Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
Vom Netzwerk:
turnt.
    »Warum habt ihr alle L…? Mmpf!«
    Der Spinner hält mir so fest den Mund zu, dass ich kaum noch Luft kriege, zerrt mich in die Küche, starrt mich an und legt den Zeigefinger vor die Lippen. Dann schreibt er statt zu reden auf ein Papier.
    Vorsicht! Stasi hört mit!
    Haben Lichtschalter abgeschraubt. Gucken, ob Abhörmikros, drin sind. Wie bei »Das Leben der Anderen«.
    Ich verdrehe die Augen und schreibe zurück.
    Und?
    Nix. Müssen woanders, sein.
    Und jetzt?
    Versuchen, Lichtschalter wieder anzuschrauben. Nicht einfach. Blödes DDR-Klump. Sicher voller Schadstoffe. Neuer Code: Wenn du was zum Thema Stasi-Opa und Abhören sagen willst, sprich von Bügeleisen .
    Okay.
    Ich nehme mir ein Bier und sehe zu, wie Tobi und Gonzo sich abmühen, die ausgeblichenen, morschen Plastikteile wieder so anzuschrauben, dass man hier wie vorher das Licht anknipsen kann. Immer wieder passt irgendwas nicht oder bricht einfach ab. Wäre gut, wenn Hendrik jetzt hier wäre. Oder wenigstens Reto.
    Ich schlurfe in mein Zimmer. Da wartet die nächste Überraschung. Einer der Brombach-Bauarbeiter hat das Riesenloch in meiner Wand zugemauert. Es ist zwar noch nicht verputzt, aber selbst wenn das für alle Zeiten so roh bleiben würde, wäre es toll. Endlich keine Überraschungsbesuche von Elvin und Adrian mehr. Francesco hätte ruhig schon früher mal juristischen Druck auf Wohlgemuth machen sollen.
    Draußen höre ich eine Bauarbeiterstimme mit Tobi und Gonzo reden.
    »So, Decke ist auch fertig. Wenn der Putz getrocknet ist, kommt dann noch der Maler vorbei. Wasser geht auch wieder. Schaun Sie selber. Kalt, warm, alles da. Dann bitte noch hier unterschreiben.«
    »Wow, danke. Wollen Sie vielleicht ein Bier? Also ich finde, das haben Sie sich echt verd…«
    »Keine Zeit. Wir haben noch einen anderen Job zwei Straßen weiter. Auch mit Prämie, wenn wirs heute noch schaffen.«
    Die Arbeiter fegen die letzten Schmutzreste weg, packen zusammen und verlassen die Wohnung fast im Laufschritt.
    »Puh, ganz schön eifrig, die Jungs.«
    »Muss ein großartiges Lebensgefühl sein, wenn man so richtig sinnvolle Arbeit macht und voll darin aufgehen kann.«
    »Ein Glück, dass die schon zur Tür raus sind. Für den Spruch wären sie dir am Ende noch wirklich an die Gurgel gegangen.«
    »Und hat der da gerade eben tatsächlich was von Wasser geht wieder gesagt?«
    »Ja. Wirklich.«
    »Wollen wir Hölzchen ziehen?«
    »Okay.«
    Gonzo verschwindet kurz in der Küche und kommt mit drei Streichhölzern wieder, die mit den Enden aus seiner Hand ragen. Wir ziehen.
    »Gut, Krach darf als Erster.«
    »Dein Glückstag heute.«
    »Hm, na gut.«
    »Darf als Erster duschen und macht nicht mal einen Luftsprung.«
    »Verwöhnte Jugend. Komm, Gonzo, wir müssen noch ein paar äh… Bügeleisen zusammenlöten.«
    Die beiden wenden sich wieder ihren Lichtschaltern zu. Ich trotte ins Bad. Vielleicht hätte gar nichts dagegen gesprochen, wenn ich denen gesagt hätte, dass ich schon bei Amelie geduscht habe, aber ich will vorsichtshalber alles vermeiden, was die Dinge noch komplizierter machen könnte.
    Während zum zweiten Mal für heute wunderbar warmes Wasser an mir herunterperlt, versuche ich, mich zu entspannen. Ist mir aber auch schon mal besser gelungen.
    Als ich den Duschvorhang beiseiteziehe, steht Tobi schon nackt und sprungbereit im Raum.
    »Ein Glück, dass ich wenigstens das mittellange Hölzchen gezogen habe. Gonzo ist echt ein Pechvogel.«
    »Das… kann man so und so sehen.«
    Tobi hört mich schon nicht mehr, weil er in einem gigantischen Wasserschwall untergetaucht ist.
    »Aaaaaaaah! Ooooooooooh! Jaaaaaaaaaah! Wir brauchen dringend noch einen Brausekopf mit höherem Wasserdurchsatz.«
    Ich trockne mich ab und sehe durch die Tür, wie Gonzo liebevoll den letzten kaputten Lichtschalter mit Gaffer-Tape verklebt, damit niemand in die Drähte langt. Ja, irgendwie wirkt er ruhiger und glücklicher. Aber ist Amelie wirklich in ihn verliebt?
    »Hey, schick die neue Hose, Krach. Könntest du noch kürzen lassen, aber sieht so umgekrempelt eigentlich auch ganz gut aus.«
    »Das hat Amelie auch gesagt.«
    »Ach, hast du sie heute schon gesehen?«
    »Äh ja, vorhin, zufällig, kurz…«
    Ja, er ist verliebt. Ich sollte das jetzt einfach mal verarbeiten und dann in Ruhe weitersehen.
    Leicht gesagt.
    »Holt schnell Elvin und Adrian. Ich bin der Hauptdarsteller für den Frische-Deo-Spot.«
    Tobi tänzelt mit einem Handtuch um die Hüften in der Badezimmertür

Weitere Kostenlose Bücher