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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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Sie raus. Sofort. Achtkantig. Wiedersehen.«
    Er rauscht ab.
    »Was war das denn jetzt?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht will er versuchen, uns was anzuhängen? Was anderes fällt mir beim besten Willen nicht dazu ein. Wir sollten auf jeden Fall Francesco Bescheid sagen.«
    »Tja, und mit dem Wasser hat er uns jetzt sowieso ganz schön bei den Eiern, was?«
    »Tja, wenn dir die Hacker-Ehre weiterhin wichtiger ist als fließendes Wasser, dann ist das wohl so.«
    »Mann, Krach, stell dir einfach vor, du hättest den 3. Dan in Karate und würdest auf die Straße gehen und wehrlose Frauen vermöbeln. Das macht man nicht.«
    »Ein Türschloss ist keine wehrlose Frau.«
    »Hallo? Dieser 15-Euro-Economy-Schließzylinder ist für mich eine 80-jährige blinde Oma mit Schnupfen und Gehhilfe. Dem helf ich höchstens über die Straße.«
    »Der Schließzylinder will nicht über die Straße.«
    »Wortklauber.«
    »Also weiterhin Wasserholen beim Schweige-Opa?«
    »Nächstes Mal bist du dran.«
    »Ach, Tobi.«
    Als wir die Küche betreten, wartet die nächste Heimsuchung auf uns.
    »Hoch die Tassen, Homies! Wir haben den Frische-Deo-Pitch gewonnen!«
    »Aha.«
    »Wir haben das tatsächlich durchgezogen mit der Mann-Frau-Catchernummer. Absolute Weltidee von euch, muss ich sagen.«
    »Wenn wir den Film dazu drehen, laden wir dich und deine Freundin zum Casting ein.«
    »Na, was ist denn? Immer noch kein Getränk in der Hand? Euch müssen wir doch wohl nicht zeigen, wie man Bier zapft?«
    »Jauuuuul!«
    Ich schwöre, wenn ich nicht schon die ganze Zeit Durst gehabt hätte und wenn nicht Lambert schon mit seiner Zunge im Wassereimer gewesen wäre, ich hätte das gemeinsame Bier offen verweigert. Aber es hilft ja nichts.
    »He, da kommt ja fast nichts mehr raus. Habt ihr etwa in der kurzen Zeit das Fass alle gemacht?«
    »Na, bisschen feiern muss schon sein nach so einem Success.«
    »Wir bringen euch morgen ein neues mit.«
    »Das sagen alle immer.«
    »He, ein Mann, ein Wort. Okay? Bei uns gilt das noch.«
    »Da sind wir vom Scheitel bis zur Sohle Old School. Ups, böses Ührchen, wir müssen wieder.«
    »War nett mit euch. Cya.«
    »Jauuuuul!«
    »Ruhig, Lambert.«
    Bevor wir weiterreden, reichen Tobi und ich uns erst einige Male das Glas mit der faden Rest-Plörre hin und her. Wir genießen den Augenblick. Jedes Mal, wenn Elvin und Adrian weg sind, ist das wie Zahnschmerz, der plötzlich aufgehört hat.
    »Ich glaub, wir müssen mit Gonzo reden. Er hat sie hier reingeholt, er soll sie auch wieder rauswerfen.«
    »Aber wenn euch der Strom wieder flöten geht?«
    »Lieber leg ich eigenhändig ein Kabel von deinem Studentenwohnheimzimmer hierher, als noch mal auf diese Forza-Idee-Säcke angewiesen zu sein, Amelie.«
    »Na, wartet mal wenigstens noch ab, bis das mit dem Wasser geklärt ist. In solchen Situationen braucht man Freunde.«
    »Wir könnten das mit dem Wasser sofort klären, aber Tobi will keine alten Omas vermöbeln.«
    »Krach will sagen, dass der Wohlgemuth uns das Wasser abgedreht hat und dass wir nicht an den Absperrhahn rankönnen, weil da jetzt neuerdings eine Tür davor ist.«
    »Und Tobi weigert sich, das Schloss zu knacken, obwohl er es könnte.«
    »Finde ich sehr vernünftig. Mit einer beginnenden Sehnenscheidenentzündung sollte man nicht spaßen. Ich hatte da neulich mal einen Schimpansen im Seminar, der…«
    »Jauuuuuul!«
    »Okay, Lambert, wir gehen jetzt. Hast ja tapfer durchgehalten.«
    Amelie umarmt uns beide und geht. Ich rieche sicher überall nach Julia. Das muss sie doch merken? Aber nein, kein Zucken, kein fragender Blick, bin wahrscheinlich nur paranoid.
     
    *
     
    Das Nord-Derby fällt wirklich genau auf den richtigen Tag. Ich bin von den vergangenen zwei Nächten völlig platt und brauche dringend Erholung und einen Anlass, nicht nachzudenken.
    Wir haben uns schon früh die sechste Reihe in der FC Magnet Bar gesichert, lümmeln in den Sitzen und betrachten mit angenehm leeren Köpfen die Bilder, die der Beamer an die Wand vor uns wirft. Diesem Ort sollten wir eigentlich mal einen Dankessong widmen. Public Viewing in fast komplett idiotenfreier Umgebung gibt es nämlich fast nirgends. Tobi und Gonzo in der Mitte der Reihe sind aufgekratzt, weil es für sie ja immerhin um Leben und Tod geht, aber Francesco, Vollbart-Lukas, Caio und ich gleichen das wieder aus. Uns ist völlig egal, ob Hamburg oder Bremen gewinnt.
    Die Interviews mit den Clubmanagern, die gerade gezeigt werden, interessieren uns kaum,

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