Kaltduscher
obwohl du es verdient hättest
9) Könntest du mir bitte eine SMS schreiben, in der steht, dass du das genau so siehst wie ich?
10) Könntest du mir bitte eine SMS schreiben, in der steht, dass du das ganz anders siehst?
11) Hättest du mir die Schlaf-gut-SMS geschrieben, würd ich jetzt was Netteres schreiben
12) Sei bloß froh, dass du mir nich die Schlaf-gut-SMS geschrieben hast, sonst müsste ich jetzt noch viel gröber werden
13) Lass uns auf die kirchliche Trauung verzichten
14) Lass es uns als Nächstes im. Schwimmbad probieren
15)…
Mietgorillas
»Morgen, Krach, was steht da eigentlich auf dem Zettel, der auf deinem Bauch liegt?«
»Hmmmpfwas?«
»Interpretationsmöglichkeiten einer SMS von Julia mit dem Text ›es war nur was sexuelles‹. Erstens…«
»Gib mir sofort den Zettel, Gonzo.«
»Schon gut, ich dachte, das war die Einkaufsliste. Ich wollte nämlich…«
»Was machst du überhaupt in meinem Zimmer?«
»Na, ich brauche eine von meinen Hosen die du nach dem Anprobieren alle nicht zurückgebracht hast.«
»Ach so, Tschuldigung. Wie spät ist es eigentlich?«
»Halb acht.«
»Ächz. Was machst du so früh?«
»Hab ich nicht erzählt? Ich hab einen Job als Testhörer für RS2. Geht um halb neun los.«
»Mein Patenonkel Heinz predigt am Montag morgen im Berliner Dom. Dann weck ich dich auch einfach mal um… Moment, sagtest du Testhörer für RS2?«
»Na, ich muss mir Songs anhören und ankreuzen, ob ich die weiterhin gerne im Radio hören möchte. Musste nur angeben, dass ich RS2-Stammhörer bin, um den Job zu bekommen.«
»Du bist wahnsinnig.«
»Na hör mal, hundert Euro für sechs Stunden Musikhören ist doch nicht schlecht, oder?«
»Sechs Stunden Superoldies und das Beste von heute«.
»Für mich wäre viel schlimmer, wenn ich sechs Stunden das RS2-Corporate-Design ansehen müsste. Außerdem gibt es ja Pausen.«
»Du bist wahnsinnig.«
»Mach dir keine Sorgen. Aber sag mal, was war das denn jetzt mit Julia und ‘ es war nur was sexuelles’? Gibt es da etwas, was deine WG wissen sollte?«
»Nein, ich bereite nur ein Rollenspiel für einen Schauspielkurs vor, und dabei greife ich auf Charaktere aus meinem Freundeskreis zurück.«
»Ach so. Und wo ist jetzt die Einkaufsliste?«
»In der Küche, da, wo sie immer ist.«
»Alles klar. Ich muss los. Bis dann.«
Puh.
Ich stecke den Zettel unter mein Kopfkissen und schlafe auf der Stelle wieder ein.
*
»Gopf! Schon wiedrch zu spät!«
Ich kann Reto verstehen. Als Letzter nach dem Frühstück auf die Toilette zu müssen ist sowieso schon ein Alptraum. Aber heute, wo wir nur einen Eimer Wasser haben, um das gesammelte Elend aus der Schüssel zu spülen, ist es natürlich besonders gemein. Da zahlt er jetzt Lehrgeld. Muss halt erst noch die nötigen Reflexe ausbilden, um so schnell von seinem Stuhl hochzukommen wie früher Hendrik. Aber wer weiß, vielleicht ist auch sein Grundcharakter einfach zu ruhig.
»Du hast immerhin Glück, dass Gonzo schon weg ist und Francesco bei seinem Freund übernachtet hat.«
Hm, lieber ein neues Thema.
»Was hast du eigentlich die ersten Tage in Berlin so getrieben?«
»Nun, irch versurche, in der Modebranrche Fuß zu fassen. Da muss irch noch ein wenig die rirchtigen Personen treffen, aber bisherch fügt sirch alles wunderbarch, odrch.«
Etwas unheimlich ist er mir in seiner Zielstrebigkeit ja schon. Gerade mal drei Tage hier und anscheinend schon bestens in der Spur. Andere schaffen es in dieser Zeit höchstens einmal den Fernsehturm rauf und wieder runter. Andererseits, Reto und Mode kann ich mir irgendwie überhaupt nicht vorstellen. Da fehlt ihm das Exzentrische. Aber soll er sich ruhig mal selber die Hörner abstoßen.
»Danke übrigens, dass ich heute noch mal deine Hose haben kann.«
»Chrein Problem, odrch.«
NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHT!
Unsere Wohnungsklingel. Das heißt, es war mal unsere Wohnungsklingel, bis Herr Wohlgemuth, als erste Amtshandlung, eine neue Klingelanlage einbauen ließ. Seitdem können wir zwar endlich die Haustür unten per Summer öffnen, aber dafür macht es in unserer Wohnung jetzt nicht mehr Dingdong, sondern NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHT!, und für diese akustische Vogelscheuche das Wort Klingel zu verwenden geht wirklich an der Realität vorbei. Wer uns wohlgesonnen ist, drückt den Knopf nur ganz kurz oder begnügt sich mit Anklopfen. Wenn es dagegen NÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄHT macht, kann das
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