    »Na, mal sehen, wie lange das reicht. Am besten, wir trinken nur noch Bier.«
    »Stell den Eimer lieber auf den Tisch, bevor Lambert… zu spät.«
    »Und du hast keine Ahnung, warum nichts mehr aus dem Hahn kommt?«
    »Nein. Vielleicht gehts ja schon wieder?«
    »Ich probier mal – nö.«
    »Na, wenigstens gibt es auch eine gute Nachricht, Krach: Der Strom geht wieder.«
    »Oh. Wie das?«
    »Haben die Georgier wieder geflickt. Der Wohlgemuth weiß wahrscheinlich gar nichts davon.«
    Amelie gibt Lambert ein Wasserschälchen, damit er nicht mehr aus dem Eimer schleckt. Tobi beginnt Bier zu zapfen.
    »Wart mal, vielleicht sollten wir noch schnell unten forschen, was mit dem Wasser los ist. Ich meine, bevor Gonzo nach Hause kommt, verstehst du?«
    »Hm? Ach so, na gut.«
    Wir nehmen unseren ganzen Verstand zusammen und finden heraus, an welcher Wand die Wasserleitung für unsere Wohnung liegt, und sehen uns die gleiche Wand im Erdgeschoss an. Nichts Verdächtiges. Und die Georgier sind weit weg im Seitenflügel.
    »Hm, also wenn wir kein Wasser haben, dürften die Galeriekokser logischerweise auch kein Wasser haben, oder?«
    »Das dürfte sie auch nicht besonders stören, weil sie nicht putzen und sich von Wodka und Koks ernähren.«
    »Außer sie müssen mal aufs Klo.«
    »Tja.«
    »Komm, wir schauen mal in den Keller. Vielleicht hat auch einfach nur irgendein Scherzkeks den Absperrhahn zugedreht.«
    »Wenns sein muss.«
    In unserem Keller herrscht die Luftfeuchtigkeit einer Tropfsteinhöhle, und man riecht jeden Einzelnen der zahlreichen Rohrbrüche, die das Haus im Lauf seiner Geschichte erlebt hat. Alles, was man hier lagert, zerfällt nach kurzer Zeit zu schimmeligem Brei. Ich versuche, mich so wenig wie möglich dort unten aufzuhalten, und wenn es doch mal sein muss, stelle ich mich danach immer gleich unter die Dusche, auch wenn ich gar nichts angefasst habe. Und selbst dann bin ich noch unsicher, ob ich nicht am Ende noch anfange, von innen heraus zu schimmeln. Was weiß ich, was man da alles einatmet.
    Wir reißen uns zusammen und tapsen vorsichtig die glitschige

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