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Kaltduscher

Kaltduscher

Titel: Kaltduscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Matthias Sachau
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russische Schläger auf den Hals schicken. Und jetzt hat er uns, quasi als Strafe, das warme Wasser wieder abgedreht.«
    »Russische Schläger? Verstehe, wirklich ein raffinierter kleiner Bastard, der Kerl. Aber schnuckelig.«
    »Glaubst du, der will das als Grund vorschieben, um uns zu kündigen?«
    »Na, aber sicher doch.«
    »Und was können wir da tun?«
    »Nichts – außer darauf warten, dass er uns unsere süßen kleinen Ärsche in Stücke pflückt.«
    »Jetzt hör mal auf. Du hast ihn doch erst gerade mit ein bisschen Profi-Juristendruck dazu gebracht, dass hier von einem Tag auf den anderen alles wieder ins Lot kommt, da kannst du uns nicht erzählen…«
    »Ich habe keinen juristischen Druck gemacht, ich hab mich vor ihm in den Staub geworfen und seine Schuhe abgeleckt.«
    »Sehr komisch.«
    »Na ja, zumindest hab ich es als Alternative erwogen…«
    »Also, wie verhalten wir uns jetzt?«
    »So wie bisher. Miete zahlen und ihn nicht verhauen. Den Rest überlasst meinem Charme.«
    »Kannst du nicht einfach mal was echt Beruhigendes sagen?«
    »So was wie Ich habe seine Eier im Schraubstock und morgen drehe ich zu?«
    »Autsch! Nein, das ist nun wirklich nicht mein Stil.«
    »Und wann kriegen wir dann wieder warmes Wasser?«
    »Hat er behauptet, dass das bauliche Gründe hat?«
    »Wenn ich mich richtig erinnere, ja.«
    »Dann dauert es ein paar Tage, leider…«
    Kawummmm!
    »Mein Gott, was für ein Donner!«
    »So ungefähr hat es sich angehört, als deine Decke eingestürzt ist. Noch bisschen lauter.«
    »Haben wir überhaupt einen Blitzableiter?«
    »Weiß nicht.«
    Milliarden Regentropfen veranstalten ein Rauschen, als hätte man beim Fernseher meines Opas das Programm verstellt und den Audioausgang an die Verstärkeranlage der Scheitelkokser angeschlossen. Passend dazu kommt Reto aus der Dusche. So können wir uns noch besser vorstellen, wie man sich jetzt fühlen würde, wenn man in diesem Moment draußen wäre.
    »Alles klar mit dir, Reto?«
    »Ja, warum?«
    »Na ja, die Dusche war doch eiskalt.«
    »Irch dusche immrch chralt.«
    Drrrrrrrring.
    »Gonzo, die Lasagne muss raus.«
    »Komme schon. Wo sind die Topflappen? Ah, danke.«
    Er dreht den Ofen ab und öffnet die Klappe.
    »Uaaarg, wie riecht denn das?«
    Gonzo ist fast einen Meter zurückgesprungen.
    »Fenster auf! Sofort!«
    »Bei dem Gewitter?«
    »Egal!«
    Wir haben uns alle in den äußersten Winkel der Küche verzogen und halten uns die Nasen zu. Tobi traut sich als Einziger an den Ort des Grauens heran. Einem Pharmazie-Student jagt wahrscheinlich kein Duft so schnell Angst ein.
    »Gonzo! Du Vollpfosten!!!«
    »Wieso? Eine halbe Stunde auf 180 Grad. Genau wie sie es gesagt hat…«
    »Aber du hast die Frischhaltefolie draufgelassen!«
    »Mist…«
    NÄÄT.
    »Oh nein, Amelie.«
    Einen kurzen Moment rührt sich keiner von uns. Dann macht sich Gonzo mit hängendem Kopf auf den Weg zur Tür.

Frauenversteher
     
    Es war eine Szene, die keiner von uns so schnell vergessen wird. Amelie klatschnass, fassungslos und um Worte ringend. Gonzo kreidebleich, ebenfalls fassungslos und um Worte ringend. Dazwischen Lambert, verängstigt und jaulend. Wir Übrigen in der Ecke zusammengedrängt, verstört und schweigend. Dazu Blitze, die alles in passendes Licht setzten, Donner, die die Sätze zerhackten, und der rauschende Wolkenbruch, der die mundgerecht zerkleinerten Sprachfetzen genüsslich verschluckte.
    Keiner weiß genau, wie lange es dauerte, bis Amelie wieder aus der Tür stürzte und im Regen verschwand. Es kam mir quälend lang vor, aber gleichzeitig auch atemberaubend kurz, wenn man bedenkt, um was es ging. Während wir wie eingefroren noch in der Ecke verharrten und Gonzo als Übersprungshandlung in der Lasagne con Frischhaltefolie herumstocherte, schnappte sich Francesco einen Schirm und stürzte Amelie hinterher.
    Wir Übrigen sitzen nun schon seit über einer Stunde um den Tisch herum und warten darauf, dass die beiden oder einer von ihnen zurückkommt. Ausnahmsweise sind wir unter uns. Der Regen hat unsere abendlichen Küchenstammgäste wohl dazu gebracht, heute mal zu Hause zu bleiben. Wir könnten also jetzt im trauten WG-Kreis lange und viel über Amelies und Gonzos Missgeschick sprechen. Und darüber, wie man das vielleicht wieder einrenken kann. Heißt ja immer, dass Männer nicht über Gefühle sprechen können, stimmt aber gar nicht. Ist mehr eine Frage der Menge.
    Trotzdem, jetzt denkt jeder für sich, dass ja Francesco und Amelie oder

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